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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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verfügen, während die andere Hälfte in die Regimentskasse geht.«
    Die verschiedenen Kommandeure nickten.
    »Wo wir gerade von Eisenverarbeitung sprechen …«, meldete sich Mina, Kommandeur der E-Kompanie, zu Wort.
    »Nur zu.«
    »Hat schon jemand darüber nachgedacht, woher wir Eisen für Sägeblätter und Hufeisen und andere solche Dinge beziehen?«
    »Und ich vermute, Sie wissen selbst eine Antwort darauf«, entgegnete Andrew.
    »Zufällig ja«, bekräftigte Mina stolz. »Etliche meiner Jungs haben früher in den Zinkminen oben am Fuß der White Mountains gearbeitet. Ich selbst habe ein wenig Metallurgie an der Staatsuniversität studiert. Die Jungs und ich sind herumgewandert und haben ein mögliches Erzvorkommen entdeckt, knapp sieben Kilometer weiter oben am Mühlenfluss. Wir werden eine Straße dorthin bauen müssen, aber die Stelle könnte ordentlich Erz abwerfen. D a zu brauchen wir nur ein Rad, das den Hochofen antreibt, und einen Röstofen, um das Zeug auszukochen; dann gewinnen wir dort innerhalb von drei Monaten Eisen.«
    »Und ich vermute, Sie möchten, dass Ihre Kompanie mit der Arbeit beginnt.«
    »Mit Erlaubnis des Colonels natürlich.«
    »Aber selbstverständlich«, sagte Andrew lächelnd. Sie brauchten Eisen, und der Himmel wusste, auch eine Menge weiterer Dinge!
    »Wo wir gerade dabei sind: Wieso errichten wir Dunlevys Schmelzhütte nicht beim Röstofen?«, hakte Mina rasch nach. »So erhalten wir eine richtige Eisenhütte.«
    »Etliche meiner Jungs würden dabei nur zu gern mitmachen«, mischte sich O’Donald ein. »Das würde auch mithelfen, sie aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Ich denke, ich treibe auch ein paar Ledermacher auf, die ein paar ordentliche Sätze Blasebälger produzieren.«
    Andrew nickte schmunzelnd, und die Offiziere stürzten sich in eine angeregte Diskussion.
    »Liegt im Moment noch etwas an?«, fragte Andrew und bat mit erhobener Hand um Ruhe. Die Offiziere, die keine Projekte vorgeschlagen hatten, wirkten geknickt und hatten das Gefühl, dass ihr Stolz verletzt war, weil sie nicht mit nahe liegenden Projekten aufgewartet hatten. Andrew sah, dass der Wettbewerb in vollem Gang war. Und er hatte sich um die Moral gesorgt! Jetzt rechnete er damit, dass innerhalb einer Woche jede Kompanie irgendeine Arbeit eingeleitet haben würde.
    »Also in Ordnung, meine Herren. Ich wünsche Ihnen allen einen guten Abend. Beenden Sie die Party nicht allein meinetwegen … auf mich wartet morgen nur ein langer Tag mit Iwor.«
    Er stand auf und verließ die Tafel. Emil folgte ihm mit dem Blick, wohl wissend, dass wahrscheinlich Kopfschmerzen aufgrund der alten Verletzung Andrews tatsächlicher Beweggrund waren. Falls der Mann ihn jedoch nicht aufsuchte, konnte Emil da wenig unternehmen.
    Draußen in der frischen Abendluft atmete Andrew tief ein, und die Kühle half ihm, den Kopf ein wenig frei zu bekommen. Die Schmerzen hatten schon früher am Tag eingesetzt, und wie gewohnt hatte er sie schweigend ertragen. Es hätte ohnehin keinen Sinn gehabt, wenn er sich beklagte. Es war nur ein altes Mahnmal, und geistesabwesend rieb er sich die Schläfen, während er der Kompaniestraße folgte. Der Zapfenstreich stand kurz bevor, und die Männer bereiteten sich schon langsam auf den Abend vor.
    Die Kühle war erfrischend und erinnerte Andrew an zu Hause. Kal hatte gesagt, dass hier im Winter Schnee fiel und in einem Monat die Erntezeit bevorstand. Komisch -zu Hause war es noch ein Monat bis zum Frühling in Virginia gewesen. Vielleicht der letzte Frühling des Krieges.
    Der Krieg. Wie er wohl lief? Seltsam: Etwas, was ihn fast drei Jahre lang in jedem wachen Augenblick beschäftigt hatte, lag jetzt unendlich weit entfernt. Er erklomm die Brustwehr, stieg zu einem leeren Ausguck hinauf und blickte auf den Fluss, der silbern im Sternenlicht schimmerte. Am Himmel leuchtete das Rad, wie die Männer die gewaltige Spirale über ihnen inzwischen nannten, in seiner Pracht und füllte mit seinem Lichtwirbel beinahe den ganzen Himmel aus.
    »Denken Sie, sie liegt irgendwo da oben?«
    »Ah, Kathleen«, sagte Andrew leise und reichte ihr die Hand, um ihr die Holzstufen heraufzuhelfen.
    »Ein schöner Abend, Colonel.«
    »Bitte, Andrew reicht, wenn wir unter uns sind.«
    »Also in Ordnung, Andrew«, sagte sie leise. »Sagen Sie mal: Glauben Sie, dass unsere Heimat irgendwo dort oben liegt?« Bei diesen Worten blickte sie zum Himmel.
    Er warf ihr kurz einen Blick von der Seite zu. Das Sternenlicht spielte auf

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