Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
schlimm wie euer verdammter Wodka. Die Männer werden morgen nicht zu gebrauchen sein.«
»Ah, immer noch bedacht, den Abstinenzler zu geben, wie ich sehe«, lachte O’Donald. »Und das beim besten Killer und Flucher des ganzen Haufens.«
Vincent sah ihn kalt an.
»Ist schon in Ordnung, Junge; in manchem hatten Sie keine Wahl. Aber machen Sie sich keine Sorgen um die Jungs – sie sind morgen wieder auf dem Dampfer.«
»Ich hatte gehofft, bis heute Abend noch Hispania zu erreichen«, sagte Vincent mürrisch. »Ferguson hat eine kleine Überraschung für uns ausgeheckt.«
Ferguson war ein junger Ingenieursstudent, die treibende Kraft hinter so vielen technischen Innovationen, welche die Rettung für Rus bedeutet hatten; jetzt bahnte er sich einen Weg durch die Menge.
»Machen Sie sich keine Sorgen, Sir; ich habe einiges davon herbringen lassen«, sagte er, als er hinzukam. Er nickte Marcus lächelnd zu. Der Konsul und der Ingenieur gingen auf die Seite und plauderten freundschaftlich auf Lateinisch; der Konsul hegte ganz offenkundig freundschaftliche Gefühle für den jungen Soldaten, der für die Roum Verstand und Seele eines Magiers haben musste.
Nun gab Marcus einem seiner Offiziere einen Wink; der Mann ging nervös auf den Tisch zu und trug vorsichtig ein Holzbrett, auf dem ein Hammer und ein Häufchen weiße Kristalle lagen.
Der Offizier stellte das Brett auf den Tisch, auf dem gerade der Vertrag unterzeichnet worden war, und wich hastig zurück.
»Okay, Ferguson, was führen Sie da im Schilde?«, erkundigte sich Andrew, wohl wissend, dass ihnen allen gleich eine weitere Überraschung bevorstand.
Ferguson lächelte, als wahrte er ein großes Geheimnis. Er trat an den Tisch und nahm den Hammer zur Hand.
»Jetzt achtet mal hierauf!«
Heftig schlug er mit dem Hammer auf das Kristallhäufchen. Ein Lichtblitz schoss hervor, und es krachte. Mit einem Schrei sprang Ferguson zurück und schlug wie verrückt auf die schwelende Flamme ein, die seinen Ärmel entzündet hatte.
»Perkussionssprengstoff!«, brüllte O’Donald begeistert, stürmte vor und half Ferguson, das Feuer auszuschlagen. »Bei Gott, endlich bekommen wir Friktionszünder an unseren Feldgeschützen!«
»Und wir werden die verdammten Steinschlösser zugunsten von Zündhütchen an den Musketen los«, knurrte Hans.
Ferguson sah Andrew mit erkennbarer Freude an und wartete einfach auf die Fragen.
»In Ordnung«, sagte Andrew schließlich. »Wie zum Teufel sind Sie denn daran gekommen?«
»Aus Marcus’ Silbermine über der Roumstadt Hispania«, antwortete Ferguson. »In meinem Hinterkopf kreiste ständig der Gedanke daran, wie die alten Römer, die Silberminen in Spanien hatten, von dort auch Quecksilber bezogen.
Nun, das habe ich zum Anlass genommen, mir weiter gehende Gedanken zu machen. Als ich dann zuletzt hier war, verwandte ich ein paar Tage auf Experimente, und so haben Marcus und ich – Verzeihung, der Konsul und ich -einander kennen gelernt.« Und er blickte dabei zu Marcus hinüber, der beifällig lächelte.
»Er ist ein Magier«, sagte der Konsul auf Lateinisch und mit vernehmlichem Respekt.
»Ich wollte niemandem falsche Hoffnungen machen, also hielt ich den Mund. Ich wusste, dass unsere Musketenzünder aus Quecksilberfulminat bestehen; es ging also nur noch darum, den Fulminatbestandteil zu extrahieren, damit das Zeug beim Aufprall explodiert.
Wie auch immer, schließlich hatte ich es. Ich denke, Sir, wir könnten ein kleines Handelsabkommen über das Quecksilber der Roum abschließen und dann in kürzester Zeit alle unsere Schulterwaffen umgebaut haben.«
»Na, Gott sei Dank verfügen die Roum über Kupfer und Zinn – Sie werden also Musketenzündhütchen herstellen können!«, stellte Hans begeistert fest. »Und der Vorrat an Zündhütchen für unsere Springfieldgewehre und Revolver ist auch schon verdammt knapp geworden.«
»Und wir kriegen Metall für Bronzekanonen!«, warf O’Donald mit leuchtender Miene ein. »Verdammt, ich habe gute Napoleoner aus Bronze schon immer Eisenkanonen vorgezogen!«
Die Erwähnung von Kupfer brachte Andrew auf andere Gedanken, weg von der Freude der Umstehenden. Im Frühling nach dem Krieg hatten sie Handelsschiffe nach Cartha geschickt, und sie waren nicht zurückgekehrt.
Den ganzen Sommer hindurch wagten sich weitere Schiffe dorthin, bis im Spätherbst endlich mal eines zurückkehrte, wenn auch schwer beschädigt, um die Nachricht zu überbringen, dass es von Cartharammschiffen
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