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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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kann.«
    »Mein Fürst, ich denke, dass wir noch drastischere Maßnahmen erwägen werden, ehe diese Krise überstanden ist.«
    Muzta wurde still, wusste keine Antwort mehr.
    Sie trafen bei ihren Pferden ein, stiegen auf und übernahmen die Zügel von den bereitstehenden Dienern. Dann ritten sie den Hügel hinab. Plötzlich zügelte Muzta sein Pferd und drehte sich zu den Dienern um.
    »Schickt jemanden hierher zurück, der dieses Stück Vieh holt!«, rief er und deutete auf die Menschenleiche im Schnee. »Wir sollten nicht ausgezeichnetes Essen vergeuden.«
    »In Ordnung, Malady, geben Sie Dampf zu!«, rief Ferguson.
    Andrew fühlte sich versucht, auf Abstand zu gehen, aber ihm war klar, dass er damit mangelndes Vertrauen in Fergusons technische Fähigkeiten demonstriert hätte.
    Gespannte Stille senkte sich über die suzdalische Zuschauermenge; Kal hatte den Leuten eine Stunde Pause gewährt, damit sie sich die Zeremonie anschauen konnten.
    Die Lok war schon am Abend zuvor getestet worden, um sicherzustellen, dass alles funktionierte. Der schwierigste Teil war, als Ferguson die Lokomotive auf Blöcke heben ließ, die Brennkammer bis zum Überlaufen voll, um einen vollen Schwung Dampf zuzugeben.
    Andrew hatte ihm befohlen, auf Abstand zu gehen – ein Unfall hätte einen der wichtigsten Männer in ganz Rus töten können. Der jugendliche Ingenieur hatte protestiert, voller Vertrauen in die eigene Arbeit, bis ihn der strenge Blick seines Befehlshabers letztlich doch nötigte, sich zurückzuziehen.
    Die Maschine bestand den Belastungstest mit Bravour; trotzdem machte es Andrew immer noch nervös, wenn Malady den Dampfhebel nach unten drückte.
    Rauchwolken schossen donnernd unter der Lok hervor; zischend entwich Dampf, und dann setzten sich die Antriebsräder ganz allmählich in Bewegung.
    Ruckelnd fuhr die Lok an, und die beiden Fallbodenwagen und der einzelne Tieflader folgten. Andrew und die übrigen Würdenträger mussten sich bemühen, auf dem Tieflader das Gleichgewicht zu wahren. Die von dem Anblick wie betäubten Suzdalier standen mit offenen Mündern da, während die paar Yankees, die mit Entwurf und Bau der Eisenbahn beauftragt waren, in lauten Jubel ausbrachen.
    Malady zog an der Schnur der Dampfpfeife, die fröhlich heulte, während die Lok schneller wurde; und die Hunderte von Arbeitern stießen wilde Triumphschreie aus.
    »Ihr Yankees!«, brüllte Kal, während er Andrew heftig die Hand schüttelte.
    »Es ist ein Anfang«, sagte Andrew und war doch begeistert über diesen bedeutsamen Schritt.
    Die Lok brachte das Dock hinter sich und dampfte mit zunehmender Geschwindigkeit an Fort Lincoln vorbei. Als sie sich der ersten Abzweigung näherte, gab der suzdalische Weichensteller mit einem Wink zu verstehen, dass der Weg frei war. Die Maschine donnerte an der Abzweigung nach Suzdal vorbei und machte sich auf den Weg am Mühlenfluss bergan.
    »Mindestens fünfundzwanzig Stundenkilometer!«, schrie Ferguson begeistert und erinnerte an einen Schuljungen mit einem neuen Spielzeug. »Jetzt, wo wir besseren Stahl für die Kessel erhalten und richtige Drehbänke und Schneidwerkzeuge für bessere Zylinder, bringe ich die nächste Lok auf die doppelten Pferdestarken!«
    »Hoffen wir nur, dass diese hier zusammenhält«, sagte Emil nervös.
    »Wieso, die Waterville ist die beste verdammte Lokomotive auf dem ganzen Planeten!«, schrie Ferguson, und Andrew musste über diesen Scherz doch lachen.
    Das ganze Vehikel sah nach nichts mehr aus als einem überdimensionierten Spielzeug: eine Minilok mit Zweieinhalb-Spurweite und winzigem Wagenpark. Die eigentliche Lok bestand nur aus einer offenen Plattform mit aufgeschraubtem Kessel, der die kleinen Neunzig-Zentimeter-Antriebsräder befeuerte, das Größte, was die Gießerei in diesem Punkt bislang herstellen konnte.
    Am Fuß des Mühlenflussberges angekommen, machte sich die Lok an die fünfprozentige Steigung und wurde dabei sichtlich langsamer. Dampfend und schnaufend setzte sie ihren Weg fort, und Ferguson sprang vom Tieflader auf den Holztender und dann auf die Plattform der Lokomotive.
    »Ich wünschte, der Junge würde diesem Ding nicht so nahe kommen«, flüsterte Kathleen nervös.
    Malady und Ferguson schienen sich einen Augenblick lang zu zanken, und schließlich packte Jim den Gashebel und drückte ihn ganz nach unten.
    Rauchwolken stiegen zum Himmel auf, und die Lokomotive, die jetzt mehr Dampf aufnahm, stemmte sich mit Getöse gegen die Steigung und die Zuglast.

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