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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Präsident, wie eine kalt berechnende Wahnsinnige.
    »Es tut mir leid, Mr. President«, rief die Frau über den Lärm des Flugzeugmotors. »Aber mein Auftrag ist ein klein wenig anders angelegt. Für eine Aktion, wie Sie es wünschen, bin ich nicht ausgerüstet. Außerdem habe ich keine Unterstützung, wie sie dafür notwendig wäre. Ich bin ganz allein, Mr. President, und mein Auftrag lautet nicht auf Entführung.«
    Sie ist eine Killerin, dachte Kipper. Sie wird nach New York gehen und diesen Kerl umbringen, alles andere interessiert sie nicht. Er versuchte so gut es ging, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen, damit diese Ms. Monroe nicht sehen konnte, wie er innerlich erschrocken den Kopf schüttelte. Ihr Bild wackelte hin und her, als der Laptop, in den sie hineinsprach, wegen irgendwelcher Turbulenzen durchgeschüttelt wurde. Er fragte sich, warum sie sich überhaupt Gedanken über die Verschlüsselung ihrer Videoverbindungen machten. Das brachte doch nur noch mehr Scherereien. Er wusste, dass Jed Culver merkte, wie
angespannt er war, als das Gespräch weiterging, und versuchte seinen Stabschef mit einer Geste zu beruhigen, die zweifellos von der kleinen Kamera vor ihm aufgenommen wurde. Die Frau – die Agentin, musste man ja wohl sagen – schien keine Probleme zu haben, ruhig zu bleiben. Andernfalls, überlegte er, wäre sie wahrscheinlich nicht für diesen Job geeignet, sie konnte sich kaum leisten, gleich bei der ersten Provokation die Beherrschung zu verlieren.
    »Ms. Monroe«, sagte er und versuchte so ruhig und vernünftig zu klingen, wie er es tat, wenn er bemüht war, einen Streit mit seiner Frau Barbara zu vermeiden. »Ich verstehe, dass dies ein schwieriger Auftrag für Sie ist. Ich habe gehört, was man Ihrer Familie angetan hat, und mir wurde gesagt, dass dieser Baumer oder dieser Emir oder was auch immer er darstellt, dahintersteckt …«
    Obwohl das eindeutig die Frage aufwirft, warum man ausgerechnet Sie für diesen Auftrag ausgesucht hat …
    »Und wir sind Ihnen natürlich dankbar, dass Sie ihn so schnell in New York ausfindig gemacht haben. Aber wir brauchen ihn lebend, wenn irgend möglich. Ich weiß, dass das nicht leicht sein wird. Aber mir wurde auch gesagt, dass Sie sehr gut sind in Ihrem Job …«
    »Mein Job, Mr. President, ist, Leute zu töten. Den Befehl dazu bekomme ich von einer dazu bevollmächtigten Institution. Ich bin die Scharfrichterin des Volkes, Sir, ich bin nicht dazu da, streunende Hunde einzufangen.«
    Der Wahn, vielleicht war es auch nur die Wut, flammte in ihren Augen auf, und Kipper konnte jetzt endlich den Menschen hinter der Funktion erkennen und merkte auch, dass sie froh war, sich hinter den statischen Störungen verstecken zu können, die ihre Verbindung beeinträchtigten.
    »…digung, Mr. President«, sagte sie, als sie aus einer Wolke von weißem Rauschen wieder deutlicher wurde. »Ich entschuldige mich für meinen Ausbruch. Aber ich bleibe
dabei: New York ist eine Kampfzone, und Bilal Baumer hat sich dort verschanzt. Er wird von seinen Anhängern geschützt, die alle eine Kampfausbildung genossen haben. Ich kann da nicht einfach reinmarschieren und ihm einen Sack über den Kopf stülpen. Aber ich kann seine Befehlsgewalt ausschalten und seine Kommandostruktur zerstören.«
    »Sie meinen, Sie können ihn töten«, ergriff Jed Culver das Wort, als sich endlich die Gelegenheit ergab. Der sichere Kommunikationsraum war sehr klein, nicht mehr als ein Anhängsel der Hauptabteilung, wo die Militärs ihre ganzen elektronischen Geräte aufgebaut hatten, mit deren Hilfe sie die Auseinandersetzungen in New York in Echtzeit mitverfolgten. Culver musste sich nach vorn beugen, damit sie ihn verstand.
    »Ich meine, dass ich ihn und alle aus seinem Umfeld töten werde, also auch die oberste Kommandoebene«, antwortete die Echelon-Agentin. Wieder musste Kipper sich zwingen, ruhig zu bleiben und nicht den Kopf zu schütteln. Die Frau sah nicht irgendwie bemerkenswert aus. Sie war ganz hübsch, aber körperlich nicht so beeindruckend, wie er erwartet hatte. Auf dem kleinen Bildschirm sah sie um die Schultern herum auch nicht kräftiger aus als seine Frau. Und als sie sich ihre Haarsträhnen aus dem Gesicht strich, konnte er ihre Hände sehen, die zwar sehr kräftig und an den Knöcheln vernarbt aussahen, aber kaum größer als seine eigenen waren. Er fragte sich, welches Schicksal sie wohl in diesen C-130-Jet verschlagen hatte, in dem sie nun durch die Nacht in das

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