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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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unserer Vatergötter«, sagte er mit leuchtenden Augen. Andrew versuchte, sich von diesem Enthusiasmus anstecken zu lassen, denn schließlich war es für einen Geschichtslehrer ein grandioses Erlebnis, die Flotten der Antike wiederauferstehen zu lassen. Er blickte zu dem einen Exemplar eines Corvus hinüber, jener berühmten römischen Schiffszugbrücke, hier im Bug eines der Schiffsumrisse aufgestellt; mit Hilfe dieses Instruments hatten die Römer den Ersten Punischen Krieg gegen die überlegenen karthagischen Seeleute gewonnen. Auf dieser Welt hatte man den Trick anscheinend vergessen, aber auf Andrews Vorschlag hin sollte jedes einzelne Schiff dieses Instrument erhalten.
    Die lange, mit einem Stachel am oberen Ende bestückte Planke wurde von einem einzelnen, in den Boden gerammten Pfosten in aufrechter Stellung gehalten. Die Männer dahinter ruderten nach wie vor im Gefechtstempo. Der Kommandeur brüllte, und ein Trupp Männer löste den Flaschenzug, der den Corvus festhielt, woraufhin dieser sich mit dem Metallstachel tief in die Erde rammte.
    Die Geschützmannschiff am Bug simulierte den Abschuss ihres Vierpfünders, während die Männer hinter ihnen die Ruder losließen. Die Russoldaten zogen die Musketen unter den Bänken hervor, und die Roummiliz zückte ihre Messer und Dolche. Die vorderen Reihen sprangen auf den Corvus und stürmten hinüber, und die hinteren Reihen drängten ihnen nach.
    Der Kommandeur erblickte Marcus und Andrew, salutierte mit dem Schwert und fuhr dann damit fort, seine Männer anzubrüllen, zu treten und zu schubsen, um die Verwirrung in den hinteren Reihen zu beseitigen.
    Für Andrews Geschmack sah das nach einem fürchterlichen Durcheinander aus, aber er entdeckte die Erregung in Marcus 1 Augen.
    Er ritt schräg auf die Kammlinie hinauf, zügelte auf dem Grat das Pferd, richtete sich in den Steigbügeln auf und blickte nach Nordwesten. Die Rauchwolken waren jetzt in der Ferne auf den Ebenen zu erkennen.
    »Wie weit noch, John?«
    »Da zumindest sind wir dem Plan voraus – noch zwei Tage.«
    Andrew nickte beifällig. Er hatte die Stelle erst gestern besucht und festgestellt, dass John dort ein kleines Wunder bewirkte. Die sechseinhalb Kilometer lange Eisenbahnprozession rückte meterweise entlang der Via Appia vor. Hundert Kilometer Schienenstrecke und die entsprechenden Schwellen türmten sich auf den überlasteten Waggons. Wo der letzte Wagen des letzten Zuges jeweils vorbei war, rissen die Arbeiter die Strecke wieder ab und trugen die Teile sechseinhalb Kilometer weiter nach vorn, um sie dort vor der ersten Lokomotive aufs Neue zu verlegen. Ferguson hatte sich beeilt, darauf hinzuweisen, dass bei dieser Methode fast dreizehn Kilometer Schienenstrecke und Schwellen tatsächlich mit Muskelkraft bis ganz nach Roum geschleppt wurden, um auf den Zügen den nötigen Platz für die Rationen und das Werkzeug aus Hispania zu schaffen, die man so verzweifelt benötigte, wenn erst mal der Zeitpunkt gekommen war, die Lokomotiven als Dampfmaschinen in den Schiffen zu installieren. Mehr als zehntausend Mann schufteten allein bei dieser Arbeit, und ihre Versorgung mit Verpflegung und Wasser beanspruchte nahezu jeden einzelnen Wagen, den man in Roum auftrieb, sowie wiederum zusätzlich tausend Arbeiter.
    »Reiten wir hinunter zu den Docks«, schlug Andrew vor, wendete Mercury und führte ihn hangabwärts zurück in die Stadt.
    Andrew und sein Gefolge durchquerten das zerstörte Haupttor und suchten sich dann einen Weg durch das Chaos des Straßenverkehrs. Eine lange Reihe turmhoch mit Lebensmitteln beladener Ochsenkarren verstopfte die Hauptverkehrsader; ihr Bestimmungsort war die Baustelle der Bahnstrecke. Als Andrew das Forum erreichte, konnte er nicht umhin, zu den verkohlten Ruinen des Palastes hinüberzublicken. Die drei Kreuze standen dort noch immer, und die aufgeblähten Leichen der Merki verbreiteten einen solchen Gestank, dass er sich die Nase mit einem Taschentuch zuhielt.
    Der alte Geruch des Schlachtfelds, dachte er grimmig. Ein solcher hatte wochenlang auch über Suzdal gehangen und über den Schützengraben vor Petersburg und den Lazaretten von Gettysburg. Es war ein Geruch, den er glaubte, im Leben nie wieder ganz abwaschen zu können. Er würde von einem endlosen Krieg zum nächsten an ihm haften bleiben.
    Ein kalter Gedanke ging ihm durch den Kopf. Ob er eines Tages so endete, als Trophäe vor einem Merkizelt aufgehängt? Oder ob sie wohl lärmend sein Fleisch verzehrten und

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