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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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streckte die Hand aus. »Mein Name ist Alex Leong, ich bin der Chefarzt. Entschuldigen Sie bitte meinen Aufzug, aber ich habe gerade eine Operation hinter mir.«
    »Ich hoffe, es ist alles gutgegangen«, sagte Kipper.
    »Das werden wir sehen«, entgegnete Leong, während sie sich die Hände schüttelten. Kip bewunderte die langen, dünnen Finger des Arztes, der seinen Griff erstaunlich kräftig erwiderte.
    »Wie geht’s den Soldaten?«, fragte er ernst.

    »In den letzten achtundvierzig Stunden haben wir 219 Verwundete aus New York hereinbekommen«, sagte Leong. »Wir haben gesehen, dass die Schutzausrüstung sie vor den meisten tödlichen Verletzungen bewahrt, jedenfalls im Körperzentrum. Leider mussten wir einige Amputationen, manchmal sogar mehrerer Extremitäten vornehmen.«
    Kipper merkte, wie sich sein Gesicht vor Abscheu verzog, und bemühte sich, ein bedauerndes Stirnrunzeln daraus zu machen, um seine Abneigung zu verbergen. Er hatte herausgefunden, dass es seine Mitmenschen sehr irritierte, wenn er aussah, als würde er jeden Augenblick durchdrehen. »Haben Sie hier alles, was Sie brauchen?«, fragte er und musste gleichzeitig daran denken, dass Jed Culver jedes Versprechen für weitere Geräte ganz bestimmt kritisieren würde.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Die Army unterstützt uns mit allem, was sie entbehren kann, aber einige der Medikamente sind schon über dem Verfallsdatum. Verbände und Geräte sind da ja nicht anfällig, aber wir haben Probleme mit den Arzneimitteln und anderen verderblichen Produkten.«
    »Jed?«
    »Ja.« Culver seufzte. »Ich setze es ganz oben auf die Liste, Sir. Ich werde mich mit Senator Clavell in Verbindung setzen, um herauszufinden, was wir da tun können.«
    »Wir haben da noch ein Problem«, sagte Leong und machte eine Handbewegung, um den Präsidenten und sein Gefolge in die Station einzuladen.
    »Worum geht es, Doktor?«
    »Bei uns werden die Blutkonserven knapp«, sagte Leong.
    »Welche Blutgruppen?«
    »Alle.«
    Kipper wandte sich an seinen Verbindungsoffizier. »Colonel Ralls, können Sie mir so schnell wie möglich hundert
Leute hier ins Krankenhaus bringen? Heute Morgen habe ich einen Zug mit Siedlern ankommen sehen. Die müssen doch alle auf ihre Gesundheit untersucht werden. Ich will Freiwillige, also müssen Sie ihnen erklären, um was es geht. Sagen Sie ihnen, dass ich sie brauche. Kriegen Sie das hin?«
    Ralls nickte. »Bin schon unterwegs, Mr. President«, sagte er und machte sich auf den Weg.
    »Während wir auf den Colonel und seine Freiwilligen warten«, sagte Kipper und krempelte seine Ärmel hoch, »können wir ja schon mal selbst etwas tun.«
    Culver sah auf seinen Organizer. »Äh, Mr. President, wir haben einen ziemlich straffen Zeitplan.«
    Kipper drehte sich um und schlug Culver auf die Schulter. »Wir haben alle Zeit der Welt, um das Richtige zu tun, Jed. Na, kommen Sie, oder haben Sie etwa Angst davor, gepiekst zu werden?«
    »Nein, Sir. Ich habe nur Angst um meine Reputation. Wenn der Kongress herausfindet, dass ich Blut spende, anstatt es zu trinken, dann werden die mich nicht mehr ernst nehmen.«
    Kipper wandte sich an den Chirurgen. »Geht das in Ordnung, Mr. Leong? Ich versichere Ihnen, dass ich keine Läuse habe, Und wie sieht’s mit dem Rest unserer Delegation aus? Sind wir alle läusefrei?«, fragte er laut.
    Die Militärs schienen ziemlich verblüfft zu sein, aber Leong erklärte, dass er nichts dagegen hätte, Blut abzunehmen, das ein klein wenig bleihaltig war.
    »Meine Patienten werden das bestimmt gut finden«, sagte er lächelnd.
    Die müde Handbewegung, die er dabei vollführte, deutete darauf hin, dass der Doktor schon lange keinen Grund mehr zum Lachen gehabt hatte.
    Zu Culvers deutlichem Missfallen benötigten sie zum Blutspenden eine gute halbe Stunde. Kipper erklärte, sie
würden das wieder aufholen, indem sie ihr Mittagessen unterwegs einnahmen. Er fühlte sich ein wenig elend und schwindelig, nachdem ihm das Blut abgenommen worden war, und hatte keine Lust mehr auf ein richtiges Essen. Einen Keks und ein Glas Saft, mehr würde er im Moment nicht ertragen. Während ein paar Krankenpfleger sich darum bemühten, Sandwiches aufzutreiben, tauchte Culver plötzlich an Kippers Seite auf und hielt ihm ein Handy hin, als könnte es jeden Moment explodieren.
    »Für Sie, Mr. President. Es ist Colonel Kinninmore aus New York.«
    »Entschuldigen Sie bitte, Doktor, aber den Anruf muss ich ungestört entgegennehmen«, sagte Kipper.

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