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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Männer standen auf, und die meisten stürmten auf John zu und schrien ihm bereits Fragen zu, ehe er zur Tür hinaus war.
    Andrew lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah Emil an.
    »Eines Tages wird uns bei diesen verrückten Plänen das Glück im Stich lassen.«
    »Wir leben vom Glück, seit wir auf dieser Welt eingetroffen sind«, seufzte Andrew. »Von Rechts wegen hätte der alte Iwor es schaffen müssen, uns gleich bei unserer Ankunft zu vernichten. Wir leben seither von geborgter Zeit.«
    »Sie haben zu keinem Zeitpunkt von den Merki gesprochen«, flüsterte Emil. »Falls sie jetzt gegen uns marschieren, erreichen sie Suzdal vor uns. Die letzten Meldungen von Spähern über sie liegen mehr als eine Woche zurück.«
    »Emil, falls sie sich nach Norden wenden, können wir nicht viel dagegen unternehmen. Und von hier aus können wir überhaupt nichts tun. Es hätte also keinen Sinn, dass sich die Männer darüber den Kopfzerbrechen. Ich ziehe es vor, wenn wir uns auf Cromwell konzentrieren und ansonsten auf das Beste hoffen.«
    »Aber Sie sind vor Sorgen darum ganz krank«, stellte Emil fest.
    »Natürlich«, bestätigte Andrew leise. »Falls sie angreifen, fallt Suzdal, und es wird meine Schuld sein, weil ich in diese Falle getappt bin.«
    »Auf der Grundlage unserer damaligen Kenntnisse haben Sie das Richtige getan.«
    »Ich hätte an eine solche Möglichkeit denken müssen. Ich hatte jedoch nie berücksichtigt, dass der Gegner womöglich die Herrschaft über das Binnenmeer hat, mit allem, was dadurch impliziert ist. Ich bin Infanterieoffizier mit Erfahrung aus den Virginiafeldzügen; die Kombination mit Seekriegsführung ist mir nie in den Sinn gekommen. Und verdammt noch mal, ich hätte daran denken müssen!«
    Emil streckte die Hand aus und tatschelte ihm tröstend die Schulter.
    »Sie haben stets Ihr Bestes getan und mehr.«
    »Womöglich war es nicht gut genug.«
    Emil zögerte, und Andrew erkannte, dass der Mann nur mühsam an seiner Rolle des ratgebenden Vaters festhielt. Emil blickte kurz zu Boden und fragte dann kaum hörbar:
    »Denken Sie wirklich, dass Ihr Plan funktioniert?«
    Andrew lächelte, antwortete aber nicht.
    »Noch etwas anderes, Andrew: diese römische Flotte. Marcus sagte, sein Volk wäre mit der zweiten Flotte hier eingetroffen. Was wurde aus der ersten?«
    »Sie wurde vernichtet.«
    Andrew stand auf.
    »Falls Sie mich jetzt entschuldigen, Emil – auf mich wartet viel Arbeit.« Er nickte ihm zum Abschied zu und verließ das Zimmer.
    »Mir gefallt die Idee mit dem Waldmarsch immer noch«, flüsterte Emil, griff in die Tasche, holte die Feldflasche hervor und nahm einen langen Schluck.
    Die Nacht war ruhig. Kalencka holte tief Luft, lehnte sich an die Brüstung und blickte auf den Fluss hinaus. Im fahlen Licht der Zwillingsmonde sah er, wie der Neiper ruhig dem Meer entgegenfloss.
    Wie sehr ich das als Kind geliebt habe, dachte er wehmütig. Das war, ehe er überhaupt einen Tugaren erblickt hatte und noch in einer Welt der Unschuld lebte. Sein Vater saß immer wieder mit ihm am Ufer des Neiper und erzählte ihm die Geschichten, die er selbst bei Hofe vortrug: die Abenteuer von Ilya Murometz, das Lied von Igors Feldzug, die Rache Olgas, die Erzählung von Iwan Iwanowitsch, der um die ganze Welt ritt. Ihre Angeln hingen jeweils im Wasser, und Kal stellte sich vor, wie er an der Leine hinabkletterte und die Welt der Fische erblickte und mit ihnen davonschwamm zum Binnenmeer und hinaus zu Abenteuern in der Ferne.
    Ein leichter Wind kräuselte das Wasser, und das Mondlicht flackerte goldrot. Kal drehte sich um und blickte zum Großen Rad hinauf, das gerade am Südhimmel versank. Also woher stammen wir nun alle?, fragte er sich. Emil hatte ein Teleskop hergestellt und damit den Nachthimmel betrachtet, um festzustellen, dass der Wanderstern Alexandra einem winzigen Mond ähnelte, der zu- und abnahm, und dass der Heilige Stanislaus von noch kleineren Heiligen umkreist wurde. Und im Zentrum des Rades standen die Sterne so dicht, dass sie an Schneeflocken in einem Wirbelsturm erinnerten.
    Übersprang der Tunnel aus Licht die Entfernung zu diesen Orten? Muzta hatte sich Vincent gegenüber dahingehend geäußert und behauptet, der Tunnel wäre ein Tugarending. Aber wie hatten sie ihn erzeugt? Warum entführte er Menschen nur von bestimmten Stellen aus, und warum vergingen manchmal Jahrhunderte, ehe wieder neue Menschen hier eintrafen wie die Yankees?
    Wie schön es ist, von diesen Dingen zu

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