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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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seinen Gedanken gerissen, blickte Andrew auf und sah Captain Mina von der E-Kompanie, der gespannt vor ihm stand. Heute Morgen wirkte Mina besonders gepflegt: der dunkle, schmale Schnurrbart frisch gewichst, die Uniform ordentlich gebügelt.
    »Also dann, John, sehen wir uns mal an, was Sie da haben.«
    Gemeinsam schlenderten sie zum Tor hinaus auf die Straße, die inzwischen Mill Stream Road, die Mühlenflussstraße, hieß. Jedes Mal, wenn Andrew diesem Weg folgte, erstaunte ihn aufs Neue, wie viel weiter der Wald durch den fortlaufenden Holzeinschlag zurückgewichen war. Hinter der ersten Straßenbiegung kamen sie an einem Stapel frisch geschnittener Bretter vorbei, aus denen immer noch Harz tropfte. Ein lautes, anhaltendes Raspeln durchschnitt die frische Morgenluft.
    Lächelnd blieb Andrew einen Augenblick lang stehen und betrachtete das laufende Sägewerk. Wenn ihn irgendetwas an Maine erinnerte, dann das. Das Bauwerk musste erst noch richtig verputzt werden -waren die nackten Balken seines Skeletts doch bislang der Witterung ausgesetzt. Heute Morgen lief kräftig Wasser durch die Mühlenschleuse, und das oberschlächtige Mühlrad drehte sich locker. Die Antriebswelle bestand aus einem Eichenbalken, der direkt mit dem Rad verknüpft war. Von dort aus übertrug ein Treibriemen aus Leder die Kraft direkt auf eine anderthalb Meter durchmessende Kreissäge auf der Hauptetage des Gebäudes.
    Baumstämme wurden direkt aus dem Teich herangelenkt, der immer noch in der schmalen Schlucht hinter der Mühle anwuchs. Andrew sah, wie ein Team Arbeiter einen Baumstamm zum Schneidetisch dirigierte, dort festband und an die Kreissäge drückte. Ein Wirbel aus Sägemehl spritzte plötzlich hoch, als die Säge mit kratzendem Jaulen zubiss.
    »Wie läuft es heute Morgen, Houston?«
    Der Captain drehte sich mit strahlender Miene um, und wie üblich kannte die Begeisterung über sein Lieblingsprojekt keine Grenzen.
    »Läuft immer besser, Sir«, sagte Tracy und forderte Andrew mit einem Wink auf, einzutreten und sich umzusehen. »Wir sind gerade dabei, eine Winde am Rad festzumachen.« Mit diesen Worten stieg er als Erster die Leiter zum Untergeschoss hinab. Das Klappern des Mühlrads und das Kreischen der Säge dröhnten hier wie Donner, während Houston seine gebrüllten Erläuterungen mit Fingerzeigen begleitete.
    »Einer meiner Jungs ist fast damit fertig, die Blöcke zurechtzuschneiden. Mit den richtigen Werkzeugen wären sie inzwischen fertig. Dunlevy sagt allerdings, er wäre zu stark mit anderen Projekten beschäftigt, und wir müssten froh sein, dass wir das Sägeblatt überhaupt gekriegt haben.«
    Wie Andrew bemerkte, wollte Houston, dass der Colonel ihm den Schmied wieder unterstellte, aber er schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Dunlevy hat Ihnen das Sägeblatt geliefert – und jetzt untersteht er eine Zeit lang unserem John hier.« Und John demonstrierte seinem Freund mit einem Lächeln die gutmütige Rivalität.
    »In Ordnung. Wenigstens kann ich den Jungs jetzt sagen, dass ich es versucht habe«, sagte Tracy mit gespielter Niedergeschlagenheit. »Jedenfalls verbinden wir eine Winde hier mit der Hauptantriebswelle, und wenn wir dann einen neuen Baumstamm brauchen, haken wir das Seil ein, ich drücke diesen Hebel hier, der das Getriebe zuschaltet, und schon wird der Stamm eingezogen und meinen Jungs bleibt eine Menge Schweiß erspart. Der schwierige Teil jedoch, mit dem wir nicht vor Ablauf einer Woche fertig werden, besteht darin, das Zuschneidebrett mit einem Kettenzahnrad zu verbinden. Sobald das geschehen ist, müssen die Jungs die Baumstamme gar nicht mehr von Hand einführen. Das Zahnrad treibt sie an, und hübsche, gleichmäßige Bretter werden so mühelos herausgeschnitten wie Kuchenstücke.«
    »Gute Arbeit!«, lobte ihn Andrew enthusiastisch und schlug ihm auf die Schulter.
    »Wenn ich nur all das Wasser bekommen würde, das ich brauche! Es war schon schlimm genug, als Fletcher mit seinem Damm fertig wurde und anfing zu stauen und kein Wasser an mich weiterleiten wollte. Und jetzt auch noch Sie, John!« Und er deutete mit anklagendem Finger auf Captain Mina. »Ihr Damm braucht einfach ewig, bis er vollläuft!«
    »Sehen Sie mal, möchten Sie nun meine Produkte haben oder nicht?«, fragte John rasch. »Sie brauchen mich, wenn Sie dieses sekundäre Unternehmen ausbauen möchten.«
    »Sekundär!«
    »Meine Herren, meine Herren, bitte!«, mischte sich Andrew ein und hob die Hand. »Jeder braucht hier den anderen,

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