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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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in seine Brieftasche, bevor seine Trauer ihn vollständig lähmte.
    Leise verließ er das Zimmer, in der Hand die Sporttasche, und war sich dabei schmerzlich bewusst, dass er nie mehr einen Fuß dort hineinsetzen würde. Vor dem Zimmer seiner Tochter hielt er an und horchte auf ihr ersticktes Schluchzen. Er klopfte leise an und trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten. Sofia lag auf dem Bett, die Knie angezogen, und hielt den kleinen Teddybär umschlugen, den sie auf der »Aussie Rules« gefunden hatte. Obwohl er wusste, dass jede Minute, die verstrich, sie in Gefahr brachte, näherte er sich langsam und vorsichtig und setzte sich neben sie auf die Matratze. Sie schreckte vor ihm zurück, ihre geröteten, tränenerfüllten Augen vor Angst weit aufgerissen. Er versuchte, ihr die langen Haare aus dem Gesicht zu streichen, aber sie zuckte zusammen.
    »Ruhig, Sofia, ganz ruhig. Ich weiß, dass das sehr schlimm ist«, sagte er sanft. »Aber wir müssen jetzt los. Die Männer, die das getan haben, werden bald zurückkommen, und dann kann ich dich nicht mehr vor ihnen beschützen.«

    Sie schluchzte auf und versuchte, etwas zu sagen, schaffte es aber nicht, die Worte zu formulieren. Miguel war besorgt, als er sah, wie heftig sie zitterte. Ihr zarter Körper bäumte sich auf, als würde er ständig irgendwelche Stromstöße bekommen. Er warf einen Blick aus dem Fenster, durch das er den Bereich vor dem Haus mit der gewundenen Zufahrt gut überblicken konnte. Wie lange würde es dauern, bis die Straßenräuber zurückkamen?
    »Es tut mir leid, Sofia, aber wir müssen jetzt los. Wir müssen dich von hier wegbringen, und zwar jetzt sofort, wenn du überleben willst.«
    »I-ich w-will aber nicht leben«, stieß sie schluchzend hervor.
    Wieder schaute er aus dem Fenster.
    Noch nichts zu sehen.
    Er legte sich neben sie und schlang die Arme um sie. Sie wehrte sich nicht. Vielleicht wäre sie dazu auch gar nicht in der Lage gewesen, so heftig wie sie zitterte. Miguel wollte ihr etwas sagen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt vor Trauer, und es gelang ihm nicht, auch nur ein Wort hervorzubringen. Er wartete ab, und als er wieder reden konnte, ohne in Tränen auszubrechen, sprach er leise und ganz sanft zu ihr.
    »Weinen ist gut, du musst sie alle beweinen. Aber wir müssen trotzdem los, Sofia. Deine Mutter, dein Bruder und deine Schwester, deine Onkel und Tanten werden mich verfluchen, wenn ich dich nicht von hier weg und in Sicherheit bringe, bevor diese Männer zurückkommen. Und sie werden kommen, Sofia. Sehr bald schon, und deshalb müssen wir gehen.«
    Er küsste sie. Ihr Kopf war heiß, als ob sie Fieber hätte. Er streichelte ihre Arme mit seinen schwieligen Händen, während er sprach. Ganz allmählich ließ ihr Zittern nach, und ihr furchtbares Weinen ähnelte weniger dem Wimmern eines gepeinigten Tieres als dem Schluchzen eines
Mädchens, dem etwas Schreckliches widerfahren war. Etwas sehr Schreckliches. Als Miguel der Meinung war, dass sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, half er ihr auf und zog sie mit sich.
    »Komm jetzt, komm mit Papa«, sagte er leise. »Du kannst deinen Teddy mitnehmen und ein paar Sachen, auch ein paar Fotos, aber du musst alles schnell zusammensuchen und in deinen Rucksack tun. Nimm auch ein paar Sachen für die Reise mit, wir werden einige Zeit in der Wildnis unterwegs sein, du brauchst warme Kleider. Und beeil dich, Sofia. Diese Leute werden bald zurückkommen, um nach ihren Kameraden zu suchen. Und wir werden ihnen nichts übrig lassen. Gar nichts, hast du verstanden?«
    Sie schniefte und nickte unbestimmt.
    »Können wir sie begraben und für sie beten?«
    Er schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein. Wir müssen los, aber wir werden das Haus nicht diesen Kerlen ausliefern, und wir werden niemanden den Wölfen oder den Hunden überlassen.«
    Sie nickte zustimmend und stolperte unsicher zu ihrem Wäscheschrank. Als er sich versichert hatte, dass sie beherrscht genug war, verließ er das Zimmer und eilte die Treppe hinunter. Er warf die Taschen und die Jacken auf den Küchentisch und holte ein paar Satteltaschen aus einer Kammer und begann Proviant hineinzupacken. Reis, Bohnen, getrocknetes Fleisch, Zucker, Kaffee, eine Flasche mit Vitaminpillen. Mariella hatte heute Morgen Kekse gebacken, und der Duft nach karamellisiertem Zucker hing noch in der Luft. Er fand eine Dose mit großen Keksen in der Speisekammer und schlug sie in ein Handtuch ein. Die konnten sie morgens zum

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