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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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blutverschmiertem Gesicht und deutete auf eine zertrümmerte Tür, verstopft von Leichen. »Wir haben sie mit kaltem Stahl empfangen.«
    Lächelnd hielt er sein blutiges Bajonett hoch.
    »Gute Arbeit, Soldat«, knurrte Vincent und gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
    Den Flur entlang bedachte er jeden Mann mit einem kurzen Wort und erntete dafür dankbare Blicke.
    Eine Sekunde lang blieb er vor der Tür zum Untergeschoss stehen. Sein Bauch verspannte sich. Er konnte sich kaum überwinden, sich mit dem Lazarett zu konfrontieren, aber es war nicht zu vermeiden. Er riss sich zusammen und lief die Treppe hinunter. Der Gestank war überwältigend, der Raum erfüllt von einer Kakofonie des Schluchzens und der Schmerzensschreie. In einem hinteren Winkel ging der Chirurg seiner blutigen Arbeit nach, die Säge in der Hand, der Junge auf dem Tisch vor ihm durch den letzten Rest Chloroform in gnädiger Bewusstlosigkeit. Olivia stand neben dem Arzt und hielt ein Tablett mit Instrumenten. Sie blickte mit bleicher Miene zu Vincent auf, und ein erschöpftes Lächeln hellte ihre Züge auf, als sie sah, dass er nach wie vor unverletzt war.
    »Sie haben die Front des Palastes eingenommen!«, schrie Vincent mit heiserer, brechender Stimme.
    Die Schreie legten sich.
    »Ich brauche oben jeden, der nur irgend laufen kann. Falls ihr nicht schießen könnt, könnt ihr wenigstens Musketen nachladen. Ich brauche euch.«
    »Kommt, Jungs!«, ächzte ein graubärtiger Schütze, der sich einen Verband an die Seite drückte, während er sich aufrappelte.
    Schlurfend ging er zur Tür. Einer nach dem anderen folgten ihm die Männer, von denen etliche krochen. Vincent blickte zu dem Stabsarzt hinüber, der ihn ansah, als wäre er, Vincent, der Urheber dieses Elends.
    Ich bin der Urheber, dachte er. Ich hätte Cromwells Angebot freien Abzuges annehmen können. Er ertappte sich dabei, wie er sich beinahe wünschte, Marcus wäre von dem Pfeil getroffen worden, vor dem er ihn gerettet hatte. Ohne Marcus hätte kein Grund mehr bestanden zu bleiben und zuzusehen, wie noch der Rest seines Kommandos zusammengeschossen wurde.
    Vincent nickte dem Arzt zu und stürmte wieder die Treppe hinauf. Er nahm die Biegung am oberen Ende und lief gleich ins Obergeschoss weiter, wo er Marcus* Privatquartier erreichte.
    Dort blieb er kurz stehen. Die Unterkunft war spartanisch eingerichtet, dachte er. Die Vorstellung erschien ihm seltsam. Zweifellos fand man auch auf diesem Planeten irgendwo Spartaner – schließlich traf man praktisch jedes andere Volk an. Ein Diener, der eine Muskete am Riemen über der Schulter trug, rannte an ihm vorbei und schleppte eine Kiste Munition.
    »Marcus?«
    »Drüben im Nordflügel, edler Herr«, keuchte der Dienstbote.
    »Und weiter so!«, rief Vincent.
    Der Mann blickte zu ihm zurück und lächelte.
    »Ich bin ein freier Mann – natürlich kämpfe ich«, sagte er und verschwand im Südflügel.
    Vincent durchquerte eiligen Schrittes das Zimmer und betrat die verwüsteten Überreste der Bibliothek. Ein Großteil der hinteren Wand war durchschossen worden und gab den Blick in den Hof frei. Die Regale mit den Schriftrollen waren zersplittert und brannten noch; dicker beißender Rauch stieg durch klaffende Löcher in der Decke auf.
    Durch den Nieselregen und die Rauchschwaden hindurch erblickte Vincent das Senatsgebäude auf der anderen Seite des Platzes, mehrere hundert Meter entfernt. Eine Rauchwolke eruptierte auf der Treppe zum Senat. Zum Teufel mit dem Heldentum, dachte Vincent, warf sich zu Boden und deckte den Kopf ab.
    Ein Stück der Bibliothekswand stürzte ein, und ein tödlicher Sprühregen aus Mauersplittern jagte daraus hervor. Ein schriller Schrei hallte durch den Raum, wo ein Soldat herumstolperte und sich den Bauch hielt, während ihm das Blut zwischen den Fingern hervorquoll.
    Vincent ignorierte ihn und kroch zu der Reihe aus Soldaten hinüber, die an der Wand standen und in den Hof unter ihnen schossen.
    Der Druck wurde stärker, das spürte er richtig, während ihm selbst die Kräfte ausgingen. Er knirschte mit den Zähnen und sprang durch ein Loch in der Wand auf den Balkon. Eine ausgefranste Reihe von Schützen hielt hier die Stellung, versteckt hinter Möbelresten, Fässern, die sie aus dem Keller heraufgeschafft hatten, und Marmorbrocken aus den schwelenden Trümmern des Hauses. Vincent kroch den Balkon entlang und lief weiter in den Nordflügel, wo ihm dicker, blendender Rauch den Atem raubte. Ein Stück Wand ihm

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