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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Ostseite des Platzes als Wohnbereich für die Offiziere, ihr Personal, Kal. und seine Familie, für Miss O’Reilly und das Lazarett reserviert. O’Reillys Hütte wuchs als eine der Ersten hoch, und die Männer von Fletchers Kompanie, die sich freiwillig für diese Arbeit gemeldet hatten, statteten den einfachen Bau verschwenderisch mit liebevollen Details aus; auch gelang es ihnen irgendwie, ein paar Glasscheiben einzutauschen, damit Kathleen ein richtiges Fenster erhielt. Kals Frau Ludmilla war bald regelmäßiger Gast dort, was sich wenig später durch Vorhänge am Fenster auszahlte und Blumen entlang des Plankenzauns, den die Männer rings um Kathleens neues Heim zogen.
    An der Westseite des Platzes beschäftigten sich schon Freiwillige mit der Anlage des Fundaments für ein Rathaus, das neben dem geplanten Arsenal entstehen sollte; dies ein weiterer Versuch, in diesem fremden und fernen Land ein Stück Heimat zu schaffen.
    Fast alle Soldatenhütten waren inzwischen fertig, und die ersten Spuren von heimeligem Zubehör tauchten auf. Zuvörderst darunter waren Straßenschilder mit all den traditionellen Namen – Ahorn-, Eichen-, Kirchen- und Hauptstraße. Die kriegerischen Namen wurden auch nicht vergessen: Grant, Sherman, Antietam und für die zentrale Nordsüd-Durchgangsstraße der ehrenvolle Name Gettysburg, wo das Regiment seine ehrenvollste Stunde erlebt hatte.
    In der Freizeit, die Andrew nach harten Arbeitstagen an den Befestigungen, beim Holzhacken und den unzähligen weiteren Aufgaben des Aufbaus gewährte, zeigten die Männer allmählich ihre kreativen Fähigkeiten.
    Mehrere hatten sich der Schnitzerei zugewandt, als hätten die exotischen Kunstwerke der Suzdalier sie inspiriert. Amerikanische Wappenadler erwiesen sich als beliebter Schmuck über den Türen der kleinen Soldatenhütten, aber das galt auch für Schnitzereien von Frauen, Schiffen und sogar eine Karte von Maine.
    Fast täglich suchte eine Delegation Andrew auf und bat um seine Zustimmung für irgendein Projekt. Zu seiner großen Freude waren gerade heute Morgen Jacobsen und Gates erschienen, beide aus der C-Kompanie. Jacobsen stellte fest, dass er sich auf die Papierherstellung verstand, während Gates andeutete, er könnte es vielleicht schaffen, einen Satz Druckbuchstaben zu schnitzen, sodass man eine Zeitung begründen konnte. Andrew erlaubte ihnen bereitwillig, sich mit diesem Vorhaben zu versuchen, und nahm sie von allen Pflichten aus, abgesehen lediglich vom täglichen Drill.
    Außerhalb von Fort Lincoln wuchs langsam eine weitere Stadt. Anders als das Lager entwickelte sie sich aufs Geratewohl, was, wie Andrew allmählich klar wurde, das für die Suzdalier typische Verfahren war.
    Kaufleute hatten nicht lange gezaudert, ihre Läden zu eröffnen, zunächst nur mit zerschlissenen Markisen überdeckt, die im Verlauf der Wochen grob gezimmerten Hütten wichen. Mehrere Hundert Menschen lebten inzwischen in dieser inoffiziellen Siedlung, und ihre Geschäfte und Wohnhütten säumten den Weg, der angelegt worden war, um Fort Lincoln mit der Hauptstraße nach Suzdal zu verbinden.
    Zum Glück für das Regiment war der Wechselkurs ausgezeichnet. Die meisten Männer besaßen Münzen oder Papiergeld; die Suzdalier akzeptierten beides mit Begeisterung, und sei es aus keinem anderen Grund als dem Wert dieser Gegenstände als Schmuck und Kuriositäten aus den Händen der Männer, die man inzwischen allgemein die Yankees nannte.
    Gold und Silber hatten sich ohnehin schon einen Platz in der suzdalischen Wirtschaft erobert, und wer das Glück hatte, über eine Hand voll Silberdollar oder ein goldenes Zwanzig-Dollar-Stück zu verfügen, galt als fabelhaft reich. Aber nicht nur Geld, fast alles, was den Männern gehörte, war hochbegehrt. Eine Ausgabe von Harpers Illustriertem Wochenblatt führte beinahe zu einem Aufstand, als ein Private es aus dem Marschgepäck zog und als Bezahlung für ein Bärenfell anbot. Nach dieser Offenbarung gingen die Männer in letzter Zeit dazu über, Bilder auszuschneiden und sogar Zeitungspapier als Tauschgut anzubieten.
    Andrew hatte sich fast sofort gezwungen gesehen, das strengste Verbot über jeden Handel mit Pulver und Kugeln und sogar den Zündhütchen der Musketen zu verhängen – alles Dinge, die von den Suzdaliern mit abergläubischem Staunen bedacht wurden.
    Die Frage des Schießpulvers hatte ihm wirklich Sorgen bereitet, seit eines Abends mehrere Kaufleute aufgetaucht waren und beträchtliche Summen in Gold

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