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Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl

Titel: Das verlorene Regiment 01 - Der letzte Befehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Iwor nicht ihnen allen Verschonung gewähren. Werden sie zulassen, dass man zwei von zehn aus ihren Reihen für den Festschmaus abführt?«
    »Ich denke, das werden sie nicht«, antwortete Boris. »Alle wissen noch, wie der einarmige Mann getobt hat, als der junge Hawthorne gefangen genommen worden war, und wie der Einarmige all seinen Männern befahl, sich zum Kampf bereitzumachen und ihn zu befreien. Das hat mir an sich schon den Atem verschlagen, denn wer hätte je davon gehört, dass ein Adliger sich um das Schicksal eines Bauern schert, es sei denn einer Frau, an der er gerade interessiert ist?
    Keane wird nicht tatenlos zusehen, wenn mehr als hundert seiner Leute zu den Schlachtgruben geführt werden sollen.«
    »Aber jeder Widerstand wäre Wahnsinn!«, flüsterte Nahatkim. »Ein einzelner toter Tugare, und tausend weitere Menschen würden abgeschlachtet. Falls sie kämpfen, landet ganz Suzdal in den Schlachtgruben.«
    »Also würdest du dafür plädieren, dass wir letztlich nur zusehen und nichts tun und erleben, wie unsere Träume sterben?«, fragte Kal mit einem Ton, der schwer von Sarkasmus war. »Wir wissen, was die Kirche möchte: die Yankees eines Nachts überraschen und sie alle erschlagen; und Iwor wünscht sich, wie ich denke, sie zu benutzen und die Kirche und seine Rivalen zu vernichten und sie letztlich ebenso zu verraten.«
    »Was bleibt uns denn sonst?«, hielt ihm Wassilia entgegen.
    Kal lehnte sich zurück und lächelte.
    »Ist das nicht ersichtlich, und müssten wir nicht jetzt zu planen beginnen? Bis zur Ankunft der Yankees hätte ich nie zu träumen gewagt, dass die Welt anders aussehen könnte. Jetzt habe ich von einer anderen Möglichkeit erfahren, und im Herzen wünsche ich mir, dass sich diese Möglichkeit für mein Volk verwirklicht.«
    »Und die Horde?«, flüsterte Nahatkim.
    »Sie ist immer noch drei Jahre entfernt, und wir könnten viel erreichen, ehe sie eintrifft, falls wir gemeinsam mit den Yankees handeln.«
    Die Gruppe musterte Kal erstaunt.
    »Du träumst zu viel«, erwiderte Boris nervös. »Du tanzt zu dicht am Feuer, Motte Kalencka. Sei vorsichtig, oder deine Flügel geraten in Brand, und wir alle werden zusammen mit dir in Asche verwandelt.«
    »Wir werden sehen«, sagte Kal und blickte sich mit schlauer Miene unter ihnen um.
    Muzta spornte sein Pferd zum Galopp und preschte vorwärts, wobei er einen Jubelschrei ausstieß, denn sein Ziel war endlich in Sicht.
    Der erste Schnee war fast einen halben Monat zuvor gefallen, und das Grollen in den Jurten war laut gewesen. Bislang war der Zug der Horde stets in gleichmäßigem Tempo geschehen und zeitlich so abgestimmt, dass man die großen Städte des Viehs vor dem Winter erreichte. Vorräte warteten dort auf die Horde – das Holz war geschlagen, der Tribut aufgehäuft, die Fleischbeschauer bereit, mit der Auswahl zu beginnen.
    Muzta war der Hauptschar fast zwei Wochen voraus, denn er war begierig sicherzustellen, dass alles für die Ankunft seines Volkes bereit war. Jetzt ragte die Stadt vor ihm auf.
    Die Horde hatte fast ein Jahr gutgemacht, aber es war ein harter Marsch gewesen. Viele waren erkrankt und gestorben; Tausende von Pferden waren verloren gegangen, und die überlebenden Tiere waren abgemagert, dass ihnen die Rippen hervorstanden, das Fell fleckig und matt.
    Endlich jedoch hatten die Tugaren die auszehrende Viehkrankheit überholt, und endlich konnten sie bis zum Frühling nach Lust und Laune fressen. Gesättigt und versorgt konnten sie dann vielleicht wieder zum alten Marschtempo übergehen, und vielleicht musste der Qar Qarth dann doch zwei weitere Jahre auf das Volk der Rus warten, statt den Marsch auf ein Jahr zu komprimieren.
    Auf der Höhe angekommen, blickte er auf die Stadt hinunter. Wie seltsam das Vieh doch war, dachte er. Die Tugarenhorde und überhaupt das ganze Volk, das die Welt Waldennia umwanderte, war eins, hatte dieselbe Sprache, dieselben Bräuche, dieselbe Kleidung.
    Aber die an einem Ort blieben, das Vieh, waren alle verschieden. Die Maya-Städte gehörten für Muzta zu den interessanteren. Stufenpyramiden ragten zum Himmel auf, und die höchste von ihnen war das größte Bauwerk, das er je gesehen hatte; es erreichte die Gesamthöhe von dreißig oder mehr Tugaren.
    Auf den Spitzen der Pyramiden brannten gewaltige Feuer, und mit dem Wind drang der schwache Geruch von brennendem Fleisch herüber. Dies hier war das einzige Vieh, das seinesgleichen verspeiste. Der Gedanke war für Muzta leicht

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