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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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außerdem, wo sämtliche Teile dieses Puzzlespiels lagen. Der einzige Trumpf, den Andrew bislang auszuspielen hoffen konnte, war die Tatsache, dass seine Flottenpläne dem Gegner nicht bekannt waren. Der entscheidende Kniff würde sein, Cromwell davon zu überzeugen, dass Andrew per Bahn zurückzukehren versuchte, dass er nach wie vor wie ein Infanterieoffizier dachte und nicht wie ein Seemann.
    Ein Beben lief durch den Zug und brachte Tim Kindred auf die Beine. Einen Augenblick später rollten das schrille Kreischen entweichenden Dampfes und eine Ohren betäubende Explosion über ihn hinweg. Die Waggonfenster splitterten, und ein Scherbenregen ging auf dem Korridor nieder.
    Ein Dampfwirbel fegte am Wagen entlang. Ein Gewehrschuss krachte, gefolgt von einer ungleichmäßigen Salve.
    Er sah den verängstigten Corporal neben sich an.
    »Komm, raus hier, sie müssen dich zu sehen bekommen!«
    Tim packte den zitternden Soldaten an der Schulter und stieß ihn nach vorn, schob ihn vor sich durch die Abteiltür.
    »Jetzt spiele deine Rolle auch, verdammt!«
    »Sie schießen!«
    »Denkst du vielleicht, das wüsste ich nicht?«, brüllte Tim.
    Zitternd stieg der Corporal die Stufen hinab, dicht gefolgt von Kindred.
    Heißer Dampf spülte über sie hinweg, und Tim spürte schon den raschen Wechsel in der Luft, der ihm ein Alarmsignal direkt in die Lungen schickte.
    »Komm schon, Junge, raus ins Freie, und gib dir um Gottes willen Mühe, einen tapferen Eindruck zu machen!«
    Kindred suchte sich den Weg durch den heißen Dampf und hinaus ins Sonnenlicht. Die Lok an der Zugspitze war explodiert, und der Dampf stieg nach wie vor in Wirbeln aufwärts und breitete sich in Schwaden seitlich aus.
    »Ein Artilleriegeschütz, Sir!«, schrie ein Soldat, der an ihm vorbeilief und dabei zum Höhenzug hinauf zeigte.
    Die Erschütterung peitschte an ihm vorbei, als die eigene Artillerie im Panzerwagen eine Salve los jagte. Auf dem niedrigen Höhenzug, der keine zweihundert Meter entfernt war, erblickte er hektische Aktivität; ein Reiter galoppierte davon. Eine weitere Rauchwolke breitete sich dort drüben aus, und einen Sekundenbruchteil später krachte die Kugel in den Waggon, aus dem Kindred gerade ausgestiegen war.
    Eine ungleichmäßige Salve fuhr den Kamm entlang, und Kugeln prasselten in den Wagen. Der Corporal wollte sich ducken.
    »Gottverdammt, Junge, bleib aufrecht stehen und rühr dich nicht, oder ich erschieße dich persönlich!«
    Der Corporal warf ihm einen ängstlichen Blick zu und nahm Haltung an.
    »So ist es besser. Jetzt bleib einfach so stehen.
    Schützenreihe nach vorn!«, rief Kindred dann.
    Aus den geschlossenen Güterwagen strömten die Soldaten, warfen sich zu Boden und schossen auf die Rauchwolken gegenüber. Ein Hörn schmetterte, und vom Zug hinter ihnen lenkten ein Dutzend berittene Soldaten ihre Pferde in Sprüngen von den offenen Güterwagen und jagten im Galopp bergan, wobei sie zur Seite schwenkten, um dem Gegner in die Flanke zu fallen.
    Kindred betrachtete die feindliche Linie konzentriert. Dort hatte man aufgehört zu schießen. Er setzte den Feldstecher an und erblickte erschrocken einen Soldaten, der seinen Blick mit einem Fernglas erwiderte.
    »Rühr dich nicht!«, zischte Kindred.
    Der feindliche Soldat drehte sich um und verschwand hinter dem Kamm.
    Die Schützenlinie stürmte jetzt im Laufschritt vor und nahm die Hügelflanke. Er musste dem Gegner hart zusetzen, aber insgeheim betete er um etwas ganz anderes.
    Die Männer erreichten den Kamm, während Kindred auf dem nächsten Höhenzug einen Augenblick lang die Silhouetten von dreißig oder noch mehr Reitern erblickte, die einen schnellen Galopp anschlugen und schon wieder aus seinem Blickfeld verschwanden.
    »Zum Rückzug blasen!«, rief er.
    Mit mühseligem, pfeifendem Atem ging er am Wagen entlang und trat vor die jetzt von Flammen umzüngelte Lokomotive. Zwei zerrissene, blutige Leichen lagen im Führerstand. Als er sie auch nur eine Sekunde lang anblickte, war er dankbar für sie, dass es schnell gegangen war. Der Verbrennungstod war etwas, worüber er nicht gern nachdachte.
    Einer der Schützen kam wieder den Hang herabgelaufen, blieb schwer atmend vor ihm stehen und salutierte.
    »Sie hatten einen unserer Vierpfünder dort oben stehen, Sir. Er muss die Lokomotive getroffen und durchschossen haben.«
    Kindred nickte nur und blickte die Gleise entlang. Die Draisine mit Handantrieb, die ein paar hundert Meter voraus nach Bruchstellen sondiert

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