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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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ganze Zeit dem Bildschirm entgegengebeugt hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Er atmete tief aus.
    »Jesses, Jed, wo zum Teufel kam die denn her? Und wieso, verdammt nochmal, hat man sie ausgesucht, um diesen Kerl zur Strecke zu bringen, wo sie doch eine persönliche Rechnung mit ihm offen hat?«
    Der Stabschef des Weißen Hauses schob seinen Stuhl ein Stück weit vom Tisch zurück. Er schien über das Gespräch mit dieser Agentin namens Monroe nicht im Geringsten erstaunt. »Sie wurde ja eben gerade deswegen ausgesucht, Mr. President. Diese Agentin sollte eigentlich gar nicht mehr im Außendienst eingesetzt werden.«
    Kipper stand in dem Moment auf, als Colonel Ralls durch die schmale Tür in den heißen, engen Raum eintrat und wortreiche Entschuldigungen für die technische Crew vorbrachte, weil sie die Verbindung verloren hatten. Kipper machte eine beschwichtigende Handbewegung. Das Zusammenbrechen von Kommunikationskanälen war heutzutage leider Normalität geworden.
    »Wir haben neue Nachrichten über die Versorgungslage der Truppen auf Governors Island, Sir«, sagte Ralls.
    »Danke, Mike, aber lassen Sie uns kurz noch einen Augenblick allein, ja?«

    Der militärische Berater verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Kipper wäre es lieber gewesen, er hätte die Tür offen gelassen. Sogar der kurze kühle Hauch abgestandener Luft aus dem Kommunikationszentrum war schon erfrischend gewesen.
    »Sie waren wohl ziemlich beeindruckt von dieser Agentin, Jed?«, sagte Kipper. »Ich könnte mir vorstellen, dass Ihre machiavellistische Seite darauf anspricht. Und bevor Sie jetzt etwas darauf erwidern, möchte ich Ihnen noch mitteilen, dass ich sehr unglücklich darüber bin, dass wir Auftragskiller beschäftigt haben und das sogar immer noch tun.«
    Culver schraubte eine neue Flasche Mineralwasser auf und trank einen Schluck, bevor er antwortete. »Nun, formal betrachtet arbeitet sie für die Briten. In ihrer Akte steht, dass sie seit 2003 bei ihnen als Beraterin beschäftigt ist. Sie ist aus der amerikanischen Abteilung ausgeschieden, nachdem ihr Auftrag in Paris den Bach runtergegangen ist.«
    Kipper schenkte seinem Stabschef einen seiner finstersten und zweifelndsten Blicke, um ihm deutlich zu machen, dass er sich mit einer derartigen Erklärung nicht abspeisen lassen wollte. Aber das schien Culver nur herauszufordern, noch mehr davon vom Stapel zu lassen.
    »Okay. Ob ich von ihr beeindruckt bin? Ja, verdammt, bin ich. Ich hatte nicht viel Zeit, mir die Akte dieser Frau anzusehen. London hat uns nur mitgeteilt, welchen Auftrag sie hat, und es klang so, als hätte sie sehr viele Freiheiten. Das war vor zwei Stunden. Aber das bisschen, das ich dann über sie herausgefunden habe, hat mich beeindruckt. Zum einen war sie ganz dicht dran, diesen Mistkerl festzunageln, der uns in Manhattan so große Schwierigkeiten macht und dem es beinahe gelungen wäre, Sie und mich umzubringen, bevor er Tausende von Menschen
töten ließ, das möchte ich an dieser Stelle auch nochmal erwähnen. Ehrlich gesagt war mir schon klar, dass wir die Option bekommen würden, jemanden wie diese Frau auf den geisteskranken Mullah zu hetzen, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, das in den letzten Tagen ja immer schlimmer geworden ist. Ich würde nicht zögern, sie noch einmal anzufordern.«
    Kipper wusste, dass Culver es ernst meinte, wenn er auf die üblichen Höflichkeitsfloskeln verzichtete und Klartext redete. Er war kurz in Versuchung, eine Tirade vom Stapel zu lassen, um deutlich zu machen, dass seine Regierung die Aussendung eines Auftragsmörders nicht gutheißen konnte, aber angesichts der vielen Toten, die es schon in New York gegeben hatte, wäre eine derartige Erklärung inhaltsleer gewesen. Im Gegensatz zu Culver brachte er es jedoch nicht fertig, jemanden zu bewundern, der sein Leben damit verbrachte, im Verborgenen zu morden. Er gab ja zu, dass diese Agentin ihnen einen großen Dienst erwiesen hatte, indem sie die Theorie bestätigte, dass die ankommenden Dschihad-Kämpfer ganz andere Ziele verfolgten als die Piratenbanden, die die Ostküste plünderten. Aber er konnte sich nicht dazu durchringen, einer Regierung, der er vorstand, zu erlauben, offizielle Auftragsmorde durchzuführen. Und genau das war es, was diese Monroe tat. Sie war eine Mörderin, keine Soldatin. Sie hatte nichts mit Leuten wie Colonel Ralls oder Kinninmore zu tun oder der armen Frau, die er im Krankenhaus gesehen hatte. Sie war einfach nur eine

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