Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
Implikationen der Rus-Republik. Dieses Thema hatte Andrew bei den Verhandlungen mit Fingerspitzengefühl behandeln müssen. Der soeben unterzeichnete Vertrag war, wie er nicht vergessen durfte, eine Abmachung zweier unabhängiger Völker zum gegenseitigen Schutz, zur Eröffnung freien Handels und über die Wegerechte, die für die Fortführung der Eisenbahn nach Osten gebraucht wurden. Diese Abmachung war vor einem Jahr protokollarisch besiegelt worden, aber der heutige Tag, an dem das erste Stück Eisenschiene auf Roumgebiet verlegt wurde, war der passende Zeitpunkt, um die Regierungschefs beider Lander zu einer förmlichen Unterzeichungszeremonie zusammenzuführen. Andrew hatte Marcus gegenüber wiederholt betonen müssen, dass es hierbei nicht um den Vorboten einer anhaltenden Revolution ging – obwohl sich die radikaleren Elemente der Republikanischen Partei der Rus in ihrem Programm einer historischen Vorbestimmung genau dafür aussprachen. Andrews Sorge war, dass Kal selbst eine solche Vorstellung vertrat. Insgeheim war ihm klar: Marcus musste einfach wissen, dass sich das mit der Zeit zu einer Gefahr für ihn entwickeln würde, nicht geringer als das, was von den Tugaren ausging.
    »Falls Ihr Euren Arm im Kampf gegen die Tugaren verloren habt, seid Ihr ganz gewiss jedem gleich«, antwortete Marcus schließlich und blickte dabei lächelnd auf Kal hinab. Andrew zuckte über die subtile Andeutung innerlich zusammen.
    Kal blinzelte wissend, als Andrew übersetzte, und ohne Anstoß zu nehmen, reichte er Marcus erneut die Hand, der sie lächelnd mit beiden Händen ergriff und hochhob.
    Ein wilder Schrei stieg von den hinter ihm aufmarschierten Roumsoldaten auf.
    »Verlegt jetzt diese Schienen!«, rief Kal und warf über die Schulter einen Blick auf den Arbeitstrupp, der sich erwartungsvoll an der Seite bereithielt.
    Mit geübter Kunstfertigkeit hoben die Arbeiter vier Schienenstücke an und setzten sie auf die Langschwellen. Hämmer wurden geschwungen und schlugen die Haltebolzen ein. Der erste Satz Schienenstücke reichte auf die Brücke, und zwei weitere wurden davorgesetzt. Man brachte Kal einen schweren zweihändigen Vorschlaghammer, und er packte ihn unbeholfen.
    Marcus folgte einem der Arbeiter über die Gleise zu der Stelle, wo ein Haltebolzen bereits aufgesetzt war. Mit mächtigem Hieb führte der Konsul den Hammer und rammte den Bolzen mit einem einzigen Schlag bis fast zum Kopf hinein. Anerkennende Rufe stiegen von den Arbeitern auf. Kal trat an Marcus’ Seite und hob den eigenen Hammer, und gespannte Stille breitete sich unter den Rusarbeitern aus. Der Hammer ging nieder, traf den Bolzenkopf und trieb ihn das restliche Stück ins Holz. Wildes Geschrei ertönte.
    »Regiment, präsentiert die Musketen!«, schrie Vincent, und wie ein Mann reckten die fünfhundert Männer ihre Waffen zum Himmel.
    »Legt an!«
    »Feuer!«
    Eine perfekt abgestimmte Salve krachte, unterstrichen von einem Dutzend Vierpfündern zweier Rusbatterien, die gleichzeitig donnerten, während Ferguson mit der schrillen Pfeife der Malady loslegte. Die Reihen der Roumkohorte lösten sich bei dieser Salve auf; die Männer wichen zurück und schrien vor Angst. Andrew hatte dafür gesorgt, dass Marcus eine solche Demonstration schon vorher miterlebte, und so zuckte dieser kaum zusammen, aber eine Spur Angst blieb auch bei ihm erkennbar. Auf eine spontane Eingebung hin trat Andrew vor, zog schwungvoll den Revolver aus dem Halfter, zielte damit gen Himmel und reichte ihn Marcus.
    Der Konsul packte die Waffe, drehte sich zu seinen Soldaten um und gab sechs Schüsse in die Luft ab. Bei diesem Anblick wurde die Kohorte erst still, löste dann jubelnd ihre Formation gänzlich auf, stürmte vor und umringte ihren Anführer, während auch das suzdalische Regiment ungeordnet herbeirannte.
    »Guter Hammerschlag, Kal!«, schrie O’Donald, der sich durch die Menge schob.
    »Habe wochenlang geübt«, antwortete Kal, offenkundig mit sich zufrieden, während sich die Männer beider Seiten mischten und sich die Eisenbahnarbeiter der Feier anschlossen.
    »Diese Feier macht den Arbeitsplan für den Rest des Tages kaputt«, brachte Vincent niedergeschlagen vor, während er den Säbel in die Scheide steckte und an die Seite seines Schwiegervaters trat.
    »Entspannen Sie sich, mein Sohn!«, schrie O’Donald, der bemüht war, sich durch das Geschrei der Menge vernehmbar zu machen. »Die Jungs brauchen mal einen Tag Pause.«
    »Dieser Roumwein ist genauso

Weitere Kostenlose Bücher