Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Während der Tieflader über die unebenen Gleise holperte, klammerten sich die Menschen darauf aneinander und versuchten verzweifelt, auf den Beinen zu bleiben.
Nachdem die erste bedeutsame Steigung genommen war, hielt Ferguson den Dampfhebel ganz nach unten gedrückt, während der Zug an Captain Houstons Sägewerk vorbeidonnerte, und die suzdalischen Arbeiter dort schrien vor Begeisterung und Furcht, als sie das neue Yankeewunder erblickten.
Die nächste Steigung kam; die Lok kämpfte sich schwankend und schaukelnd hinauf, und Fletchers Getreidemühle verschwand rasch außer Sicht. Vorbei an Minas erster Gießerei und Schmiede, die auf Volllast arbeitete, dampfte der Zug weiter bergan. Dann ging es knapp fünf Kilometer mit Schwungkraft durch offene Felder, wo der Wald bereits den Holzkohlewerken zum Opfer gefallen war, sodass sich hier nur noch die Stümpfe der einst mächtigen Bäume ausbreiteten.
In einer Kurve um den Berg herum betätigte Ferguson die Pfeife und nahm den Dampfdruck zurück, als ein aus groben Planken gezimmerter Bahnhof in Sicht kam. Die Lok stoppte.
Schwer atmend blickte Emil sich um.
»Der Junge hat uns beinahe um Kopf und Kragen gebracht!«, beschwerte sich der alte Doktor und stieg vom Tieflader.
»Er könnte die Rettung für uns alle bringen«, hielt ihm Andrew entgegen, sprang neben Emil vom Wagen und reichte Kathleen die Hand.
»Es war jedenfalls aufregend!«, sagte sie freundlich, als Ferguson in jugendlichem Überschwang herangesprungen kam.
»Ich schätze die Geschwindigkeit auf über dreißig Stundenkilometer im Flachland!«, verkündete er triumphierend.
»Gehen Sie die Rückfahrt bergab nur ruhig an«, mahnte ihn John Mina zur Vorsicht und strich sich den Ruß von der Uniform.
»Die Gleise auf dem Berg sind gut verlegt«, sagte Jim, und es klang leicht abwehrend.
»Hören Sie einfach auf John«, empfahl ihm Andrew im Ton eines Vaters, der einen Streit zwischen Söhnen schlichtete.
Malady, der jetzt wieder am Dampfhebel stand, ließ den Zug sachte anfahren und steuerte ihn unter eine niedrige Brücke. An dieser hing eine aus schweren Planken gefertigte Schütte, deren oberes Ende in einen großen, aus Baumstämmen errichteten Kasten mündete. Als der erste Selbstentladewagen unter der Schütte war, gab ein Suzdalier mehreren Männern einen Wink, die auf dem großen Blockkasten standen. Sie stießen eine Klappe über der Schütte auf, und ein Sturzregen aus Erz ergoss sich tosend auf den ersten Selbstentlader und füllte ihn in Sekunden. Sie rammten die Klappe wieder zu und warteten, bis der zweite Waggon an Ort und Stelle war, und die nächste Ladung ergoss sich abwärts.
»Fast zwanzig Tonnen!«, erklärte Mina triumphierend.
»Und sobald die Bangor fertig ist, befördern wir fünfzig, vielleicht hundert Tonnen pro Fahrt«, warf Ferguson ein.
Lächelnd schüttelte ihnen Andrew die Hände, und bei dieser kleinen Geste der Anerkennung leuchteten die beiden förmlich vor Zufriedenheit.
»Wie lange dauert es noch, bis die Strecke hinauf zum Kohlenrevier und den Koksöfen fertig wird?«, wollte Andrew wissen.
»Zwei Monate«, antwortete Mina.
»Aber Sie haben schon fast sieben Kilometer Schienen in dieser Richtung verlegt – letzte Woche sagten Sie, alles wäre zum nächsten Vollmond fertig.«
»Das Tauwetter hat eingesetzt«, kam Ferguson Mina zur Hilfe. »Sir, wir hatten die Strecke vermessen, als der Boden noch unter Schnee lag. Man findet dort jetzt aber einige sumpfige Stellen vor, die aufgefüllt werden müssen. Wir haben es letzte Woche festgestellt, nachdem der heftige Regen die Erde etwas aufgelockert hatte.«
»Und da wir die bisherigen Schienen im Winter verlegt haben, werden furchtbar viele Reparaturen nötig, wo jetzt die Erde aufweicht«, ergänzte Mina.
Andrew sah Kal an.
»Sobald der Boden vollständig getaut ist, plane ich, fünftausend Arbeiter einzusetzen, um weiche Stellen aufzufüllen und Schienen zu begradigen – zusätzlich zu den zweitausend Menschen, die bislang schon an der Strecke arbeiten. Mein Vetter Gregory organisiert diese Mannschaften schon«, erläuterte Kal.
Andrew konnte einfach nicht aufhören, über diesen Mann zu staunen; Kal schien ein wahres Organisationsgenie zu sein. Obwohl der Anfang schwierig gewesen war, schien es, als wären jetzt sämtliche Suzdalier von dem Wunsch erfüllt, alles zu tun, was man von ihnen verlangte.
Andrew wandte sich von der Gruppe ab und blickte zur Waterville hinüber; die vom restlichen Zug
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