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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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unsere innere Grenze zu erreichen.«
    »Falls ihn feindliche Kräfte aufhalten«, ergänzte Hans, »braucht er dafür womöglich zwei Wochen, vielleicht gar drei. Und bedenken Sie: wir wissen nicht, wie lange es dauern wird, auch nur Roum zurückzuerobern. Der Nachschub wird sich als Albtraum erweisen – sie haben nur fünfundzwanzig Tagesrationen dabei, und sobald Roum fällt, wird es dort nichts mehr geben, was sie gebrauchen können.«
    »Können wir ihm Männer an der Strecke entgegenschicken?«
    »Nein«, antwortete Hans. »Vergessen Sie nicht die Südgrenze. Falls ich in der Haut dieser Merki steckte, würde ich jetzt zuschlagen. Gott sei Dank haben wir bislang aus ihrer Richtung nichts gehört. Wir haben eine volle Brigade dort unten stehen und lediglich eine Brigade hier in der Stadt.«
    »Was wird Andrew unternehmen?«, fragte Kal müde.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Hans niedergeschlagen. »Er wird sich etwas überlegen müssen, und das verdammt flott!«
    »Also sind wir hier auf uns gestellt.«
    »So ist es, Herr Präsident«, bestätigte Hans und erwiderte seinen Blick offen.
    Kal lehnte sich zurück und schloss die Augen. Zuvor hatte alles nach einem tollen und aufregenden Abenteuer ausgesehen. Ehe die Yankees hier auftauchten, war er selbst nur ein schlechter Verseschmied für den Bojaren Iwor gewesen. Hinter einer Maske der Dummheit versteckt, hatte er von den Brosamen gelebt, die von der Tafel seines Herrn fielen, und gehofft, dem Bojaren die Verschonung seiner Familie und seiner Freunde abzuschwatzen, wenn die Tugaren kamen. »Präsident« hatte sich nach einem so tollen Titel angehört, ganz nach dem legendären Heiligen Lincoln. Schließlich lag der Krieg ja hinter ihnen. Niemals hätte er im Traum erwartet, dass diese Bürde einmal so schwer auf ihm lasten würde.
    Als »Herr Präsident« hatte man ihn gerade angesprochen, und er konnte sehen, welch kalte Einschätzung in Hans’ Augen lag – der Versuch zu erkennen, ob Kal in diesem Augenblick die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen konnte. Kal öffnete die Augen wieder, blickte zu Kathleen hinüber und hoffte, dass wenigstens sie ihm eine Stütze war. Aber auch dort fand er keine – vielmehr erhoffte sie sich Kraft von ihm, irgendeine Zusicherung, dass ihr Ehemann in Sicherheit war und er bei seiner Rückkehr noch etwas vorfand, wohin sich zurückzukehren lohnte.
    Könnte ich doch nur vor all dem fliehen und mich verstecken! Meine Familie mit in den Wald nehmen, eine sichere Zuflucht für Ludmilla, für Tanja und die drei Babys finden. Und doch würde Tanja niemals mitkommen. Er hatte ihren Gatten nach Roum geschickt. War Vincent schon tot? Hatte Kal sein einziges Kind zur Witwe gemacht, ehe sie ganz zur Frau geworden war?
    Alle hier warteten auf ihn. Wortlos stand er auf und ging zur Tür. Er trat hinaus auf den Balkon, der Aussicht auf den Platz bot.
    Es war kühl; das gestrige Gewitter hatte die drückende Hitze der zurückliegenden Woche weggefegt. Aber über der Stadt lag eine gedrückte Stimmung, eine ernste Stimmung; auf dem Platz standen Menschen in kleinen Gruppen, unterhielten sich mit gesenkten Köpfen, blickten immer wieder zum Regierungsgebäude herüber. Als sie ihn auf dem Balkon erblickten, kamen etliche von ihnen näher. Sicher erwarteten sie, dass er etwas sagte. Bislang war das immer so einfach gewesen – er tauschte munteres Geplauder aus und kehrte an den Schreibtisch zurück. Als er jetzt jedoch die Menschen näher kommen sah, erfüllte ihn Grauen. Sie suchten bei ihm Informationen, Antworten.
    Da er keine Einsamkeit fand, zog er sich ins Büro zurück und stellte sich den drei Freunden.
    Er musste etwas tun. Für Lincoln musste es ganz einfach gewesen sein, denn schließlich war er ein Heiliger, dachte Kal. Ich bin nur ein Bauer, der den Bojaren spielt.
    Aber du hast sie alle ausgetrickst, dachte er dann. Denke wie ein Bauer, wie die Maus, die mit dem Fuchs tanzt »Ich erkläre, dass die Miliz unverzüglich umfassend zu mobilisieren ist«, sagte er leise.
    Hans lächelte und nickte.
    Irgendwie fühlte sich Kal vom Blick aus Hans* Augen beruhigt. Es war ein solch nahe liegender Schritt – warum hatte er nicht einfach danach gefragt? Oder muss ich es selbst sein, der alles als Erster ausspricht?
    »Wie viele Musketen haben wir?«
    »Wir haben ungefähr viertausend von den alten mit den glatten Läufen, die auf die Umrüstung zu gezogenen Läufen warten.«
    »Verteilen Sie sie an die Miliz, aber nur an Männer aus

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