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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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träumen, dachte er wehmütig. Vielleicht kann ich eines Tages, wenn ich nicht mehr Präsident bin, einen Turm bauen und dort des Nachts sitzen, durch dieses Teleskopding blicken und nachsinnen.
    Er streckte den Arm aus und legte ihn um Tanja, die sich an ihn schmiegte.
    »Denkst du, dass sie noch leben?«
    Der Zauber des Augenblicks verwehte. Kal konnte sich nur in der Stille trösten. Andrew, der eine Mensch, dem er seine Ängste flüsternd eingestehen konnte, war nicht mehr hier. Jetzt war Kal wahrhaft allein.
    »Davon bin ich überzeugt, meine Liebe.«
    »Wie kannst du da so sicher sein?«, fragte sie mit einer fast kindlichen Stimme.
    »Kesus und Perm wachen über sie und uns. Sie hätten nicht zugelassen, dass wir uns dieses neue Leben aufbauen, nur damit man es uns wieder wegnimmt.«
    »Aber ich habe schlimme Sachen gehört.«
    Insgeheim fluchte er. Mikhail hatte einen stattlichen Teil der Bevölkerung in Aufruhr versetzt. Zwar hatte Kal sowohl vor dem Senat als auch auf dem Großen Platz erklärt, dass das Telegramm eine Lüge Cromwells sein musste, die sie verwirren und demoralisieren sollte. Die Stille aus dem Osten hatte inzwischen jedoch seit fünf Tagen Bestand. Die einzige Nachricht von dort lautete, dass der Feind dabei war, die Bahnlinie zu zerstören. Hans hatte schließlich ein kostbares Regiment, begleitet von mehreren tausend Milizionären, auf einen Gewaltmarsch nach Osten geschickt, um dem Feind Einhalt zu gebieten. Von Andrew war jedoch nichts zu hören und von Vincent auch nicht. Kal blickte die Mauer entlang. Als er hergekommen war, hatten sich die Arbeiter auf respektvolle Distanz zurückgezogen, damit er seinen Augenblick der Ruhe genießen konnte, aber weiter entfernt gingen sie konzentriert zu Werk, warfen Erde beiderseits der Holzpalisade auf, verstärkten die Geschützstellungen und schleppten Wasserfässer auf Dächer, um damit notfalls Brände zu löschen.
    Gestern hatten auf seinen Befehl hin alle, die nicht unmittelbar benötigt wurden, die Stadt verlassen, und mehr als zehntausend Menschen brachen nach Nowrod auf oder zu Freunden auf dem Land, um dort den Sturm zu überdauern. Schon liefen Meldungen aus der ganzen Republik ein, die von wachsender Panik sprachen, und Mikhails Worte förderten sie auch noch.
    »Mikhails Lügen sind nicht mehr als das, Tanja: einfach nur Lügen.«
    »Aber sie zeitigen ihre Wirkung«, sagte Tanja. »Die Leute sehen mich an, als wäre mein Mann schon tot.«
    Kal ertappte sich bei dem Wunsch, die Verfassung würde anders lauten und es ermöglichen, Senatoren zu verhaften. Mikhail jedoch ging vorsichtig zu Werk, äußerte niemals etwas, was man als richtigen Verrat hätten deuten müssen, schrie nur herum, sie wären alle zum Untergang verurteilt, die Armee existierte nicht mehr und alles wäre allein die Schuld des Präsidenten, der sie ihrer Verteidigung beraubt hätte.
    »Wir müssen einfach etwas inbrünstiger beten«, sagte Kal und küsste seine Tochter auf die Stirn.
    »Beten wird nicht bei dem helfen, was gerade passiert.«
    »Meine Tochter, Beten ist zuzeiten das Einzige, was uns zu tun bleibt. Ich kann unmöglich wissen, was Andrew derzeit tut, aber ich bin überzeugt, dass er etwas plant.«
    Falls er wirklich noch lebt, dachte er bei sich.
    »Herr Präsident?«
    »Hier drüben«, antwortete er müde.
    Eine Schattengestalt kam an den Wachleuten vorbei, die ihn inzwischen ständig begleiteten.
    Es war Hans, und Kal spürte, wie sich sein Bauch verspannte. Es konnte nur um eine einzige Nachricht gehen, falls ihn um drei Uhr früh jemand aufsuchte.
    »Sie sind hier«, flüsterte er.
    Hans nickte, lehnte sich über die Mauer und spuckte einen Strom Tabaksaft in die dunklen Fluten des Flusses.
    »Das Telegramm aus unserem Außenposten im alten Fort Lincoln ist gerade eingetroffen. Feindliche Schiffe wurden an der Mündung des Neiper gesichtet.«
    »Dann hat es begonnen«, sagte Kal und bemühte sich um einen kräftigen Ton.
    »Sie werden bei Anbruch des Morgens den Fluss herauffahren und hier um die Mitte des Vormittags eintreffen.«
    Kal lehnte sich an die Brüstung und blickte zum Himmel hinauf. Mit Bedacht setzte er den Hut auf und wandte sich wieder zu Hans um.
    »Hans, das verspricht ein sehr interessanter Tag zu werden«, sagte er, legte den Arm um Tanja und ging langsam mit ihr weg.
    Jubadi Qar Qarth schloss die Zeltklappe und sah den Schildträger seines Sohnes an.
    »Warum hat man ausgerechnet dich geschickt? Warum bist du nicht an der Seite

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