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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Ihnen, dass Sie gekommen sind«, sagte er aufgeräumt. »Ich weiß, es ist ein weiter, nicht gerade angenehmer Weg hier raus, und ich bin dankbar, dass Sie diese Mühe auf sich genommen haben, denn es ist wichtig.«

    Koppel hob den Stift, wahrscheinlich in der Hoffnung, er könnte beim Präsidenten an das anknüpfen, was er mit Milliner begonnen hatte, aber er erntete nur ein breites Grinsen.
    »Tut mir leid, Ted. Ich würde dir gern eine ganze Menge über das Gesetz zur Wiederbesiedelung erzählen und auch über die Verpflichtung auf Gegenseitigkeit, aber das sollten wir uns für den Heimflug aufheben. Wir sind heute Morgen hierhergekommen, um über ein ganz bestimmtes Thema zu reden, und ich habe Karen und Jed versprochen, dass ich mich daran halten will.«
    Koppel tat verärgert, setzte sich aber hin und hörte zu.
    »Nicht zuletzt wegen der Sicherheitsvorkehrungen, die wir treffen mussten, um Sie alle hierherzubringen, dürfte Ihnen klar sein, dass diese Stadt nicht gerade der sicherste Ort im Land ist. Meinen Secret-Service-Leuten ging der Arsch auf Grundeis, um mal einen Ausdruck meines Großvaters zu benutzen, als ich ihnen mitteilte, dass diese Stadt unser Ziel ist.«
    Jed schaute sich die Anwesenden genau an. Nur wenige lächelten.
    »Genau jetzt«, fuhr Kipper fort, »während wir in diesem alten Fort sitzen, sind mindestens achttausend Plünderer oder Schrotthändler, wie auch immer Sie die nennen wollen, in der Stadt unterwegs, um alles abzutransportieren, was nicht niet- und nagelfest ist. Zigtausende von diesen Leuten sind an der ganzen Ostküste unterwegs bis runter nach Texas. Manche sind nur kleine Profiteure, Ganoven und Ähnliche. Aber es gibt auch große, gut organisierte kriminelle Banden darunter, die aus Europa oder Afrika gekommen sind. Die Marine und die Küstenwache haben alles in ihrer Macht Stehende getan, um ihnen den Zutritt zu verwehren, aber wir verfügen nicht mehr über so viele Kräfte wie einst. Viele sind durchgekommen und demontieren nun unsere Städte. Manche von ihnen sind sogar schon im Binnenland tätig.«

    Jed widerstand dem Drang, seinen Kopf in die Hände zu legen. Es brachte wirklich nichts, Kipper vorher zu instruieren. Je mehr er versuchte, seinem Boss etwas über die Kunst des Vortrags und des Krisenmanagements zu erklären, desto größer war sein Drang, frei von der Leber weg zu sprechen, egal wie schädlich das womöglich war. Culver sah schon die Schlagzeilen vor sich: »Der Präsident gibt den Osten verloren«, »Plünderer dringen ins Kernland vor«. Die meisten Journalisten kritzelten schon manisch auf ihre Schreibblöcke. Er warf Karen Milliner einen verstohlenen Blick zu, während Kipper weiterredete.
    »Natürlich haben wir uns darauf verständigt, so viele von diesen Gangstern wie möglich festzusetzen oder auszuschalten«, sagte er. »Aber das ist nicht die einzige Möglichkeit. Ich könnte auch die Armee beauftragen, ab heute sämtliche Piraten in New York abzuschießen, nur wären die in spätestens einem Monat wieder genauso zahlreich.« Die Reporter schrieben eifrig mit: »Der Präsident wirft das Handtuch« wahrscheinlich, oder: »Präsident gibt sich Piraten geschlagen«.
    »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, die Ostküste zurückzuerobern und damit auch das Herz unseres Landes: Wir müssen es uns wieder vollständig aneignen.«
    Kipper ließ das einen Moment wirken. Und jetzt kommt es, dachte Culver, jetzt präsentieren wir den Hauptgewinn.
    »Heute Morgen habe ich unsere bewaffneten Streitkräfte angewiesen, achtzehn strategisch und sicherheitspolitisch bedeutende Punkte an der Ostküste zu besetzen. New York befindet sich auch darunter. Von diesen Stützpunkten, die zu Kolonien werden sollen, werden wir uns ausbreiten. Jeder Heimkehrer, der willens ist, das Risiko auf sich zu nehmen, kann sechs Monate nach seiner Wiedereinbürgerung frei entscheiden, wo er sich niederlassen möchte. Hinzu kommt, dass alle Einwanderer, die sich entschließen, die US-Bürgerschaft sehr schnell anzunehmen,
das Recht haben, sich frei anzusiedeln, wenn sie achtzehn Monate im Staatsdienst und einen sechsmonatigen Ansiedelungskurs hinter sich gebracht haben. Das wär’s. Hat jemand Fragen?«
    Es dauerte einen kurzen Moment, bevor das versammelte Pressekorps reagierte, aber als sie es taten, erinnerte es Jed an das hektische Hin und Her in der alten Börse. Mit einem einzigen meisterhaften Streich hatte der Präsident alle ausländischen Mächte, die um das

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