Das verlorene Land
taten so, als würden sie den Motor des einen Autos inspizieren. Die Haube war hochgeklappt, und drei der Männer beugten sich über den Motor, aber das machte die Sache nur noch verdächtiger. Es war ein neueres BMW-Modell, und im Allgemeinen konnte man bei einem solchen Motor nichts machen, wenn man nicht eine komplette, lizenzierte Computerausrüstung zur Reparatur dabeihatte. Das Baby schrie laut, und sein Puls beschleunigte sich. Die ganze Sache machte einen sehr unguten Eindruck.
Die Männer sahen nun zu ihm hin und deuteten auf ihn. Einer winkte und bedeutete ihm herunterzukommen, als könnte ein vorbeifahrender Radler in der Lage sein, ihnen bei ihrem Problem mit dem Hightech-Motor zu helfen. Melton schaute auf die Uhr. In eineinhalb Stunden wurde er in Swindon zu einem Termin mit einigen Leuten vom Landwirtschaftsministerium erwartet. Auf der Farm würde man ihn in den nächsten Stunden nicht vermissen. Er schüttelte den Kopf. Irgendwas an dieser Sache fühlte sich völlig falsch an.
Er richtete sich auf und trat in die Pedale, so dass es zunächst aussah, als wollte er den Berg hinabrollen. Dann aber drehte er das Rad herum und schlug die Richtung zur Farm ein. Einige Sekunden später kamen die Geräusche von zuschlagenden Türen und angelassenen Motoren über den Hügel. Verdammt. Es war unmöglich, diesen Typen zu entkommen. Sie würden ihn ziemlich bald eingeholt haben. Er brachte das Fahrrad zum Stehen, stieg eilig ab und schob es rüber zu der Steinmauer, die die Landstraße begrenzte. Er hob das Fahrrad darüber, ohne sich viele Gedanken zu machen, ob es beschädigt werden könnte. Dann kletterte er selbst auf die andere Seite und passte gut auf, dass dem Baby kein Leid geschah. Er duckte sich hinter die Mauer, als das erste Auto, der BMW
mit dem angeblichen Motorschaden, oben auf dem Hügel ankam.
Er wagte nicht den Kopf zu heben, als die Autos vorbeirasten. Monique war jetzt ganz wach und weinte lautstark. Im Lärm der Motorengeräusche würden die Männer das nicht hören, aber wenn sie anhielten und ausstiegen, was sie zweifellos sehr bald tun würden, dann würde das Kind ihnen den Weg weisen. Verzweifelt schaute er sich um. Wenn er zweihundert Meter weit rannte, konnte er den Rand des Feldes erreichen, das von einer weiteren Steinmauer begrenzt wurde. In der nordwestlichen Ecke des Feldes sah er einige Bäume, und eine weitere Baumgruppe stand etwa hundert Meter weiter dahinter auf einem rechteckigen Feld, auf dem sich Halme im Wind wiegten, offenbar war es Gerste.
Bret überlegte nicht lange, was zu tun war. Er vergewisserte sich, dass die Babytrage auf seinem Rücken gut befestigt war, und rannte los. Tief geduckt hielt er auf die andere Seite des Feldes zu. Der Boden war uneben und kürzlich gepflügt worden. Er musste genau aufpassen, wohin er seine Füße setzte, um nicht zu stürzen oder sich gar einen Knöchel zu brechen. Als er den halben Weg hinter sich gebracht hatte, hörte er die Autos zurückkommen.
Sie hielten an, als er die altertümliche Steinmauer erreichte. Mit einem Satz sprang er darüber und duckte sich instinktiv, als er einen Schuss hinter sich hörte. Jemand rief ihm nach, er solle stehen bleiben, aber das trieb ihn nur noch mehr an. Wenn er das nächste Feld erreichte, konnte er inmitten des wogenden Meers aus Getreide untertauchen. Dahinter lag ein Wäldchen, das von den Rodungen verschont geblieben war, und von dort aus war es nicht mehr weit bis Aldbourne, einem Dorf mit einer Station der Heimatgarde. Sein Herz war solche Anstrengungen nicht mehr gewohnt und seine körperliche Konstitution
kaum mehr zu vergleichen mit der aus seiner Zeit als Ranger. Trotzdem war er zuversichtlich, dass er diese Typen aus der Stadt, die hinter ihm her waren, abhängen konnte.
Einen kurzen Moment fragte er sich, was zum Teufel die überhaupt von ihm und seiner Tochter wollten, aber die Frage beantwortete sich von selbst. Wahrscheinlich hatte es nichts mit ihnen direkt zu tun. Es ging um Caitlin. Genau in dem Moment, als er an seine Frau dachte, hörte er weitere Schüsse. Er wagte nicht nach hinten zu sehen, sondern rannte einfach weiter auf die Mauer zu, wobei er versuchte, gleichmäßige und weite Schritte zu machen, damit das Baby nicht zu sehr durchgeschüttelt wurde. Die Kleine weinte jetzt und heulte so laut auf, dass es zum Steinerweichen war.
Aus dem Klang der Schüsse schloss er, dass seine Verfolger leichte automatische Waffen benutzten, wahrscheinlich irgendeine Art
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