Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Andrew. »Andere möchten womöglich bleiben.«
Das war vielleicht eine Lösung für diese lästigen Kreaturen, dachte Qubata und konzentrierte sich dann wieder ganz auf Andrew.
»Mein Künder hat berichtet, dass ihr im Frühsommer des vergangenen Jahres eingetroffen seid.«
»Das stimmt.«
»Dann habt ihr in diesem Zeitraum all das geschafft - eure Maschinen gebaut, eure Armee aufgestellt und die rechtmäßigen Herrscher gestürzt?«
»Ja zu den beiden ersten Punkten«, antwortete Andrew, »aber es war das Volk von Suzdal selbst, das rebellierte und uns bat, es anzuführen.«
Qubata wandte sich Muzta zu und übersetzte.
»Dann lügt der Bojar Mikhail also, wie ich schon vermutet hatte«, sagte Muzta. »Das ist eine weitere Neuerung -Vieh, das gegen seine von uns eingesetzten Herrscher rebelliert.«
»Die Anwesenheit der Yankees hat die Waagschale geneigt. Genau das haben auch die wenigen Gefangenen gesagt, die wir machen konnten.«
»Was ist der Tunnel?«, fragte Andrew, als die beiden Tugaren ihr Gespräch unterbrachen und ihn wieder anblickten.
»Das weißt du nicht?«
Andrew fand, dass ein Lügenspiel hier keinen Sinn machte, und schüttelte den Kopf.
»Vielleicht erklären wir es euch eines Tages für eine Gegenleistung«, sagte Qubata gelassen und bemerkte zufrieden die Enttäuschung in den Augen des Mannes.
»Hat dieses Gespräch dann noch irgendeinen Sinn?«, wollte Andrew wissen. »Ich habe euch erklärt, dass wir uns nicht unterwerfen. Ich biete euch allerdings folgende Bedingungen an: Falls ihr euch von der Stadt zurückzieht, werden wir euch nicht daran hindern und euch nicht angreifen. Etwas anderes gewähre ich nicht. Ich vermute, dass weniger wir es sind, denen allmählich die Nahrung ausgeht, sondern es vielmehr euch so geht. Ihr könnt an anderer Stelle mehr finden, aber Stolz oder vielleicht Verzweiflung hindert euch daran, uns ungestraft davonkommen zu lassen. Lasst euch nicht vom eigenen Stolz vernichten!«
Welche Dreistigkeit!, dachte Qubata und empfand eine Spur Bewunderung für diesen Mann.
»Du weißt, dass wir euch schlagen werden«, antwortete Qubata leise und ohne jeden drohenden Unterton.
»Und wenn ihr es getan habt, worin besteht dann euer Sieg?«, fragte Andrew. »Wir hinterlassen keine Leichen mehr, die ihr fressen könntet, denn wir werden alle unsere Toten verbrennen oder vergraben. Nichts bleibt für euch.
Und ich weiß Folgendes«, fuhr Andrew fort und riskierte es einfach. »Ihr seid zwei Jahre zu früh eingetroffen, was noch nie zuvor geschah. Und der Grund waren zunächst nicht wir, obwohl eure Ankunft mit vorläufig nur den Kriegern sicherlich eine Reaktion auf uns darstellte. Etwas anderes hat euch angetrieben. Ich habe von euren Rivalen gehört, den Merki.«
»Woher wisst ihr das?«, fragte Qubata erstaunt.
»Unser großes Schiff hat die südlichen Gewässer befahren und begegnete dort einem Volk, das in den nächsten beiden Jahren noch nicht mit der Ankunft seiner Feinde rechnet. Aber ich denke nicht, dass es die Merki waren, die euch frühzeitig hergeführt haben.«
»Dann erkläre es mir bitte«, entgegnete Qubata kalt. Er wollte zwar kein Interesse verraten, konnte sich jedoch nicht beherrschen.
»Der Hunger«, sagte Andrew. »Ihr habt zugelassen, ganz von uns abhängig zu werden, was eure sämtlichen Bedürfnisse angeht. Wann haben Tugaren zuletzt von selbst Nahrung gefunden oder gezüchtet? Nein, ihr lebt von uns und unserem Schweiß. Aber dann begann euer Vieh …«, und bei diesem Wort flammte Zorn in seinem Gesicht auf, »… zu sterben.«
Andrew legte eine Pause ein, damit Qubata übersetzen konnte.
»Eine Krankheit schien euch stets vorauszueilen, und deshalb seid ihr immer schneller weitergezogen, in dem verzweifelten Versuch, sie zu überholen. Aber so schnell ihr auch marschiert seid, die Krankheit breitete sich trotzdem vor euch aus. Falls ihr das Wandernde Volk kennt, das vor euch flieht, solltet ihr auch wissen, dass die Krankheit mit ihm reist. Macht ihr langsamer, breitet sich die Krankheit langsamer aus. Macht ihr schneller, zieht die Krankheit schneller weiter. Ich denke, Qubata, dass du und dein Volk am Ende seid. Ihr seid es, die allmählich hungern, nicht wir.
Und ich könnte hinzufügen«, sagte Andrew trocken, »dass wir Yankees wissen, wie man diese Krankheit stoppt. Ihr müsstet inzwischen erfahren haben, dass nur die Menschen von Suzdal vor den Verheerungen der Seuche verschont geblieben sind. Wir haben unser Heilmittel
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