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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Richter in Suzdal«, erwiderte Iwor finster. »Ihr wollt euren Soldaten nur in Eure Festung entführen und dort verstecken.«
    »Das wäre verrückt von mir«, wandte Andrew rasch ein. »Ich strebe nach Eurer Freundschaft, nicht Eurer Feindschaft. Ich erkenne Euch als Fürst von Suzdal an und bin Euer Schutz und Euer Vasall. Aber meine Leute sind anders als Eure, und ich bin für sie verantwortlich.«
    »Und was das Blutgeld angeht?«
    »Ich zahle es zunächst«, sagte Andrew, »da Euer Mann tot ist. Sollte jedoch meiner auch sterben, ist die Rechnung ausgeglichen, denn sie haben sich gegenseitig getötet. Dann ist die Angelegenheit erledigt.«
    »Lächerlich!«, bellte Iwor. »Er muss sofort vor mein Gericht!«
    Andrew schwieg und starrte Iwor in die Augen. Der Bojar gab diesmal nicht klein bei. Andrew wusste, dass er den Mann in die Enge getrieben hatte; die Menge draußen schrie nach Blut zum Ausgleich für Blut. Falls Iwor jetzt nachgab, würde sich in Windeseile die Nachricht ausbreiten, dass die Yankees mächtiger waren als der eigene Bojar. Fast tat Andrew der Mann Leid. Falls er jedoch seinen Mann der suzdalischen Gerichtsbarkeit übergab und damit einen Präzedenzfall schuf, würde der rechtlichen Verwicklungen kein Ende mehr sein und würden Angehörige von Andrews Truppe aufgrund völlig willkürlicher Gesetze hingerichtet werden. Der Anblick mehrerer verwesender Leichen, die bei seinem letzten Besuch an der Südmauer gehangen hatten, machte ihm das deutlich. Niemals durfte er hinnehmen, dass seinen Männern so etwas widerfuhr.
    »Werdet Ihr einwilligen, falls ich etwas verspreche?«, versuchte Andrew einen Ausweg zu finden. »Mein Mann wird heute Abend zur Behandlung in unser Lager gebracht. Ich bleibe als Geisel hier und garantiere damit, dass er in Euren Palast geführt wird, sobald er wieder transportfähig ist. Dort soll ein Prozess stattfinden, bei dem wir gemeinsam urteilen.«
    Kal machte große Augen, konnte nicht umhin, seine Bewunderung zu zeigen. Hier war es gänzlich unerhört, dass ein Adliger sich als Geisel für einen Bauern anbot. Bei solchen Anlässen würde sich ein Adliger nicht mal dafür interessieren, was aus einem seiner Leute wurde, und den Betreffenden wahrscheinlich sogar auf der Stelle aufspießen, nur damit der Streit beigelegt war und dem abendlichen Trinkgelage nicht mehr im Wege stand.
    »Mir gefeit das nicht!«, knurrte Iwor und bemühte sich, das eigene Erstaunen über Andrews Angebot nicht zu zeigen.
    »Mehr kann ich nicht anbieten«, sagte Andrew mit ruhiger Stimme, bemüht, seine Verzweiflung zu verhehlen. Er neigte nicht zu selbstmörderischen Gesten, aber er wollte verdammt sein, falls er zuließ, dass einer seiner Soldaten hinausgezerrt, hingerichtet und dann auf der Stadtmauer aufgespießt wurde.
    »Es geht nicht«, erwiderte Iwor finster. »Ich darf mein Volk nicht auf den Gedanken bringen, dass Ihr solchen Einfluss auf mich habt. Ich habe schon genug Schwierigkeiten mit Rasnar – er würde diese Gelegenheit nutzen und gegen mich wenden. Vielleicht hat er sogar diese Schlägerei arrangiert. Ich habe schon zu viel riskiert, als ich Euch überhaupt aufnahm.«
    Andrew sah ihn erschrocken an. Er hätte nie mit solcher Offenheit gerechnet.
    »Dann stecken wir in der Klemme, mein Freund«, sagte er gelassen.
    Ein Schrei drang plötzlich aus dem angrenzenden Raum herein, und ehe die drei auch nur reagieren konnten, platzte die Tür auf. Ein zerzauster Krieger, dem der Schweiß vom Gesicht tropfte, verneigte sich vor Iwor, und als er zu ihm sprach, versagte ihm vor lauter Aufregung fast die Stimme.
    Iwor brüllte einen wilden Fluch und stürmte hinaus.
    »Was ist los?«, rief Andrew und sah Kal an.
    »Es sind die Nowrodiner! Sie plündern gerade ein Dorf nördlich der Stadt!«
    Iwor kam wieder hereingestürmt und wandte sich an Andrew.
    »Ihr seid mein Lehnsmann! Eines meiner Dörfer wird angegriffen!«
    Beide Männer sahen sich gegenseitig mit Gesichtern an, die beinahe Erleichterung verrieten, weil sie das eingetretene Patt jetzt vergessen konnten.
    »Wie weit entfernt?«, erkundigte sich Andrew.
    »Den Fluss hinauf, eine Stunde Fahrt entfernt und dann ein kurzer Ritt landeinwärts. Man kann es von hier fast sehen.«
    »Hawthorne! O’Donald!«
    Der junge Private tauchte unter der Tür auf, und der riesige Artillerist stürmte, ihm auf den Fersen, herein.
    »Vincent, laufen Sie schnell zur Ogunquit und sagen Sie Tobias, dass er die Kessel unverzüglich anheizen soll.

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