Das verlorene Observatorium
Ich werde Ihnen die Brille geben. Sie geben Sie mir zurück, nachdem Sie erblindet sind, innerhalb einiger Monate. Es ist nicht nötig, den Pförtner in die Sache mit hineinzuziehen.
Und was ist mit dem Hundehalsband, Claires Photo und Peters Lineal?
Nein, die können sie nicht zurückbekommen. Ich habe sie zerstört.
Ich glaube Ihnen nicht.
Ihre Brille könnte ich ebenfalls zerstören.
Nein, Francis. Es tut mir leid.
Ich ging also in die Ausstellung und lieh mir ein Exponat aus. Es würde, so lautete die Übereinkunft, in einer nicht näher spezifizierten Anzahl von Monaten zurückgegeben werden. Wieder im Erdgeschoß, in der Eingangshalle, hörte ich Schreie aus dem zweiten Stock. Claire Higg, der Pförtner, Zwanzig und Anna Tap befanden sich in Wohnung 10 (Peter Bugg ebenfalls).
Das Ende der Zeit der Erinnerungen, der Abschied von Peter Bugg, Schulmeister im Ruhestand, pensionierter Privatlehrer, etc
Mr. Peter Bugg, nicht mehr schwitzend, nicht mehr weinend, aber immer noch nach hundert verschiedenen Gerüchen riechend, war zu Hause. Mr. Peter Bugg trug eine Schulkrawatte. Marineblau mit roten Streifen. Er trug sie falsch herum. Der Knoten befand sich in seinem Nacken. Genaugenommen trug die Krawatte eigentlich Peter Bugg. Peter Bugg, kalt jetzt und still, nicht mehr von Gedanken an Alexander Mead oder seinen Vater oder das Lineal seines Vaters besessen, befand sich in vertikaler Position etwa einen halben Meter über dem Boden. Hängend. Und fliegen konnte er nicht. Erhängt.
Erdrosselt.
Tot.
Der Pförtner schnitt ihn ab und legte ihn auf sein Bett. Auf seinem Schreibtisch, an dem er wieder und immer wieder sein Buch nicht zu Ende gebracht hatte, lagen fünf Umschläge, adressiert an: den Pförtner des Observatoriums, die Bewohnerin von Wohnung 20, Miss Anna Tap, Francis Orme (der Jüngere), Claire. Diese Briefe waren die letzten Schriftstücke von Peter Bugg, gleichwohl sie selbst in ihrem geringen Umfang jenes andere, unvollendet gebliebene Opus weit übertrafen.
Wir öffneten die Umschläge.
An den Pförtner des Observatoriums
Mein lieber Pförtner, ich bedauere es sehr, Sie nicht persönlich ansprechen zu können, denn erst als ich mich hinsetzte, um Ihnen diesen Brief zu schreiben, bemerkte ich, daß ich nie Ihren wirklichen Namen erfahren habe. Verzeihen Sie mir. Ich bedauere zutiefst das Durcheinander unter meinen persönlichen Sachen, die Sie nun aufräumen müssen. Ich fürchte, Sie werden derjenige sein, der diese Aufgabe übernehmen muß. Für Ihre Mühen lege ich einen Geldschein bei. Verzeihen Sie mir.
Hochachtungsvoll, Peter Bugg
An die Bewohnerin von Wohnung 20
Liebe Freundin, leider haben Sie noch keinen Namen, aber ich bin sehr zuversichtlich, daß Sie sich schon sehr bald wieder an ihn erinnern werden. Ich lege Ihnen ein nicht sehr umfangreiches, aber, wie ich meine, hilfreiches zweisprachiges Wörterbuch bei. Weiterhin hinterlasse ich eine Liste mit Telefonnummern von Polizeirevieren in Ihrem Land. Ich bin sicher, man wird Ihnen bei der Suche behilflich sein, wenn Sie diese Nummern anrufen. Ich habe keinen Zweifel, daß Sie schon bald wieder Sie selbst sein werden.
Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen, Peter Bugg
(Dieser Brief wurde später von Anna Tap Wort für Wort mit Hilfe von Peter Buggs altem Wörterbuch übersetzt.)
An Miss Anna Tap
Liebe Miss Tap, ich fürchte, Sie werden von mir sehr enttäuscht sein. Verzeihen Sie mir? Ich muss Sie um einen Gefallen bitten. Während meiner Zeit im Observatorium habe ich im Laufe der letzten Jahre verschiedene kleine Pflichten übernommen. Diese Pflichten umfassen die Einkäufe (hauptsächlich Lebensmittel und gelegentlich einige ungewöhnlichere Dinge) für Miss Higg und, dies ist die anspruchsvollere Aufgabe, tagsüber nach Mr. Francis Orme zu sehen, während sein Sohn außer Haus ist. Würden Sie dies für mich übernehmen? Ich entschuldige mich dafür, aber ich vertraue voll und ganz Ihren Fähigkeiten. Obwohl ich Sie nur sehr kurze Zeit kannte, in tiefer Verbundenheit und mit den besten Grüßen Ihr Peter Bugg
An Francis Orme (den Jüngeren)
Mein lieber Junge, Du darfst Dir auf gar keinen Fall Vorwürfe mache, letzte Nacht nicht mit mir gesprochen zu haben. Früher oder später wäre ich sowieso gegangen. Ich werde nun schon seit vielen Jahren von einer gewissen Erinnerung gequält, die dafür verantwortlich ist, wie ich erst kürzlich erkannt habe, daß ich aus Nervosität schwitze und vor Reue weine. Es ist
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