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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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fragte Miguel.

    »Kochbücher?«, fügte Adam hinzu.
    Sofia schüttelte den Kopf und seufzte theatralisch. »Nein«, ergriff sie für die Angesprochene das Wort, »sie hat bestimmt für Zeitschriften gearbeitet, stimmt’s? Für solche Magazine wie Vogue zum Beispiel.«
    Trudi lächelte, aber sie kam Miguel mit einem Mal sehr traurig vor.
    »Richtig, Sofia. Ich habe Restaurantkritiken geschrieben. Für Zeitungen und Zeitschriften. Aber heutzutage gibt es dafür ja leider keinen Bedarf mehr.«
    »Ah«, sagte Miguel plötzlich verständnisvoll, »ich kannte mal einen Mann, der hat für McDonald’s gearbeitet. Ich hab ihre Rinderherden in Mexiko gehütet. Also schreibst du Geschichten darüber, wie es ist, wenn man in solchen Lokalen isst?«
    »Oje, Papa«, stieß Sofia verzweifelt hervor, als wäre ihr seine Bemerkung furchtbar peinlich.
    Trudi Jessup aber schien eine ganze Weile über diese Frage nachzudenken, und was auch immer sie dabei dachte, es schien sie zu amüsieren.
    »Ja«, sagte sie nach einer Weile, »genau das habe ich gemacht. Ich habe in solchen Lokalen … wie McDonald’s … gegessen und dann darüber geschrieben. So wurde ich auch von der Energiewelle verschont. Ich war auf Sardinien, wo ich für eine Reportage für den Gourmet Traveller recherchiert habe.«
    »Ich kenne diese Zeitschrift«, sagte Sofia. »Auf dem Boot von Miss Julianne gab es einige Ausgaben davon. Das war kurz nach dem Effekt.«
    Es war nicht so, dass sie jetzt plötzlich sprachlos waren. Die Energiewelle war ja schon längst wieder verschwunden. Aber ihre gute Laune war etwas gedämpft.
    »Ich war in Edmonton«, sagte Adam. »Auf einem Schulausflug.«
    »O Gott«, rief Trudi aus. »Du armer Junge.«

    Miguel wusste nicht, was sie damit meinte. Sie bemerkte seinen ratlosen Gesichtsausdruck und erklärte, woran sie dachte.
    »Wissen Sie das nicht, Miguel? Edmonton wurde von der Welle zerteilt. Es war der reine Wahnsinn, schrecklich tödlicher Wahnsinn.«
    Adam nickte, und im Kerzenlicht sah er aus, als würde der ganze Schrecken von damals wieder über ihn kommen.
    »Es war …«, sagte er stockend, »… es war wie ein Vorhang aus sprühender Energie, der ganz weit in den Himmel hinaufreichte. Ich sah, wie ein paar Polizeiautos und ein Krankenwagen hineinfuhren und auf der anderen Seite gegen ein Gebäude krachten. Eine Polizistin rannte schreiend herum und versuchte die Leute zurückzuscheuchen, während sie in ihr Funkgerät sprach. Die Welle kam auf sie zu und hat sie sich geschnappt.«
    Adam schüttelte den Kopf.
    »Sie sah mich an … sie hatte nicht mal mehr Zeit zu schreien.«
    Er begann zu zittern.
    »Also lasst uns trinken«, sagte Miguel und nahm sein neu gefülltes Glas von Trudi entgegen.
    »So soll es sein, amen«, sagte sie.

43
    New York
    Yusuf Mohammed konnte sich an keinen schöneren Augenblick erinnern als an den, als er in den Überresten eines geplünderten Warenhauses stand und auf die Krieger des ersten Saif traf, der unter seinem Befehl stand. Das Kaufhaus befand sich in einem großen alten Gebäude und war gründlich ausgeraubt worden. Alle Fenster im Erdgeschoss waren zerschlagen, Wind und Regen drangen ungehindert herein, ebenso der beißend scharfe Gestank der brennenden Chemikalien, der vom Schlachtfeld einige Kilometer weiter südlich herübergeweht wurde. Die meisten Männer, die jetzt zu ihm gehörten, waren früher einmal Gegner gewesen. Sie stammten alle aus Afrika, genau wie er, und waren ebenfalls zum Islam bekehrt worden. Zum größten Teil waren sie erst kürzlich nach Amerika gekommen. Nur Tony Katumu, ein ehemaliger Ranger aus dem Serengeti-Nationalpark, befand sich schon länger als einen Monat in Amerika. Die anderen – zwei aus Uganda, ein Kenianer und ein hellhäutiger Algerier – waren vor zwei Wochen durch das kanadische Ödland hierhergekommen. Sie waren alle erfahrene Kämpfer, konnten sich aber dennoch nicht der Faszination ihrer neuen Umgebung entziehen und liefen mit großen Augen durch die gigantischen Straßenschluchten. Sogar als tote Stadt konnte New York jeden Neuankömmling schwer beeindrucken. Yusuf erinnerte sich an seine unklaren Gefühle, als er die Skyline von Manhattan zum ersten Mal aus der Ferne gesehen hatte. Es kam ihm
vor, als würde er die gigantische Grabstätte uralter Götter betreten. Das war natürlich ein so blasphemischer Gedanke gewesen, dass er ihn im gleichen Moment, als er ihm in den Sinn gekommen war, verdrängt hatte.
    Seine Männer – er musste

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