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Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
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Richtung Norden und wirkte wie ein grüner Fluss, der sich zwischen den Bohnen- und Spinatfeldern entlangzog, die von einigen von Menschenhand angelegten Teichen bewässert wurden. Die Sonne brach durch die Wolken, als Miguel an den Gemüsefeldern entlangritt. Eine automatische Sprinkleranlage schaltete sich mit einem Klick und einem Zischen ein und erzeugte ein kleines Feld von Regenbögen, als das Licht der Sonnenstrahlen sich in den sprühenden Fontänen brach. Blue Dog, der australische Treibhund, bellte erschrocken auf, beruhigte sich aber wieder, als sein Herrchen ihm einen warnenden Blick zuwarf und einen Pfiff ausstieß. Seine Wurfschwester, die sinnigerweise den Namen Red Dog bekommen hatte, hielt kurz inne und warf ihrem Bruder einen verächtlichen Blick zu. Sie blieb dicht neben Sofias Pferd, wo sie sich die ganze Zeit aufgehalten hatte, seit das Mädchen die beiden Hunde aus der Hütte auf ihrer alten Farm befreit hatte.
    Miguel schaute ihr zu. Er war einige Meter hinter ihr und führte drei weitere Pferde am Zügel. In ihm wirbelten zahlreiche widerstreitende Gefühle durcheinander, aber er versuchte so gut es ging, sie zu ignorieren. Er wollte sich ganz darauf konzentrieren, seiner Tochter das Überleben
zu ermöglichen. Sie saß aufrecht im Sattel, was sie immer tat. Das Problem war nur, dass alles, was ihnen begegnete, ihr Angst einjagte. Beständig ließ sie ihren Blick über das Land schweifen, als erwarte sie jede Sekunde eine neue Gefahr. Er machte sich Sorgen, sie könnte vor Angst erstarren und dann wie eine willenlose Puppe vom Pferd fallen. Ihre angespannte Verfassung übertrug sich auch auf ihr Pferd, das immer unruhiger und nervöser wurde. Red Dog trottete neben ihr her, schaute immer wieder zu ihr auf und winselte gelegentlich.
    Sie blieben im Schatten der Baumreihe, auch wenn es bedeutete, dass die Strecke, die sie zurücklegen mussten, dadurch doppelt so lang wurde. Mal mussten sie sich ein Stück weit nach Osten bewegen, mal Richtung Norden. Schließlich stieg der Weg leicht an, und die kultivierten Felder wurden von größeren alten Baumbeständen abgelöst, in denen Ahorn, Ulmen und Eschen standen. Die Road Agents waren nicht mehr aufgetaucht, aber Miguel zweifelte nicht daran, dass sie den von seiner brennenden Farm aufsteigenden Rauch gesehen hatten. Sicherlich würden sie wissen wollen, was mit ihren verschwundenen Kameraden geschehen war. Deshalb war es wichtig, so schnell wie möglich eine große Distanz zwischen sich und die vermeintlichen Verfolger zu bringen. Der unkultivierte Wald erstreckte sich hinter dem Farmgelände einige Kilometer weit Richtung Nord-Nordost und war undurchdringlich für die Art von Fahrzeugen, die den Road Agents zur Verfügung stand. Nach einigen Minuten mussten sogar Miguel und Sofia von ihren Pferden steigen und sie zu Fuß über die zugewachsenen Pfade durch das Unterholz führen. Blue Dog trottete voran, schnüffelte an Baumwurzeln und schnappte gelegentlich nach einem herumfliegenden Insekt. Red Dog – die von seiner Tochter so getauft worden war – blieb neben Sofia und drängte sich dann und wann gegen ihre Beine.

    Sie wandten sich jetzt ab von der Prärielandschaft und den Ländereien, die sich einige Kilometer weiter nördlich befanden. Er glaubte nicht, dass die Road Agents diese Farmen angreifen würden. Dort lebten nur weiße Familien aus Seattle, und Miguel war sich ziemlich sicher, dass diese Road Agents keine einfachen Banditen waren, sondern dass sie zu Blackstones Leuten gehörten. Sie räuberten im Auftrag von Fort Hood und gingen ihrem blutigen Handwerk mit dem Segen des Gouverneurs nach. Ihre Aufgabe war es, Bohnenfarmer wie ihn und seine Familie zu vertreiben, damit Platz für die »richtige« Art von Siedlern geschaffen wurde. Und das machten sie sogar auf dem Gebiet der Bundesregierung. Miguel ging davon aus, dass sie die nächsten dreißig bis vierzig Kilometer versteckt vorankommen würden, bis sie eine Gegend erreichten, wo die Wälder sich lichteten und in der Nähe von Leona dann ausliefen. Niemand lebte dort oben. Der kleine Ort war größtenteils niedergebrannt, als die Energiewelle gekommen war, und niemand hatte sich später dort angesiedelt. Wenn sie bis zum Einbruch der Nacht dort hinkämen, würden sie sicherlich ein Dach über dem Kopf finden. Road Agents oder Soldaten der Texas Defence Force würden dort kaum auftauchen. Die TDF sollte eigentlich die Siedler vor Wegelagerern schützen, aber Miguel hatte die

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