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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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soll noch ein offizieller Geheimdienstbericht durchkommen«, sagte Culver. »Den werde ich Ihnen so schnell wie möglich zukommen lassen. Die NIA wird sich mit ihren europäischen Partnern darum kümmern, und Echelon wird sich mit den Briten dransetzen. Mal sehen, ob sie irgendwas herausbekommen haben.«
    »Gut.«
    Sie traten aus dem Krankenzimmer und trafen auf ihre Eskorte, die im Flur ein Stück weit entfernt auf sie gewartet hatte, vielleicht um ihnen etwas Vertraulichkeit zu garantieren. Als sie zu ihnen traten, um den kurzen Weg zur Krankenstation gemeinsam zu gehen, sahen sie, wie die erste Gruppe von Blutspendern auf dem Parkplatz ankam. Kipper schaute durch das große Panoramafenster zu, wie die frischgebackenen Amerikaner aus dem Bus strömten und laut durcheinander redend über den Asphalt liefen. Sie lachten und schauten sich neugierig um. Wahrscheinlich suchen sie mich, dachte er.
    »Wenn Sie mir nun bitte folgen möchten, Mr. President«, sagte Leong.

    In der Aufwachstation war es sehr still, als sie eintraten. Hier und da hatten sich Soldaten aufgerichtet und gegen ihr Kissen gelehnt und erwarteten gespannt seinen Besuch. Viele von ihnen waren aber noch nicht ansprechbar. Er kam sich vor wie ein Kind in einer Kirche, das etwas falsch gemacht hatte, aber nicht genau wusste, was. Nun ging er die lange Reihe der Betten entlang und hielt bei denen an, die wach waren, um kurz mit ihnen zu sprechen. Colonel Ralls war wieder bei ihm und hatte ein Kästchen mit »Purple Hearts«, dem Verwundetenabzeichen, bei sich. Der Präsident ließ es sich nicht nehmen, jedem der Soldaten ein Herz an das Kopfkissen zu pinnen, egal ob er bei Bewusstsein war oder nicht. Das hatte er schon sehr oft getan in den letzten drei Jahren. Gleichzeitig versuchte er die Unterhaltung mit Colonel Kinninmore aus seinem umnebelten Kopf zu verscheuchen, denn er wollte sich ganz auf sein Zusammentreffen mit den Soldaten konzentrieren.
    »Hallo, mein Junge. Ich bin James Kipper. Wie heißen Sie?«, fragte er einen rothaarigen Mann, dessen rechter Arm knapp über dem Ellbogen in einem bandagierten Stumpf endete.
    »Specialist Neil Tomlinson, Sir«, bellte der junge Mann zurück und versuchte zu salutieren, wobei er seine Verletzung vergaß. Als er merkte, dass es nicht ging, breiteten sich Verwirrung und Verlegenheit auf seinem Gesicht aus, und Kipper spürte einen Kloß im Hals.
    »Machen Sie sich keine Gedanken darüber, Tomlinson. Sie sind offiziell von allen Pflichten zu salutieren und zu marschieren und von diesem ganzen Kram enthoben.«
    »Und auch vom Küchendienst, Mr. President?«, fragte der Gefreite und bemühte sich, locker zu klingen, was ihm aber nicht ganz gelang. »Kartoffeln schälen geht jedenfalls nicht mehr.«
    Kipper zwang sich zu einem Lächeln.

    »Kein Küchendienst. Darunter haben Sie wohl sehr gelitten, was?«
    Tomlinson schaute demonstrativ zur Decke. »Mehr, als Sie sich vorstellen können, Mr. President.«
    »Darf ich mich setzen?«, fragte Kipper und deutete ans Ende von Tomlinsons Bett.
    »Gern, Sir.« Der Soldat rutschte mühsam zur Seite, bevor Kipper ihn davon abhalten konnte.
    Der Präsident der Vereinigten Staaten setzte sich auf das zerwühlte Bett und schaute Colonel Ralls an, der sich nach vorn beugte und zwei Medaillen aus seinem Kästchen holte. Das Purpurherz und den Stern aus Bronze.
    »So, mein Junge, der Colonel hier hat mir erzählt, dass Sie sich um unser Land verdient gemacht haben. Sie sind nicht nur verwundet worden, sondern haben sich auch heldenhaft verhalten. Nach dem, was er mir sagte …«
    Ralls reichte ihm einen Zettel.
    »… gehörten Sie zu einer Kampfeinheit, die von Heckenschützen, Raketen und Maschinengewehrfeuer angegriffen wurde, und zwar an der Kreuzung Broadway und 26. Straße. Hier steht, einer Ihrer Kameraden wurde niedergeschossen und ist mitten auf der Kreuzung zusammengebrochen. Sie sind durch das feindliche Feuer gerannt und haben ihn da rausgeholt. Dabei haben Sie Ihren Arm verloren, Neil.«
    Kipper las mit bewegter Stimme vom Blatt ab.
    »Hier steht ›für seinen Mut, seine Aufopferungsbereitschaft und seine Durchsetzungskraft bei der Rettung eines verwundeten Kameraden gebührt dem Stabsgefreiten Tomlinson großer Dank und eine traditionelle Anerkennung der Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika‹.«
    Kipper senkte das Blatt und schaute Tomlinson an, dem Tränen in die Augen getreten waren. Welche Gefühle ihn gerade durchströmten, konnte er selbst

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