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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Staub werden.«
    Vuka wurde still; er betrachtete erst Mantu und dann Hulagar mit schlauem Blick.
    Vukas Zorn hatte sich langsam gelegt. Damit brauchte er von jeher zu lange, wie Tamuka oft genug angedeutet hatte. Insgeheim fluchte er jetzt über sich selbst. Nicht für das, was in der Viehstadt geschehen war. Wenn Blut floss, war es sein Recht, das Schwert hineinzutauchen. Erst später hatte er fluchen müssen und den kalten Stich der Angst empfunden, und Angst war für ihn etwas Neues.
    Er senkte den Kopf, als würde er schlafen, und betrachtete doch Hulagar unter kaum geöffneten Lidern hervor. Da – Hulagar sah ihn wieder an. Erneut hatte sich Vuka zum Narren gemacht, hatte gehandelt, ehe er nachdachte. Mantus Worte hätten stattdessen von seinen, Vukas, Lippen kommen müssen, so schwach und wirr sie auch waren.
    Er behielt die anderen jetzt wachsam im Auge, während er den Kopf immer wieder sacken ließ, als übermannte ihn Müdigkeit nach dem Wahnsinn erregenden Lärm, der die Sinne abstumpfte. Hulagar wandte den Blick schließlich von ihm ab und auf den Bruder neben ihm.
    Da, der Ausdruck wechselte, das harte Urteil verschwand aus den Zügen.
    Also sollte es Mantu sein. Warum hatte Hulagar ausgerechnet Tamuka zum Qar Qarth zurückgeschickt? War das Undenkbare schon für Vuka geplant? Er verfluchte sich aufs Neue. Schorf während er sich gegen Tamuka wandte, wusste er, dass er damit womöglich das eigene Schicksal besiegelte. Allein die Tatsache, dass Hulagar ihn offen in Gegenwart seines Bruders zurechtgewiesen hatte, war schon eine tödliche Warnung, die Vuka in seiner Ka, der Kampfeswut, ignoriert hatte. Wer es wohl tat? Hulagar durfte nicht und auch nicht der eigene Bruder, denn Brudermord war das Abscheulichste aller Verbrechen. Wen schickte sein Vater wohl, falls dieser wirklich das Urteil über ihn gesprochen, ihm den Titel des Zan Qarth aberkannt und jemand anderem verliehen hatte?
    Langsam nahm ein Gedanke Gestalt an. Wer könnte dieser andere sein? Sicherlich nicht Jodschama, der langsame Clown, und auch nicht Qark oder Toka, der fermentierte Milch trank, bis er sie nachts wieder erbrach.
    Er rührte sich, als wollte er sich strecken, lehnte den Kopf an die Schiffswand, die Augen weiterhin nur ansatzweise geöffnet.
    Er musste Zeit gewinnen, sich rehabilitieren. Er wusste, dass sein Vater dann zögern würde; schließlich kannte er dessen Schwachen, diese Torheit, dem eigenen Nachwuchs Wärme entgegenzubringen. Wie er früher damit gespielt und innerlich gelacht hatte, wenn der Vater vor seinen Augen dumm abschnitt!
    Er musste Zeit gewinnen, das Urteil hinauszögern, das ihm letztlich eine Chance auf einen ehrenvollen Tod einräumen musste, denn er wusste, dass sein Vater ihn niemals als Gegenstand des Spottes zum immerwährenden Himmel schicken würde.
    Falls das Urteil überhaupt gefallt wurde.
    Er blickte aus verschleierten Augen zu Mantu hinüber. Dieser sollte an seine Stelle treten, das erkannte er mit Gewissheit an der Art und Weise, wie Hulagar ihn nach wie vor musterte.
    Vukas Plan nahm allmählich Konturen an.

Kapitel 12
     
     
    »Ihr zwei auf der dritten Bank – zieht gefälligst im Takt mit den anderen!«
    Die beiden suzdalischen Gefreiten blickten den Roumausbilder an, der über ihnen aufragte, und verstanden kein Wort.
    »Was zum Teufel soll ich eigentlich machen? Hier schwenke ich diesen verdammten Stock in der hohlen Luft, und du brüllst mich an«, beschwerte sich einer von ihnen.
    Andrew, der von der Seite aus zusah, blickte Dimitri an, der eine kaum vorstellbare dunkelrote Gesichtsfarbe entwickelte.
    »Entschuldigen Sie mich, Sir«, sagte Dimitri hölzern.
    Der alte Colonel löste sich von der Gruppe und stürmte die Bankreihe entlang.
    »Jetzt hört mir mal gut zu, ihr Mistkerle!«, brüllte er in seiner besten Paradeplatzstimme.
    Der Roumkapitän sah ihn erkennbar erleichtert an.
    »Wenn dieser Mann da sagt, springt, dann springt ihr!«
    »Aber er redet dieses Roumkauderwelsch!«, protestierte der Gefreite. »Wie sollen wir ihn denn verstehen?«
    »Indem ihr seine verdammte Sprache lernt!«, brüllte Dimitri.
    Die Männer fingen an zu knurren.
    »Zehn Tage sind inzwischen verstrichen. Wir haben nicht viel Zeit, falls ihr eure Häuser noch intakt wiedersehen möchtet. Also, und Perm verdamme euch, lernt die Sprache! Und lernt, wie man diese Schiffe rudert.«
    »Wir sitzen hier auf trockenem Land!«, raunzte der Gefreite. »Genauso gut könnte man reiten lernen, indem man sich

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