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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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für ein einzelnes Geschoss angeboten hatten. Zum Glück war es Sergeant Barry, an den sie herantraten, denn er lehnte das Angebot ab und meldete den Vorfall. Wohl wissend, dass das Geheimnis des Pulvers für ihr aller Überleben wichtig war, ließ Andrew augenblicklich das gesamte Regiment antreten und verkündete ein Gesetz, dass jeder, der bei solchen Geschäften erwischt wurde, sechs Monate im noch zu errichtenden Arrestlokal erhalten würde.
    Zum Glück hatten sich die Männer diese Warnung zu Herzen genommen, denn sie wussten, dass es in ihrem eigenen Interesse lag. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme mussten alle Männer ihre losen Kugeln abgeben und erhielten je zwei versiegelte Zehnkugelpäckchen für die schnelle Verwendung, und die Kompanieoffiziere kontrollierten diese Päckchen täglich.
    Er hatte auch versucht, ein anderes Gewerbe zu verbieten, besonders nach dem Anblick einer Frau, die mit der Kappe eines Infanteristen auf dem Kopf vor dem Nordtor herumschlenderte.
    An jenem Abend trommelte Emil das ganze Regiment zu einem Appell zusammen und hielt ihnen einen Schrecken erregenden Vortrag über all das, was die Männer sich einfangen konnten, gewürzt mit düsteren Warnungen vor den letztlichen Auswirkungen. Andrew wusste, dass es vergebens war. Etliche Männer des Regiments litten ohnehin schon unter Geschlechtskrankheiten und wurden von Emil mit Quecksilber behandelt. Er rief sie zu einer gesonderten Besprechung und machte absolut deutlich, dass sie mit der Peitsche ums Lager getrieben und womöglich gar an Iwor zur weiteren Aburteilung ausgeliefert würden, falls auch nur ein einzelner Suzdalier mit etwas angesteckt wurde. Was den zweiten Punkt anging, so handelte es sich um eine leere Drohung, aber das Letzte, was sie derzeit gebrauchen konnten, war der Ausbruch einer Seuche, deren Quelle wenig später beim Regiment aufzuspüren war.
    Emil war ohnehin schon völlig aufgebracht über dieses Thema und über Krankheiten im Allgemeinen, so sehr schockierten ihn die mittelalterlichen Lebensumstande der Suzdalier. Bislang war nichts passiert, und Andrew konnte nur hoffen, dass Emil sie auch in Zukunft mit den Vorkehrungen schützen konnte, die er getroffen hatte.
    Das Wasser vom Berg, das unweit des Nordwalls vorbeiplätscherte, war kristallklar. Emil hatte eisern darauf bestanden, dass den Suzdaliern, die vor dem Tor kampierten, verboten wurde, sich in dem Flüsschen zu waschen, und sie durften nur dort Wasser schöpfen, wo das Regiment es auch tat.
    In den ersten beiden Wochen war Emil wie von der Tarantel gestochen herumgerannt, hatte persönlich die Platzierung der Senkgruben beaufsichtigt, über Hygiene geschimpft, die Männer nach Läusen abgesucht und verlangt, dass sie wöchentlich im Neiper badeten. Die Männer leisteten seinen Befehlen mit gutmütigem Knurren Folge, denn nach zwei Jahren mit ihm wussten sie, dass die Forderungen dieses Arztes ihnen die fürchterliche Krankheitsrate der restlichen Unionsarmee erspart hatten.
    Bislang blieben sie so gesund, wie man es von irgendeinem Regiment nur erwarten konnte. Ein Mann war umgekommen, als ein stürzender Baum hochprallte und ihn am Boden zermalmte.
    Er ruhte nun als Erster auf dem, was inzwischen Cemetery Hill hieß, der Friedhofshügel, und Andrew entging auch nicht der Eindruck, den es auf die Suzdalier machte, als sie einen Yankee bluten und sterben sahen wie einer von ihnen. Es schien, als wären die Suzdalier, die nach diesem Zwischenfall kamen und das Lager anstarrten, nicht mehr so stark von abergläubischer Angst erfüllt.
    Ein schrilles Pfeifen zerriss die Luft und schreckte Andrew aus seinen Gedanken. Er schloss sich den übrigen Soldaten an, die vorbeistürmten, erstieg die Brustwehr an der dem Fluss zugewandten Seite und blickte hinaus auf den Neiper.
    Hinter der Flussbiegung war die Ogunquit in Sicht gekommen. Das Schiff fuhr flott gegen die Strömung, und Rauch quoll aus dem einzigen Schornstein.
    Hunderte Suzdalier säumten das Ufer und schrien vor Verwunderung über ein Schiff, das ohne Ruder gegen die Strömung fuhr, die Masten bar aller Segel.
    Kal trat mit vor Staunen großen Augen zu Emil.
    »Wie macht ihr das?«, rief er.
    »Ah, das ist keine Magie, mein Freund, nur eine Maschine wie die anderen, von denen ich dir erzählt habe.«
    »Ihr Yankees und eure Maschinen«, murmelte Kal ehrfürchtig.
    Ein Dampfstrahl schoss aus dem Schiff hervor, und eine Sekunde später gellte der schrille Ruf einer Pfeife über das Lager

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