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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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hinweg.
    »Los, Jungs, begrüßt sie!«, brüllte O’Donald, und als Reaktion auf sein Kommando sprang ein Napoleoner auf der Stadtmauer mit einem Donnerschlag rückwärts, der sich mit dem Triumphgeschrei der Männer des 35. vermischte.
    »Tobias wird jetzt gar nicht mehr zu ertragen sein«, behauptete Emil, als er neben Andrew trat.
    Tobias hatte sich vehement dafür ausgesprochen, das Lager an genau der Stelle zu errichten, wo das Schiff gestrandet war, aber sogar er musste letztlich einräumen, dass die von Andrew ausgewählte Stelle viel gastlicher war als die windgepeitschten Dünen, an denen sie diese neue Welt zuerst betreten hatten.
    Zunächst hatte man alles, was transportabel war, vom Schiff entfernt. Tonnen von Ausrüstung für den Feldzug in North Carolina waren unter Deck verstaut, und als die Ladeliste an Land gebracht wurde, ertappte sich Andrew bei einem inneren Seufzer der Erleichterung.
    Genügend Rationen für sechs Monate standen zur Verfügung, dazu eine halbe Million Schuss für die Musketen und zweitausend Schuss für die Feldgeschütze. Tausende Meter Seil waren vorhanden, Hunderte Uniformen und Schuhe, Lampen, Petroleum, Zelte, Schaufeln, Spitzhacken, Äxte, Medikamente – darunter auch Äther – sowie die unzähligen persönlichen Habseligkeiten von sechshundert Männern und einer Frau.
    Nachdem die komplette Ladung entfernt war, spannte man Taue zum Ufer, legte das Schiff mit dem Kiel nach oben und reparierte das klaffende Loch nahe dem Bug.
    Danach kam der schwierige Teil, nämlich das Schiff wieder in tiefes Wasser zu bekommen. Man zog Kabel durch den Bug nach draußen und verankerte sie in tieferem Wasser. Zuerst probierten die Männer, das Schiff flottzumachen, indem sie die Taue am Gangspill befestigten, aber selbst mit sechzig Mann an den Griffen weigerte sich das Schiff, auch nur einen Mucks zu machen.
    Schließlich entwickelte sich ein umfangreiches technisches Projekt unter Leitung von Tobias. Pfahle wurden knapp hundert Meter vor dem Schiff eingerammt. Sobald ein sicheres Fundament dafür gelegt war, errichtete man am Ufer eine gewaltige senkrecht stehende Montagewinde.
    Zu einem festgelegten Termin rückte das komplette Regiment aus. Etliche Taue verliefen vom Schiff zu den schweren, an den Pfählen befestigten Blöcken und von dort aus zum Ufer zurück. Die Männer legten sich an den Griffen ins Zeug, unterstützt von dem halben Dutzend überlebenden Reitpferden und einem Dutzend Pferden, die Iwor zur Verfügung stellte. Lange Minuten spannten die Hunderte von Männern fluchend die Muskeln, während es den Anschein hatte, als wäre das Schiff auf der Sandbank festgeklebt. Dann kam es mit vernehmlichem, schmatzendem Ächzen frei, und das gesamte Regiment landete auf allen vieren, jubelte dabei jedoch lautstark.
    Es dauerte mehrere Tage, das Schiff vom Ufer aus neu zu beladen, und schließlich standen nach wochenlangem Schweigen die Kessel der Ogunquit wieder unter Dampf, während Hunderte Suzdalier in ehrfürchtiger Stille ein weiteres Yankeewunder bestaunten.
    »Natürlich wird er sich jetzt, wo das Schiff wieder flott ist, überall herumtreiben wollen«, sagte Emil und lehnte sich an die Brustwehr.
    »Ist mir recht«, sagte Andrew gelassen. »Vielleicht beschäftigt ihn das eine Zeit lang. Ich wette, er glaubt immer noch, er könnte einen Weg nach Hause finden.«
    Und kopfschüttelnd machte er sich auf den Weg hinab zur Anlegestelle, gefolgt von Emil, Hans und Kal.
    Die Ogunquit näherte sich unter Volldampf, und der Steuermann demonstrierte sein Triumphgefühl durch mehrfache Betätigung der Pfeife.
    Sobald er seitlich zum Dock war, wendete Tobias das Schiff zum Ufer, sodass es zunächst den Anschein hatte, als wollte er mit dem Bug voran das grob gezimmerte Dock rammen, das man am Fluss errichtet hatte.
    In der scheinbar allerletzten Sekunde schwenkte jedoch der Bug erneut herum, und die Ankerkette rasselte mit Getöse los. Ganz sachte drehte sich die Ogunquit in die Strömung und kam parallel zum Dock zur Ruhe.
    »Hans, ich denke, die Jungs haben eine Feier verdient«, sagte Andrew lächelnd.
    »Nur weil dieser Seemann das Schiff wieder flottmachen konnte, Sir?«
    »Zum Teil, aber Sie vergessen das Datum.«
    Neugierig sah Hans Andrew an.
    »Der Namensgeber unseres Forts«, erklärte dieser schmunzelnd. »Heute hat unser Präsident Geburtstag.«
    Das Glas erhoben, stand Houston, jüngster Offizier des Regiments, vom Stuhl auf.
    »Meine Damen und Herren, ein Trinkspruch!«

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