Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
die Männer, die den Namen seiner Frau verstanden hatten, lachten gutmütig.
Einer stand auf und hielt die Hand ein Stück weit vor den Bauch, und die Übrigen brüllten vor Lachen.
»Bislang ist sie noch nicht so dick, Sir«, entgegnete Hawthorne schüchtern.
»Nun, machen Sie mit Ihrer Arbeit weiter«, sagte Andrew, erwiderte Hawthornes militärischen Gruß und kehrte zum Wagen zurück, wo der Rest der Gruppe wartete.
Sie setzten ihren Weg den Hügel hinauf fort. Als die Straße abbog und nun am Ufer der Wina entlanglief, betrachteten sie das jetzt seit Wochen trockene Flussbett.
Die Bäume, die das Ufer säumten, wurden spärlicher und gaben den Blick auf die Schlucht weiter oben frei. Von einer Flanke der Klamm bis zur anderen ragte dort der Erddamm auf, bedeckt von den wie Ameisen wirkenden Gestalten zehntausender Menschen, die die Bergflanken zu beiden Seiten aufgruben und Gestein und Erde in niemals endenden Ketten davontrugen.
Die Menschen auf dem Wagen wurden still, wie es jedem ging, der zum ersten Mal dieses gewaltige Werk erblickte.
»Sieht nach etwas aus der Bibel oder dem alten Ägypten aus«, flüsterte Kathleen, die gerade zum ersten Mal dieses gewaltigste Projekt des großen Plans vor Augen hatte.
»Die Wälle sind schon gut sieben Meter hoch«, erklärte Mina. »Wir sind zu etwas mehr als der Hälfte fertig.«
Kal drehte sich zu den anderen um und strahlte vor Stolz, empfand er doch unter allen Projekten dieses am meisten als seine eigene Leistung.
Als sie den Fuß des Damms erreicht hatten, stiegen sie vom Wagen, und innerhalb eines Augenblicks umringten ein Dutzend Männer Kal, verlangten Antworten von ihm und schrien allesamt laut nach Beachtung.
Angeführt von Mina, gingen die anderen zu dem großen gemauerten Haus, das rasch emporwuchs, um die Gießerei aufzunehmen.
Gemauerte Schornsteine von bislang schon fast zehn Metern Höhe, die aber noch weiter wuchsen, säumten eine Wand des Gebäudes. Auf der anderen Seite hatte man das erste über elf Meter durchmessende Mühlrad montiert, und auch drei kleinere sechseinhalb Meter durchmessende Räder warteten weiter hangaufwärts bereits auf das Wasser.
»In einer Woche steht das Wasser hoch genug, um die Sechseinhalb-Meter-Räder in Gang zu setzen, sodass wir mit dem Einkochen des Erzes beginnen können, das schon angekarrt wird«, erklärte Mina. »Noch ein paar weitere Monate dauert es jedoch, ehe sich der Fluss hoch genug gestaut hat, um die größeren Räder anzutreiben, von denen wir letzten Endes drei Stück haben werden.«
Mina deutete auf den riesigen Erzkocher, der allmählich Gestalt annahm.
»Dort fangen wir an. Das Erzflussmittel und das Koks werden eingeladen. Sobald wir mit voller Kraft laufen, rechne ich mit einem Ausstoß von mehr als acht Tonnen pro Tag. Den größten Energiebedarf haben wir für die Aufwerfhämmer und Walzen im weiteren Produktionsgang.« Er deutete auf eine Stelle, wo ein Schwärm Arbeiter die gewaltigen Rahmen innerhalb des noch nicht überdachten Bauwerks errichteten.
»Ferguson und ich haben uns überlegt, dass wir am besten ein älteres Verfahren für die Herstellung von Schmiedeeisen und geringwertigem Stahl für die Musketenläufe benutzen. Ein britischer Bursche namens Cort hat es vor über achtzig Jahren ausgetüfelt; später probieren wir das neue Bessemer-Verfahren zur Stahlerzeugung.«
Mina ging voraus und zeigte seinen Begleitern, wie das aus dem Hochofen kommende geschmolzene Eisen getrennt wurde. Das Gusseisen aus dem Schmelzraum wanderte direkt in die Gussformen für die Kanonenläufe und -kugeln. Der Rest floss durch einen Puddelofen, wo suzdalische Arbeitskräfte mit schweren Stahlstangen die weiß glühende Masse durchrührten und den Kohlenstoff ausbrannten. Die entstehenden rot glühenden Klumpen von Schmiedeeisen wanderten dann weiter zu den Aufwerfhämmern und Walzen, wo sie zu Musketenläufen und dem ganzen breiten Spektrum an Metallgegenständen verarbeitet wurden, die für die Armee gebraucht wurden.
Die Kugeln aus geschmolzenem Metall wurden dann durch einen weiteren Schmelzraum transportiert, dort neu erhitzt und zum Teil in die Gussformen für die leichten Geschütze gegossen, während der Rest durch die Walzen und Aufwerfhämmer lief, die daraus Musketenläufe fertigten.
Schließlich zeigte Mina weiter seitlich in der Gießerei, wie man dort kleine Metallmengen entnahm, sie in Tiegeln versiegelte und kochte, um daraus hochwertigen Tiegelgussstahl für Werkzeug und
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