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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Strom Tabaksaft aus. Dann drehte er sich um und blickte die Straße entlang.
    »Danke, Sergeant«, sagte Vincent, als Schuder an ihm vorbeiging.
    Schuder wandte sich ihm zu und betrachtete den Private einen Augenblick lang.
    »Du hast dich gut gehalten, Junge«, murmelte Schuder. Dann lief er in beschleunigtem Tempo nach vorn, um bei Keane Meldung zu machen, der sich während des ganzen Zwischenfalls nicht einmal die Mühe gemacht und hinter sich geblickt hatte.
    Die Reiter hielten jetzt ordentlich Abstand zur Kolonne, begleiteten sie aber weiterhin an der Seite. Vincent konnte sich einen verstohlenen Blick auf Mikhail nicht verkneifen, der finster erwidert wurde.
    Vincent schluckte schwer, zog die Schultern hoch und marschierte entschlossen weiter. Er fiel auch ein, als Schuder eine weitere Runde von Marching Through Georgia anordnete.
    Die Straße schlängelte sich weiter zwischen niedrigen, baumbestandenen Hügeln hindurch und durch düstere Täler, erfüllt von Kiefernduft, um schließlich nach einem Anstieg über ein offenes Feld zu verlaufen, wo schulterhohe Sonnenblumen in voller Blüte standen.
    Nach einer weiteren Biegung wandte sich die Straße scharf wieder zum Fluss hinab und folgte dabei einem schroffen Höhenzug. Keane zügelte das Pferd und stoppte.
    Vincent seufzte erleichtert. Es war ein harter Marsch gewesen, und die schweißnasse Wollhose seiner Uniform scheuerte ihm die Beine wund. Vielleicht rief Keane erneut eine kurze Rast aus.
    Einen Augenblick später spornte der Colonel das Pferd jedoch wieder an, und müde ging Vincent weiter. Nach einem Dutzend Schritten sah er jedoch den Grund, warum der Colonel angehalten hatte.
    Der Anblick stammte direkt aus einem Märchen, und ungeachtet aller Disziplin konnten die Männer nicht anders, als ihrem Erstaunen lautstark Luft zu machen.
    Kal ließ sich durch die Reihen zurückfallen und deutete nach vorn.
    »Suzdal. Suzdal!«
    Die Holzwälle der Stadt zogen sich über eine Reihe von Hügeln in großem Bogen bis zum Fluss hinab, einem Bogen, der sich schließlich über die Höhen schwenkte und außer Sicht verschwand.
    Mächtige Holzbauten mit drei und vier Stockwerken drängten sich in einem scheinbar verrückten Durcheinander zusammen. Als die winzige Kolonne näher rückte, konnte Vincent nicht verhindern, dass ihm ein erstaunter Ruf über die Holzschnitzereien entfuhr, die die Häuser und Palisaden schmückten.
    Aus ganzen Baumstämmen geschnitzte Drachen, bemalt in jeder Farbe des Regenbogens, drehten und ringelten sich entlang der Zinnen und rangen mit Riesenbären von drei Metern Größe. Zwergenartige Kreaturen schienen wie Pilze aus dem Boden geschossen und starrten mit ihren niemals blinzelnden Holzaugen auf die winzige Marschkolonne in Blau. Weitere geschnitzte Kreaturen, die an riesenhafte Totems gemahnten, säumten jetzt die Straße, und Vincent musste einen Schauder der Furcht unterdrücken. Die Figuren ragten zweieinhalb bis drei Meter hoch auf und stellten große haarige Gestalten dar, mit offenen, anzüglich grinsenden Mündern und Fängen, von denen Vincent fast glaubte, dass sie von Blut tropften.
    Ihm fiel auf, dass Kal die Männer jetzt scharf im Auge behielt und dabei auf einmal besorgte Miene machte. Etwas bereitete ihm Kummer. Vincent schaffte es, Kals Blick auf sich zu ziehen. Als der Bauer ihn bemerkte, zeigte er ein Lächeln und kam an seine Seite.
    »Suzdal schön«, bemerkte Vincent und grinste breit.
    »Da, da, schön, ja«, bestätigte Kal eifrig.
    Vincent sah ihn genauer an. Die anderen hielten ihn vielleicht für einen dummen Bauern, aber Vincent spürte, dass der Mann über eine Intelligenz verfügte, die sonst noch niemandem aufgefallen war.
    Der Klang von Glocken schallte jetzt über das Land, das Schönste, was Vincent je gehört hatte. Es ähnelte überhaupt nicht dem monotonen Schlag der einzelnen Glocke in der Methodistenkirche zu Hause in East Vassalboro. Diese Glocken hier schienen jeden Ton über mehrere Oktaven hinweg anzuschlagen, sodass man den Eindruck gewann, als würde geradezu eine Sinfonie gespielt.
    Als sich die Soldaten dem Haupttor der Stadt näherten, wurde sie geöffnet, und Vincent erblickte einen breiten Boulevard, der auf einen offenen Platz führte. Tausende Menschen, alle still, säumten die Straßen.
    Als sie den runden Bogen des steinernen Tores durchschritten, spürte Vincent einen Augenblick lang Furcht angesichts der Tausende, die hier auf sie warteten. Rasch entdeckte er jedoch, dass seine

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