Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
ist jedoch, dass Sie ohnehin schon zu viel verlangen. Ich fasse mal ins Auge, es mit einem Fünfundsiebzigpfünder zu versuchen. Geben Sie mir einen Tag für ein paar Berechnungen, und vielleicht kann ich genügend Artillerie herstellen, um jedem Schiff eine Kanone zu verpassen. Wie viel unsere Feuerkraft dann taugt, das merken wir erst, wenn wir im Gefecht gegen Tobias stehen.«
Angesichts dieser mangelnden Gewissheit über ihre Aussichten wurden alle Sitzungsteilnehmer erst mal still.
»Was fangen wir mit unseren übrigen Kanonen an?«, fragte Andrew schließlich.
»Ah, die habe ich nicht vergessen«, antwortete Ferguson. »Wir werden fast hundert Schiffe haben. Wir haben einhundert Kanonen. Das macht es einfach.
Die Flanken der feindlichen Galeeren und unserer sind nur ein paar Zoll dick. Vierpfundkugeln, sogar konzentriertes Musketenfeuer ist da auf kurze Distanz verheerend.«
»Dann folgen wir diesem Plan, obwohl ich ihn gern an der einen oder anderen Stelle noch verfeinern möchte«, sagte Andrew.
»Welche Rolle übernimmt Roum bei all dem?«, fragte Marcus leise.
Andrew lehnte sich zurück und lachte.
»Marcus, ohne Sie schaffen wir es nicht. Wie wäre es zum Anfang mit fünftausend Mann, um bei der Bahnlinie zu helfen, und weiteren zehntausend Arbeitern für die Schiffe, wobei beide Gruppen in Schichten rund um die Uhr arbeiten?«
»Rund um die Uhr?«
»Keine Bange; das lernen Sie schon noch. Als Nächstes benötigen wir Tausende von Menschen, die nach Salpeter graben, den Schwefel raffinieren, das Holz schlagen. Fragen Sie nach der Konferenz einfach John – er hilft Ihnen bei der Organisation.«
»Und was ist im Hinblick auf den Kampf?«, fragte Marcus kalt.
Andrew wurde sich auf einmal der Tatsache bewusst, dass – abgesehen von Bullfinch und einer Hand voll weiterer Männer in der ganzen Armee – Marineeinsätze für sie alle ein Mysterium waren. Ohne die Roum waren sie wahrhaftig verloren.
»Grundgütiger, Sir, dafür brauchen wir Ihre Leute am meisten! Ich rechne damit, dass Ihre Leute die meisten Schiffe kommandieren und einen ansehnlichen Teil der Besatzung stellen werden.«
»Dann brauchen Sie uns also doch zum Kämpfen«, stellte Marcus mit grimmigem Lächeln fest. Der Konsul lehnte sich mit zufriedener Miene zurück.
»Sie haben geholfen, meine Stadt zu retten. Ich möchte mich dafür revanchieren, damit Roum und Rus wissen, dass wir gleichwertige Bundesgenossen sind.«
Andrew erwiderte das Lächeln. Falls die Merki in großer Zahl anrückten, dann würde die Mannschaftsstärke von Roum den Ausschlag geben, falls das überhaupt möglich war, nachdem die Merki jetzt die Geheimnisse der Pulverwaffen und der Dampfkraft kannten.
»Sie sagten eben, dass Sie den Plan an der einen oder anderen Stelle verfeinern möchten«, erinnerte Marcus. »Was schwebt Ihnen da vor?«
»Hier brauchen wir wiederum Ihre Hilfe, Marcus. Wir müssen Cromwell täuschen. Falls er auch nur den leisesten Verdacht im Hinblick auf unsere tatsächlichen Absichten hegt, kann er in ein paar Tagen wieder hier sein und uns das Leben zur Hölle machen. Ich möchte ihn aber vollkommen überraschen.
Zunächst möchte ich dazu ein Sicherheitsnetz rings um die Stadt ausbreiten, das mindestens achtzig Kilometer weit reicht. Dazu müssen Tausende Männer auf Patrouille gehen. Wichtig dabei ist, dass keiner von ihnen etwas über die Vorgänge in der Stadt weiß – für den Fall, dass er gefangen genommen wird; sie müssen also unverzüglich ausgesucht werden. Der nächste und wichtigste Punkt ist: Cromwell soll glauben, dass wir über Land zurückmarschieren.
Zu diesem Zweck werden wir mindestens drei oder vier Züge abstellen und sie nach Westen schicken. Wir panzern einen Teil von ihnen, wie damals im Tugarenkrieg – und als Grundlage haben wir schon zwei Panzerwaggons. Wir brauchen ein paar tausend Arbeiter und Sicherheitstrupps entlang der ganzen Strecke, über die Kindred den Befehl führen wird. Ich gebe ihm eine Brigade Rustruppen, und wir brauchen zusätzlich etliche tausend Roum. Ich möchte jedoch keine Legionäre in deren Reihen haben – denn ein einziger Deserteur würde dann reichen, damit unser Spiel auffliegt.
Wir stoßen entlang der Strecke vor, reparieren Gleise und versuchen sogar, eine Lokomotive über den Fluss zu wuchten. Derweil schieben wir die ganze Zeit lang unser Sicherheitsnetz entlang der Bahnlinie vor.«
»Sie gehen aber wirklich auf Nummer sicher, was, Andrew?«, fragte Emil
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