Das Verlorene Labyrinth
üppigen dunklen Wimpern gesäumt wurden. Ihre perfekt geschnittene dunkle Lockenpracht fiel ihr bis auf die geraden Schultern.
»Das Zimmer ist eine Wucht«, sagte Will. »Die vollkommene Kulisse für dich. Kühl, teuer, erlesen.«
Die kleinen Diamantstecker in ihren Ohren glitzerten, als sie sich vorbeugte, um ihre Zigarette auszudrücken.
»Es hat früher meinem Großvater gehört.«
Sie sprach mit einem kaum wahrnehmbaren französischen Akzent, den er noch immer reizvoll fand. Sie stand auf und ging auf ihn zu, die Schritte lautlos auf dem dicken, blassblauen Teppich.
Will lächelte erwartungsvoll, als er ihren einzigartigen Duft einatmete: Sex, Chanel und ein Hauch Gauloise.
»Umdrehen«, sagte sie und machte eine kreisende Bewegung mit dem Finger in der Luft. »Dreh dich um.«
Will tat, wie ihm geheißen. Marie-Cecile begann, ihm den Nacken und die breiten Schultern zu massieren. Er spürte, wie sich sein Körper unter ihrer Berührung dehnte und entspannte. Keiner von beiden achtete auf das Geräusch der Haustür, die sich öffnete und schloss. Will registrierte nicht einmal die Stimmen unten in der Halle, die Schritte, die zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hoch und dann rasch über den Korridor kamen. Es wurde zweimal kräftig an die Schlafzimmertür geklopft. »Ma- man!«
Will erstarrte.
»Das ist nur mein Sohn«, sagte sie. »Oui? Qu'est-ce que c'est?«
»Maman! Je veux te parier.«
Will hob den Kopf. »Ich dachte, er würde erst morgen wiederkommen.«
»Dachte ich auch.«
»Maman!«, wiederholte Fran c ois-Baptiste. » C'est important.« »Wenn ich gehen soll ...«, sagte Will verunsichert. Marie-Cecile massierte ihm weiter die Schultern. »Er weiß, dass er mich nicht stören darf. Ich rede später mit ihm.« Sie hob die Stimme. »Pas maintenant, Fran c ois-Baptiste.« Dann fügte sie für Will auf Englisch hinzu, während sie ihre Hände über seinen Rücken gleiten ließ: »Im Augenblick ist es ... unpassend.«
Will rollte sich auf den Rücken und setzte sich verlegen auf. In den drei Monaten, die er Marie-Cecile nun kannte, war er ihrem Sohn nie begegnet. Fran c ois-Baptiste war entweder an der Uni gewesen oder mit Freunden in Urlaub. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass Marie-Cecile das so arrangiert hatte.
»Red doch kurz mit ihm.«
»Na schön, wenn es dich glücklich macht«, sagte sie und glitt vom Bett. Sie öffnete die Tür einen Spalt. Es wurden leise ein paar Worte gewechselt, die Will nicht verstehen konnte, dann waren Schritte zu hören, die sich entfernten. Sie schloss wieder ab und drehte sich zu ihm um.
»Zufrieden?«, sagte sie leise.
Langsam bewegte sie sich auf ihn zu, betrachtete ihn unter dem Rand ihrer langen dunklen Wimpern hindurch. Ihre Bewegungen hatten etwas Inszeniertes an sich, fast wie eine Vorstellung, aber Will spürte dennoch, wie sein Körper darauf reagierte.
Sie drückte ihn zurück aufs Bett und setzte sich rittlings auf ihn, legte ihre eleganten Arme auf seine Schultern. Ihre scharfen Nägel hinterließen schwache Kratzspuren auf seiner Haut. Er spürte, wie ihre Knie in seine Seiten drückten. Er griff nach oben und fuhr mit den Fingern über ihre glatten, muskulösen Arme, strich mit dem Handrücken über ihre Brüste unter der Seide. Die dünnen Seidenträger glitten widerstandslos von ihren schön geformten Schultern.
Das Handy auf dem Nachttisch klingelte. Will achtete nicht darauf. Er zog das zarte Hemdchen an ihrem schlanken Körper herunter bis zur Taille.
»Die rufen noch mal an, wenn's wichtig ist.«
Marie-Cécile sah nach der Nummer auf dem Display. Sofort schlug ihre Stimmung um.
»Ich muss rangehen«, sagte sie.
Will wollte sie daran hindern, aber sie stieß ihn ungehalten zurück. »Lass mich.«
Sie zog sich wieder an und entfernte sich von ihm, trat ans Fenster. »Oui. ]' écoute.«
Er hörte das Knistern einer schlechten Verbindung. »Trouve-le, alors!«, sagte sie und legte auf. Mit zornesrotem Gesicht griff Marie-Cécile nach einer Zigarette und zündete sie an. Ihre Hände zitterten.
»Probleme?«
Zuerst dachte Will, sie hätte ihn nicht gehört. Sie sah aus, als hätte sie vergessen, dass er überhaupt im selben Raum war. Doch dann blickte sie ihn an.
»Etwas Dringendes hat sich ergeben«, sagte sie.
Will wartete, bis ihm klar wurde, dass er keine weitere Erklärung bekommen würde und jetzt gehen sollte.
»Tut mir Leid«, sagte sie in versöhnlichem Ton. »Ich würde viel lieber hier bei dir bleiben, mais
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