Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl
Drohungen, wurde den Soldaten entgegengeschleudert, aber da Schuder immer wieder vorwärts und rückwärts die ganze Reihe entlangmarschierte, wagte niemand zu reagieren.
Im Augenwinkel sah Vincent, wie ein Krieger, viel größer als die anderen, immer wieder mit den Männern in seiner Umgebung stritt und dann zurück zur Kolonne blickte.
Sein Pferd allein reichte schon, um Vincent nervös zu machen. Es war größer als ein Clydesdale, und jedesmal, wenn es den Kopf schüttelte, entblößte es eine Doppelreihe gelber Zähne, die für nichts besser geeignet schienen, als jemandem den Arm abzubeißen.
Der Krieger war ein riesiger Mann mit breiter Brust und glänzendem blauschwarzen Bart, der ihm über die Kettenrüstung bis auf die Taille hing. Als wüsste er, dass Vincent ihn betrachtete, hob er den rechten Arm und schwenkte eine Doppelblattaxt in Richtung des jungen Quäkers.
Vincent wandte rasch den Blick ab, was mit einer Runde heiseren Gelächters quittiert wurde. Der Axtschwinger lenkte sein Ross jetzt allmählich auf die Kolonne zu.
Der Wald rückte auf beiden Seiten heran, und durch die Bäume konnte Vincent sehen, wie der Mann ihm, kein halbes Dutzend Schritte entfernt, folgte. Vincent wüsste, dass es Ärger geben würde, so sicher, als wäre er zu Hause um die Ecke gegangen und sähe sich den Pellegrino-Brüdern gegenüber, die darauf warteten, den »Quäker-Weichling« zu verprügeln.
Der Wald lichtete sich wieder und gab den Blick zum Fluss auf ihrer Linken frei. Ein Stück voraus entdeckte Vincent direkt neben der Straße ein Knäuel Reiter, die dem schwarzbärtigen Krieger entgegenblickten, der jetzt auf sie zugaloppierte.
Vincent nahm die Gruppe wachsam in Augenschein, während er vorbeimarschierte, und er hatte das Gefühl, als blickten sie alle in seine Richtung und unterhielten sich in finsterem Tonfall. Der schwarzbärtige Reiter löste sich wieder von ihnen und trabte direkt auf Vincent zu.
Der Reiter zügelte das Pferd, drängte es an den erschrockenen Private und zwang ihn zurückzuweichen. Ein schroffes Lachen stieg von den übrigen Reitern auf, die jetzt ebenfalls herantrabten. Auf einmal schien es, als strömten Dutzende von Reitern zwischen den Bäumen hervor und gesellten sich zu dem Knäuel aus Männern, die sich der Kolonne näherten.
Vincent schob sich grimmig weiter vor, bemüht zu verhehlen, dass er zitterte.
»Ty Ostanowis pered washim natschal’ stwom!«, (Du da, bleib stehen, wenn deine Herren dich dazu auffordern!) brüllte der Axtschwinger und lenkte das Pferd direkt vor Vincent, der stehen blieb und zu der riesigen Gestalt aufblickte, die über ihm aufragte. Hinter ihm stoppte der Rest der Kolonne mit Geklapper.
»Was hielten Sie von einer kleinen Jagd?«, rief eine barsche Stimme.
Zum ersten Mal, seit er dem Regiment angehörte, freute sich Vincent, Sergeant Schuder zu sehen, der sich nach vorn schob. Der Reiter rührte sich nicht und blickte verächtlich auf die Männer herunter. Vincent sah, dass Keane, die Bannerträger und die Musiker stehen geblieben waren. Keane saß reglos neben Dr. Weiss, und keiner von beiden machte sich die Mühe, sich umzudrehen und zuzusehen, als wäre eine solche Demonstration der Neugier unter ihrer Würde.
Mit dramatischer Geste spannte Schuder den Hahn seines Sharps-Karabiners und suchte den Himmel mit so entschlossener Miene ab, dass der bärtige Axtkämpfer stutzte und ebenfalls den Blick hob.
Etliche heisere Krähen zogen vorbei und krächzten laut. Mit einer durchgehenden, fließenden Bewegung legte Schuder die Waffe an. Sie krachte los.
Eine tote Krähe purzelte vom Himmel und schlug neben der Straße auf, gerade mal zehn Meter entfernt. Der schwarzbärtige Krieger stieß einen Schreckensschrei aus, und sein Pferd stieg panisch auf die Hinterbeine. Eine Sekunde lang glaubte Vincent, Ross und Reiter würden auf ihn stürzen. Dann riss der Krieger das Pferd herum und galoppierte zu seinen Kameraden zurück.
Schuder musterte ihn nachdenklich, während er den Hahn erneut spannte und den Karabiner nachlud.
»Der beste Schuss, den ich je geschafft habe«, murmelte er, nachdem er dem erschrockenen Krieger einen Strom Tabaksaft nachgespuckt hatte.
»In Ordnung, verdammt, schließt gefälligst auf!«, brüllte er dann. »Wir haben nich’en ganzen Tag Zeit!«
Kal trat an seine Seite.
»Mikhail dein Feind«, flüsterte er.
»Yeah, nun, stehe jederzeit zur Verfügung«, erwiderte Schuder, fixierte Mikhail und spuckte einen weiteren
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