Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Land

Das verlorene Land

Titel: Das verlorene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Birmingham
Vom Netzwerk:
erklärte das, warum sie nach Westen fuhren statt in die andere Richtung zur Hauptstadt.
    »Aber Sie konnten ihn ja identifizieren. Das müsste uns doch auf irgendeine Spur bringen.«
    »Es könnte uns immerhin auf einen schmalen Pfad der Erkenntnis führen, so wie es aussieht, Ms. Monroe. Richardson hat eine gewisse Karriere im bewaffneten Raubüberfall hinter sich, ziemlich schwere Fälle. Er wurde verurteilt wegen des Besitzes von Feuerwaffen und schwerer Körperverletzung. Die Gesamtheit der ihm vorgeworfenen
Verbrechen füllt sechs Seiten. Er wurde auch wegen Zeugenbeeinflussung angeklagt, aber dann … ist der Zeuge verschwunden.«
    »Verstehe«, sagte Caitlin, als Dalby beschleunigte, um die Armeelaster zu überholen. Der Himmel war nun mit dunklen Sturmwolken überzogen, und am Horizont vor ihnen bauten sich schwere Gewitterwolken auf. Die umliegende Landschaft mit ihren Feldern und Wäldern schien plötzlich all ihrer Farben beraubt. Menschen, die in ihren Gemüsegärten beschäftigt waren, begannen ihre Utensilien zusammenzusuchen, um nach Hause zu gehen. Caitlin hielt Ausschau nach Personen, die genau das nicht taten, und erwartete jeden Moment ein Präzisionsgewehr in der Hand eines Mannes zu entdecken oder ein Handy, mit dem jemand eine Straßenbombe zünden würde. Sie warf Dalby einen Blick zu, aber er schien sich keine besondere Mühe zu geben, die Umgebung abzusuchen.
    »Also haben Sie die Hintermänner des Anschlags in und außerhalb des Gefängnisses gesucht?«
    »Ja. Und wir sind auf ein paar interessante Namen gestoßen. Vor allem ein ganz Bestimmter ließ bei uns die Alarmglocken läuten, nachdem wir uns Ihre Vergangenheit vor Augen geführt haben. Er hat einige Zeit in Wormwood Scrubs abgesessen wegen eines bewaffneten Überfalls auf ein Wettbüro in Liverpool. Das war noch vor dem Effekt, und dann hat er sich der Hizb-ut-Tahrir-Gruppe angeschlossen.«
    Caitlin hörte jetzt ganz aufmerksam zu.
    »Waren das die Originale oder nur ein paar bärtige Spinner?«, fragte sie.
    »Oh, durchaus die Echten«, erwiderte Dalby. »Die beten fünfmal am Tag, sind ständig dabei zu missionieren, sogar im Gefängnis, vor allem unter den jungen Indern. Der Gouverneur fand es ganz gut, dass er sie dort hatte. Er meinte, sie würden für Ruhe sorgen.«

    »Na, großartig«, sagte Caitlin. »Das ist aber nett von dem Gouverneur.«
    »In der Tat«, kommentierte Dalby trocken.
    Regen tropfte auf die Windschutzscheibe, und Dalby schaltete die Scheibenwischer ein.
    »Richardson kam mir nicht gerade wie ein durchgeknallter fanatischer Moslem vor«, sagte Caitlin. »Eher schon wie ein Mitläufer, sah ein bisschen wie ein Rasta aus.«
    Dalby zuckte mit den Schultern. »Diese Maskerade dient nur der Tarnung. Seit der französischen Intifada sind junge Männer in Kaftans in unserem schönen England nicht mehr so willkommen wie einst, würde ich sagen.«
    »Stimmt.«
    Caitlin war froh, die Zeit der Massendeportationen zum größten Teil nicht mitbekommen zu haben, weil sie damals im Krankenhaus lag. Es musste ziemlich schlimm zugegangen sein. Alles begann mit den Ausgangssperren in jenen Gegenden, wo die Unruhen nach dem Auftreten des Effekts ausgebrochen waren. Sie sollten die Lage beruhigen, aber dann gerieten die Aufständischen völlig außer Kontrolle, und die Regierung ordnete die Verhaftung von Tausenden von Personen an und gab eine sogenannte Beobachtungsliste heraus, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 angelegt worden war. Alles olle Kamellen, dachte Caitlin, deren Agentur mitgeholfen hatte, diese Liste zu erstellen. Als Frankreich zusammenbrach, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis man von präventiven zu härteren Maßnahmen wie Ausweisung und Vertreibung überging. Es traf viele Bürger, die schon in der zweiten oder dritten Generation in Großbritannien ansässig waren. Die meisten wurden mit Gewalt in die vierzehn übrig gebliebenen britischen Überseegebiete deportiert, und man untersagte ihnen die Rückkehr ins Mutterland, das jetzt zur »Metropolitan Area« ausgerufen wurde.

    Die meisten Autoritäten der Gebiete, in die die Deportierten gebracht wurden, hatten sie einfach weitergeschickt. So war es zum Beispiel auf Zypern geschehen, wo viele Vertriebene gelandet waren und der Kommandant der britischen Militärbasis sie von seinen Soldaten mit vorgehaltenen Gewehren fortjagen ließ.
    »Um was geht es jetzt also?«, fragte Caitlin. »War Richardson nur ein Schläfer, der auf seinen Einsatz

Weitere Kostenlose Bücher