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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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dabei drauf. Das erinnert mich an die Verrückten im Irak. Die dann von den Juden zu Glas zerschmolzen wurden.«
    Unteroffizier Wilson dachte kurz nach.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich bin hierhergeholt worden, um Manhattan zu säubern. Ich hab so was noch nie gesehen. Eigentlich war überhaupt kein Widerstand da. Diese Piraten haben sich einfach in Luft aufgelöst.«
    »Weißt du, wer von diesen frechen Bimbos die Raketen auf Präsident Kipper abgefeuert hat?«, fragte Milosz.
    Wilson schüttelte den Kopf. »Fred, du musst besser darauf achten, welche Worte du benutzt. Du bist jetzt Amerikaner, du darfst so was nicht sagen.«
    Milosz senkte den Kopf, er war ziemlich perplex. Glaubte Wilson etwa, dass er auch ihn damit meinte?
    »Was denn?«

    Wilson sah jetzt aus, als hätte ihn eine Horde von diesen Arschlöchern in die Mangel genommen und müsste sich ducken.
    »Dieses Wort mit B.«
    »Bimbo?«
    Wilson zuckte erneut zusammen. »Ja, bitte, du sollst es nicht mehr benutzen.«
    Milosz hob die Schultern. Er hatte schon viel schlimmere Worte gehört, die die schwarzen Soldaten untereinander benutzten. Aber er hatte auch mehr als einmal miterlebt, wie es zu einer Konfrontation gekommen war, wenn ein Nicht-Schwarzer so gesprochen hatte. Derartige Regeln und Gegenregeln brachten ihn völlig durcheinander. Was hatte er denn eigentlich gesagt?
    Na gut, das war es nicht wert, einen Streit vom Zaun zu brechen.
    »Wenn du meinst.«
    Diese Amerikaner waren wirklich eigenartig, dachte er, als er ein Stück von seinem Keks mit Schokoüberzug abbiss, die sie hier Bremsklotz nannten. Er hatte das Ding in seiner Tasche gefunden.
    Es machte ihnen nichts aus, ein paar Tausend Bimbos abzumurksen, aber sie wurden total hippelig, wenn man einen Bimbo nicht mit einem höflichen Ausdruck bedachte.
    Er war wirklich in einer sehr eigenartigen Gegend gelandet.

07
    Texas, Bundesverwaltung
    Sie nahmen Betttücher und Laken, um die Toten darin einzuwickeln. Sie sprachen nur wenig. Sofia war viel zu benommen, um irgendetwas zu sagen. Miguel hatte erwartet, dass sie weinen oder zusammenbrechen würde, aber das war nicht passiert. Sofia bewegte sich völlig mechanisch, als sie ihre Flinte zusammen mit dem Erste-Hilfe-Koffer aus dem Haus holte. Wortlos nahm sie die Schlüssel zum Waffenschrank von ihm entgegen. Und obwohl er versuchte, sie davon abzubringen, ging sie von einer Leiche zur anderen, um nachzusehen, ob vielleicht doch jemand überlebt hatte. Es gelang ihm, sie aufzuhalten, bevor sie bei der kleinen Maya ankam, diese schreckliche Pflicht wollte er ihr gerne ersparen. Seinen Vorschlag, sich doch jetzt bitte von diesem schrecklichen Ort zurückzuziehen und lieber aufzupassen, ob die Straßenräuber zurückkämen, lehnte sie ab.
    Sie waren vor weniger als einer Stunde am Haupttor nach rechts abgebogen, wahrscheinlich wollten sie nach Connor, einem Dorf, das einige Minuten weit entfernt lag, in Richtung auf die große Kreuzung an der Route 21. Vielleicht wollten sie dort oben weiterplündern, oder sie waren weitergefahren zu der Ranch eines anderen Siedlers. Miguels Hauptanliegen war jetzt, möglichst bald hier zu verschwinden, bevor sie zurückkamen, um ihre toten Kameraden zu bergen. Aber bevor er Sofia von hier fortbringen konnte, musste er sich erst mal um seine eigenen Toten kümmern.

    Er trug sämtliche Leichen ins Haus hinein. Währenddessen sprach er kaum ein Wort, nur einmal, als er Sofia verbot, ihren kleinen Bruder aufzuheben. Er wollte nicht, dass sie ihr ganzes Leben lang an den Moment zurückdenken musste, als sie den toten Jungen auf den Armen trug. Eines Tages, wenn Gott es wollte, würde sie sich an ihn zurückerinnern, wie er gelacht und sich gewunden hatte, wenn sie sich auf dem Fußboden gewälzt und miteinander gerungen hatten.
    Aber welcher Gott sollte das sein, dachte er bitter. Es konnte kein lieber Gott sein, der solch schreckliche Dinge geschehen ließ.
    »Nein, nein«, sagte er sanft, als Sofia sich über ihren Bruder beugte, der dort wie eine hingeworfene Puppe lag und die Glieder von sich streckte. »Das mache ich. Geh du lieber rein und hole noch mehr weiße Tücher.« Er sprach so freundlich, wie er nur konnte, und fügte »bitte« hinzu.
    »Ach ja, und schau doch bitte nach den Hunden. Ich hör sie bellen. Sie sind ja immer noch in der Hütte drüben beim Teich angebunden.«
    Sie nickte mechanisch, als würde ihr dabei der Hals wehtun, und ging dann langsam davon. Miguel spuckte in den Staub und

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