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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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der Truppe, obwohl sie sich um Billy Shermans Jungs drehte, und der Marschtritt der Kolonne ging in rhythmischen Schwung über.
    »Hurrah, hurrah, we bring the jubilee – hurrah, hurrah, the flag that makes men free.«
    Die winzige Kolonne durchquerte das Feld aus hüfthohem Gras, und als sie den Kamm des Höhenzuges erreichte, betraten sie eine Straße aus Wagenfurchen, die sich seitlich am Kamm entlangzog.
    Für Vincent war der Ausblick atemberaubend und erfüllte ihn mit tiefer Sehnsucht nach Zuhause und den Wäldern von Maine. Das Tal vor ihm lag unter riesigem Birkenwald, durchsetzt mit Bäumen, die nach Fichten aussahen, prächtigen Mastbaumkiefern und dem einen oder anderen Ahorn. Vom Höhenzug aus hatte Vincent freien Blick zurück zum Meer, während er im Westen weitere Hügel hinter dem Tal erblickte. Ein Fluss schlängelte sich mitten durchs Tal und mündete knapp zwanzig Kilometer weiter oben an der Küste in das Süßwassermeer.
    Die Kolonne zog weiter, und auf Marching Through Georgia folgte The Girl I Left Behind Me und sicherheitshalber noch The Battle Hymn of the Republic.
    Die Männer sangen begeistert, nicht weniger, um sich selbst Mut zu machen, als um die Reiter ringsherum zu beeindrucken.
    Als die Minuten ins Land zogen und der Weg zum Fluss hin abbog, wich das offene Gelände hohen Bäumen.
    Bald brach die zweite Marschstunde ohne Pause an, und Vincent lief der Schweiß am Rücken hinab. Der Colonel rief jedoch keine Pause aus, als wollte er den Kolonnen, die sie beiderseits im Auge behielten, die Zähigkeit seiner Männer demonstrieren.
    Eine saftige Wiese tauchte linker Hand auf und erstreckte sich bis zum breiten schlammigen Fluss hinab, der dort vorbeiwirbelte. Rechter Hand stürzte ein Wasserfall von den Höhen, und an einer wackligen Holzbrücke über diesen schmalen Fluss rief Keane schließlich eine Pause von zehn Minuten in Reih und Glied aus.
    Vincent nahm den Hut ab und blickte sich bewundernd um. Es war ein herrlicher, friedlicher Flecken; Rindvieh graste auf den Wiesen, gehütet von Bauern, die reglos dastanden und die seltsame Prozession mit großen Augen verfolgten.
    Das Flüsschen sprudelte mit fröhlichem, beruhigendem Plätschern und tanzenden Lichtern dahin; das Gewässer spiegelte das merkwürdige rötliche Sonnenlicht, das wie flüssige Rubine funkelte.
    Die kurze Pause ging allzu schnell vorbei, und die Kolonne zog weiter und ließ den friedlichen Flecken zurück. Die Straße verlief nach Norden, vorbei an weiteren Wiesen und dichtem Forst. Ein Dorf zeichnete sich voraus an der Straße ab, und als sie hindurchmarschierten, war Vincent entsetzt von der erbärmlichen Armut, so ganz anders als die ordentlichen, getünchten Dörfer von Maine. Schmutzige Kinder standen barfüßig unter den Türen der Blockhütten; Frauen, die für Vincents Gefühl womöglich erst fünfundzwanzig oder dreißig waren, aber wie fünfzig aussahen, verfolgten schweigend den Vorbeimarsch.
    Ein einzelnes großes Blockhaus, zweistöckig und mit kunstvollen Schnitzereien verziert, beherrschte den grob angelegten Platz im Zentrum der Ortschaft, und aus den Fenstern blickten etliche Frauen in bunter Kleidung der vorbeiziehenden Kolonne nach.
    »Die örtlichen Honoratioren«, sagte Bill Webster. Vincent blickte zu dem fast kahlköpfigen Private hinüber, den er für einen intelligenten und angenehmen Burschen hielt.
    »Alle hausen im Elend, außer den Adligen«, versetzte Vincent kalt.
    »Mein Papa ist Bankier«, sagte Webster. »Aber er hat sich selbst hochgearbeitet, wie ich es auch vorhabe. Sieht nicht so aus, als würde dieses Prinzip hier gelten.«
    Vincent schwieg, wollte lieber kein Urteil fällen, aber als sie das Dorf zurückließen, konnte er sich nicht des Unbehagens über das erwehren, was er gesehen hatte.
    Die Straße führte sie weiter, bis direkt voraus der Wald zu etwas anstieg, was eine massive Wand aus gewaltigen Kiefern zu sein schien, durch die hindurch sich die Straße wie ein ganz schmales Band zog. Etliche Reiter galoppierten voraus und setzten sich vor die Kolonne.
    »Falls es Ärger gibt«, schrie Schuder, »ist diese Stelle so gut wie jede andere! Also haltet scharf Ausschaujungs!«
    Die Reiter, die beim Aufbruch noch auf Distanz geblieben waren, schienen jetzt Mut zu fassen. Obwohl sich die meisten weiterhin zurückhielten, näherten sich einzelne immer wieder mal der Kolonne bis auf wenige Dutzend Meter und zeigten ihre feindselige Miene. Der eine oder andere Ruf, offenkundig

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