Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
Vom Netzwerk:
Schlafzimmer, ihre Haut glänzte im Kerzenlicht. Sie streckte die Hand aus …
    Miguel schüttelte die Vergangenheit ab. Er holte tief Luft und hielt sie an, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Er durfte nicht mehr über all das nachdenken, sonst würde er alle Hoffnung fahrenlassen. Er musste jetzt an die Zukunft denken, an Sofia.
    Die Hunde bellten noch immer. Er bat Sofia zur Hütte zu reiten und sie freizulassen.
    »Sei vorsichtig«, sagte er. »Sie sind bestimmt aufgeregt. Du musst gut aufpassen.«
    Sie nickte, ihr Gesicht war eine ausdruckslose Maske. Sie setzte einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel.
    »Hast du alles eingepackt, was du mitnehmen willst? Wir kommen nicht mehr zurück.«
    Sofia atmete langsam ein, und es fiel ihr sehr schwer, eine Antwort zu murmeln. Ja, sie hatte alles dabei.
    »Gut. Vergiss nicht, vorsichtig bei den Hunden zu sein. Falls die Männer zurückkommen, musst du sofort abhauen. In den Wald, dorthin können sie dir mit ihren Autos nicht folgen. Erinnerst du dich an die Lichtung in der Mitte des Wäldchens? Dort wartest du auf mich, am nordwestlichen Zipfel.«

    Er überlegte noch, ob er ihr raten sollte, zum Milizposten an der College Station zu reiten, wenn er nicht zu ihr stoßen würde, aber sie war auch so schon verstört genug. Er glaubte nicht, dass seine Tochter den Gedanken ertragen konnte, dass auch ihm noch etwas zustieß, während sie fort war. Miguel überprüfte noch, ob sie auch ihre Flinte bei sich hatte, bevor sie davonritt.
    Er warf einen Blick über die Leichen der toten Straßenräuber hinweg zur Hauptstraße. Ein paar schwarze Krähen mit regennassen, ölig glänzenden Federn pickten an den Wunden eines der Toten herum und hielten kurz inne, als Sofia auf ihrem Pferd vorbeikam. Miguel sah, wie sie im Sattel sitzend erstarrte und den Kopf abwandte. Er ging noch einmal ins Haus zurück. Aus einer der unteren Schubladen im Küchenschrank holte er eine Plastiktüte, in der ein Stapel Papiere lag. Seine Siedlerdokumente. Sie bewiesen, dass die Regierung in Seattle seiner Familie erlaubt hatte, diese Farm im Rahmen des Programms zur Wiederbesiedlung zu übernehmen. Er schob sie in seine Jackentasche, zog einen leichten Stetson-Hut aus Stroh auf und setzte eine Sonnenbrille auf. Aus dem Schränkchen unter der Spüle holte er einen Vier-Liter-Kanister mit Lampenöl, drehte den Verschluss ab und verschüttete den Inhalt überall in der Küche.
    Einige Sekunden lang konnte er sich nicht entschließen, es wirklich zu tun. Dann hörte er das Bellen der Hunde, die Sofia nun aus der Hütte gelassen hatte. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Maske des Abscheus und der Verzweiflung, als er das Streichholz anzündete und in die nächstliegende Ölpfütze schleuderte, die mit einer dumpfen Explosion in Flammen aufging. Miguel taumelte aus dem Haus, ohne noch einen Blick zurückzuwerfen.

08
    Wiltshire, England
    Der Hinterhalt war eine ziemlich einfache Angelegenheit, zwei Autos standen im spitzen Winkel zueinander und blockierten die Stock Lane kurz vor der Abzweigung zur Hilldrop Lane, ungefähr drei Kilometer außerhalb von Aldbourne. Bret bemerkte ihn, als sie eine Anhebung etwa vierhundert Meter vor der Falle erreichten. Jemand, der über keine Erfahrung verfügte, ein Bauer zum Beispiel, wäre wahrscheinlich mitten reingefahren, weil er davon ausging, dass es sich bei der Blockade um einen Unfall oder eine Panne handelte. Bret Melton aber hatte schon so viele Militärkontrollen passiert, dass er die eindeutige Stellung der Fahrzeuge sofort erkannte. Schon allein die Tatsache, dass dort zwei Wagen standen, machte ihn stutzig. Nur wenige Menschen konnten es sich leisten, privat mit dem Auto zu fahren. Er bremste sein Mountainbike scharf ab, als er die Hügelkuppe erreicht hatte, und dachte sofort an das Baby, das im Kindersitz hinter ihm saß.
    »Was soll denn der Scheiß«, murmelte er und tadelte sich gleich anschließend selbst. Normalerweise war er sehr bemüht, in Gegenwart von Monique keine Schimpfwörter zu benutzen. Zwar verstand sie noch gar nicht, was er sagte, aber es war eine schlechte Angewohnheit, die er ablegen wollte. Er spürte, wie das Kind sich im Sitz bewegte, während er sich die Autos genauer ansah. Offenbar waren da unten vier, nein, fünf Männer. Zwei Weiße und drei mit dunkler Haut, vielleicht aus Westindien. Es
gab nicht mehr viele Menschen vom Subkontinent, die sich auf den britischen Inseln frei bewegen durften. Sie

Weitere Kostenlose Bücher