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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Musketenschlossfedern zu gewinnen.
    Diese Abteilung arbeitete schon kräftig und bezog ihre Energie aus unermüdlich schuftenden Mannschaften Dutzender Suzdalier, die Tag und Nacht die Blasebälge bedienten.
    »Die Bohrmaschinen sind der schwierige Teil«, sagte Mina, während er seine Gruppe aus dem gewaltigen Bau der Gießerei und zu einem weiteren Bau weiter unten am Hang führte.
    »Mit Hilfe von Gussformen können wir zwar grobe Kanonenläufe herstellen«, erläuterte er, »aber wir brauchen trotzdem noch eine schwere Bohrmaschine, die einen glatten und vor allem geraden Lauf erzeugt. Und für die Schnittkanten der Bohrmaschine brauche ich hochwertigen Stahl.
    Das Gleiche gilt für die Musketenläufe. Zwar können wir Läufe um eine Form walzen, müssen aber darüber hinaus noch sicherstellen, dass sie auch präzise genug ausfallen. Der Himmel weiß, wie gern ich Gewehrläufe in Massen herstellen würde, aber das wird Handarbeit, denn es dauert noch Monate, bis wir über das nötige Werkzeug dafür verfügen.
    Gott sei Dank haben wir ein halbes Dutzend Werkzeugmacher in der Einheit, oder wir wären verloren.« Er blickte zu den Arbeitern hinüber: Eine Schar suzdalischer Lehrlinge war um jeden Yankee versammelt und versuchte in Wochen Fertigkeiten zu lernen, deren Meisterung im Normalfall Jahre dauerte.
    Dann deutete John Mina durch ein offenes Fenster auf einen noch unfertigen Bau in knapp zweihundert Metern Entfernung, der direkt neben dem leeren Flussbett aufragte.
    »Die Pulvermühle müsste in einem Monat in Betrieb gehen. Aber auch dort brauchen wir einfach mehr Nachschub, besonders an Nitraten; unsere Beschaffungsaktion in den Latrinen der Stadt und den Scheunen auf dem Land verläuft viel zu langsam!
    Ich brauche einfach mehr von allem!«, fuhr Mina in scharfem Ton fort. »Die alte Gießerei läuft auf vollen Touren, um Metall für die Gleise und Fletschers Erntemaschinen zu erzeugen, aber selbst das reicht nicht. Unsere Schienenstrecke könnte schon fünf Kilometer länger sein, falls wir kein Metall für Pflüge, Eggen und Ackerfräsen hätten abzweigen müssen. Ich brauche mehr Energie, mehr geschulte Arbeiter, mehr Erz, Koks und Holzkohle und vor allem mehr Metall, um die Maschinen herzustellen.«
    »Tun Sie, was Sie können«, sagte Andrew ruhig. Ihm fiel auf, dass John inzwischen sichtbare Spuren der Anspannung zeigte und seine Stimme einen schrillen Unterton aufwies. Andrew wusste, dass er seinen Stellvertreter verheizte; tatsächlich verheizte er die meisten seiner Männer, die sich Tag und Nacht ins Zeug legten, aber daran war einfach nichts zu ändern.
    »Ich weiß, dass Sie Ihr Bestes tun, John«, lobte er ihn.
    »Ich denke jedoch nicht, dass es reicht«, entgegnete der Major müde.
    Andrew konnte sich nicht überwinden, ihn anzulügen, und bannte ihn nur mit dem Blick.
    »Ich weiß«, flüsterte John. »Keine Mutlosigkeit vor den Männern.«
    Andrew nickte.
    Mit dem Versuch eines Lächelns wandte sich John von der Gruppe ab und ging wieder hinauf zur Hauptgießerei.
    »Wie es scheint, haben wir Kal an seine Arbeiter verloren und Ferguson an irgendeinen Streit in der Gießerei«, stellte Emil fest. »Ich kehre in die Stadt zurück, aber es ist ein solch herrlicher Tag für einen Spaziergang, wissen Sie?«
    Andrew blickte Kathleen an.
    »Ich denke, Miss O’Reilly und ich können einen Spaziergang gut gebrauchen«, sagte Andrew, und mit einem Lächeln für die beiden wandte sich der Doktor leise ab.
    »Wie ist es Ihnen in jüngster Zeit ergangen?«, erkundigte sich der Colonel, der auf einmal nervös wurde, als sie zu zweit von der Baustelle spazierten. Sie mieden den dichten Verkehr auf der Straße und gingen lieber übers offene Land.
    »Andrew, die Frauen sind durchaus lernwillig. Ich habe gewisse Sprachkenntnisse erworben, und Tanja ist eine enorme Hilfe beim Dolmetschen. Man hat jedoch das Gefühl, als versuchte man, diese Menschen mit einem Fingerschnipsen über den Abgrund von tausend Jahren zu zerren.«
    Um ihre Stimmung aufzuhellen, hob Andrew die Hand und schnipste mit den Fingern, aber sie lächelte nicht.
    »Sie möchten es womöglich mit schierer Willenskraft durchsetzen, Andrew, aber die hiesigen Brauche sind zäh. Die Menschen wissen, dass sie den Folgen ihres Tuns jetzt nicht mehr entgehen können, aber ich wage zu behaupten, dass viele sich wünschten, sie hätten nicht rebelliert.«
    »Aber sie haben es nun mal getan, und jetzt müssen sie die Verantwortung dafür

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