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Das verlorene Observatorium

Das verlorene Observatorium

Titel: Das verlorene Observatorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gelegenheit zu geben, sich selbst zu finden, sich an so vieles zu erinnern wie nur irgend möglich. Aber es ist nur menschlich, daß, hat eine Person begonnen, sich in Erinnerungen zu ergehen, eine andere Person sofort den unwiderstehlichen Drang verspürt, genau das gleiche zu tun. Und so kam es, daß Claire Higg sich an jene romantischen Tage erinnerte, genaugenommen waren es sogar Jahre, als sie ihr Herz an einen Mann namens Alec Magnitt verlor. Kein schöner Mann. Er trug weder einen Schnurrbart, noch hatte er ein magisches Lächeln. Aber er wurde von Claire Higg geliebt. Er lebte in Wohnung 19, und sie folgte ihm, als er von der Arbeit nach Hause ging. Magnitt war Buchhalter, erinnerte sie sich, während sie mit Anna Tap, Zwanzig und Peter Bugg zusammensaß, er ging nie ohne seinen Taschenrechner aus dem Haus.
    Higg trug Schwarz. Sie ging in ihrem Zimmer auf und ab und betrachtete all die Photos des verstorbenen Schnurrbart-Mannes, während Zwanzig damit beschäftigt war, sich zu erinnern. Und wie sie sich in ihrem Zimmer so umschaute, bemerkte sie ein quadratisches Stück ihrer Magnolientapete, das weniger schmutzig war als der Rest. Dort, an genau dieser Stelle, befand sich einmal das Photo von Alec Magnitt, erinnerte sie sich laut. Wo war es nur hin? Ich liebte Alec, sagte sie zu ihren drei Besuchern. Und Alec liebte mich auch, fügte sie inständig flehend hinzu. Auch wenn sie sich nicht wirklich daran erinnerte, daß er dies einmal gesagt hatte. Tatsächlich hatte er es nie gesagt. Aber er schrieb es einmal, auf die Rückseite eines Paßphotos schrieb er Claire, Claire, ich liebe dich so sehr. Er hatte, darauf bestand sie, er hatte diese Worte ganz dicht an Claire-Claires verfettetes Herz geschrieben. Er hatte sogar seinen Namen daruntergesetzt, erinnerte sie sich. Ein Beweis, sagte sie. Ein Beweis ihres Erinnerungsvermögens. Aber wo war dieser Beweis nur geblieben? Ja, wo ist dieses Paßphoto? Es hing genau dort, sagte sie ihren drei Besuchern und zeigte auf die Wand. Und sie ließ die drei, einen nach dem anderen, dieses heilige Stück Wand inspizieren, wo sich einmal der Beweis befunden hatte, daß Claire Higg tatsächlich geliebt worden war. Sie glaubten ihr, sie wollten keinen Beweis. Sie wollte jedoch sehr wohl, o ja, Claire sehr wohl. Beweis, wo bist du? Wo bist du, liebes Photo von meinem lieben Alec? Es war das einzige Photo, das sie von ihm besaß. Dann geriet sie in Panik, sie schrie. Anna Tap gab ihr eine Zigarette, aber das schien auch nicht zu helfen. Was ist denn los? fragten sie.
    Ich kann mich nicht mehr an sein Gesicht erinnern!
    Sie schloss die Augen, und auf den Magnolienwänden ihrer Erinnerung konnte sie nur noch das Gesicht eines Mannes mit gebräunter Haut und Schnurrbart sehen, der sie mit seinem perfekten Lächeln anstrahlte.
    Alec? hatte sie gerufen, gleichwohl niemals in sein blasses Gesicht, dieses blasse Gesicht, an das sie sich so verzweifelt zu erinnern suchte. Auf ihrer magnolienfarbenen Wand befand sich eine Art Beweis für die Existenz dieses Gesichts. Sogar in ihrem Kopf befand sich eine Art von Beweis, auch wenn sie darauf nicht völlig vertrauen konnte. Wann immer sie an ihre Vergangenheit dachte, wurde diese geradezu sensationell, die gebrochen weißen, schmuddeligen Räume ihrer Jugend verwandelten sich in unendlich lange, goldene Strande. Sie konnte ihrem Gehirn nicht vertrauen, denn so vieles, woran es sich erinnerte, und das begriff sie in diesem Augenblick, hatte niemals wirklich ihr gehört. Sie brauchte den Beweis, nicht, um ihn diesen drei Gästen zu zeigen, sondern um ihn sich selbst zu zeigen. Wo war nur dieses Paßphoto geblieben?
Zwanzig erinnerte sich (2)
    Nachdem Claire Higg sich ein wenig beruhigt hatte, versuchte Anna Tap erneut, Zwanzig zum Sprechen zu bringen. Und Zwanzig, nach einiger Zeit und einiger Geduld, lachte wieder ihr herrliches Lachen und erinnerte sich laut an mehr. Sie erinnerte sich, mit der Dogge ein weites, felsiges Gelände überquert zu haben. Es gab auch Bäume und sie hatte Blut am Kopf. Sie nahm an, daß sie sich den Kopf aufgeschlagen haben mußte. Und dann sah sich Anna Tap Zwanzigs Kopf an und sagte, ja, dort befände sich eine Narbe. Und so feierten dann alle Zwanzigs Annahme bezüglich ihrer Kopfverletzung, denn jetzt war auch das definitiv eine Erinnerung. Und war es nicht auch ein Fortschritt?
Claire Higg erinnerte sich (2)
    Und nachdem Zwanzig sich an dieses weitere Detail erinnert hatte, entstand eine kurze Pause. Und in

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