Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
überqueren und auf dem Weg oberhalb Nowrods unsere Linien zu erreichen.«
»Zwei Tage«, flüsterte O’Donald. »Diese Bastarde legen Tagesmärsche von achtzig Kilometern zurück.«
»Denken Sie daran, dass sie die Lücken in der Shenandoah-Hügelkette durchqueren müssen – was sie ein bisschen bremst. Ich schätze, sie haben seitdem vielleicht hundertzehn Kilometer zurückgelegt. Sie müssten morgen die Verteidigungslinie erreichen.«
»Denken Sie, dass die Linie sie aufhalten wird?«
»Welche Linie?«, lautete O’Donalds Gegenfrage. »Weniger als dreitausend Mann und ein paar tausend Arbeiter, die sich über einen Streckenabschnitt von hundertfünfzig Kilometern verstreuen? Die Löcher sind groß genug, dass ein ganzes berittenes Urnen Steigbügel an Steigbügel hindurchreiten kann. Die beste Chance haben unsere Jungs dort noch, wenn sie den Weg freimachen und sich in den Blockhütten verbarrikadieren. Außerdem sind die Merki nicht an unseren Befestigungen interessiert; sie möchten Suzdal einnehmen.
Aber nur ein Urnen?«, setzte Pat hinzu. »Unseren Informationen zufolge haben die Merki über vierzig. Warum so wenige?«
»Vielleicht setzt sie diese andere Horde weiter im Süden unter Druck«, antwortete Kal. »Vielleicht denken sie auch, sie hätten uns schon im Sack und brauchten derzeit nicht mehr. Schließlich haben ihre Handlanger die Stadt schon im Griff.
Vielleicht hätte ich doch um sie kämpfen sollen«, überlegte er, die Stimme voller Selbstanklage.
»Kal, Sie haben das Richtige getan«, entgegnete Hans scharf. »Wir hätten niemals sowohl die Fabriken als auch Suzdal halten können, nachdem sie schon in die Stadt eingedrungen waren. Und hätten sie die Fabriken besetzt, wäre alles verloren gewesen, was wir uns erarbeitet haben.«
»Aber falls die Merki erst mal in Suzdal sind«, gab Kal zu bedenken, »wird Mikhail nur noch mehr gestärkt. Sie halten damit die größte Stadt der Republik. Mit der zusätzlichen Starke dieser zehntausend Krieger und all dem, was Cromwell ins Gefecht werfen kann, haben sie uns in wenigen Tagen von hier vertrieben.«
»Sie können nur oben an der Furt über den Fluss setzen«, wandte Pat ein. »Das verlängert ihren Marsch um mindestens einen Tag. Vielleicht könnten wir sie dort aufhalten.«
»Obwohl der Gegner die Ogunquit auf seiner Seite hat?«, fragte Hans. »Falls wir wirklich versuchten, Truppen aus Nowrod durch die Berge zu führen, dann müssten sie immer noch gute dreißig Kilometer weit auf der Flussstraße marschieren, ständig beschossen von der Ogunquit. Ob es Ihnen gefallt oder nicht: im Tugarenkrieg hat dieses Schiff dem Feind einen mörderischen Tribut für seinen Vormarsch abverlangt. Diesmal brauchte der Gegner lediglich ein paar Galeeren als Fähren einzusetzen und könnte so einen Teil dieser Ungeheuer direkt hier vor der Stadt oder auch irgendwo hinter unseren Linien auf der Flussstraße absetzen.«
»Also hängt alles von Andrew ab«, sagte Kal nervös. »Und ihm bleiben nur drei, höchstens vier Tage Zeit, um Cromwell auszuschalten und den Fluss zu blockieren.«
»Und wir haben es immer noch mit Mikhail in der Stadt zu tun«, stellte Hans fest. »Auch mit ihm müssen wir uns auseinander setzen.«
»Noch andere Vorschläge?«, fragte Kal.
Hans schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
»Falls wir die Stadt angreifen, sind wir wieder in der gleichen Lage wie früher schon und müssen einfach zu viel Territorium halten. Die Fabrikzone strotzt von Waffen, sodass wir hier wenigstens etwas länger durchhalten können. Ich schlage jedoch vor, Vater Casmar, dass Sie sich wirklich ein Mordsgebet ausdenken!«
Der Priester lächelte traurig und nickte.
»Ich fange gleich damit an, General Hans.«
»Also in Ordnung, meine Herren, ich halte es für an der Zeit, dass wir uns alle eine Mütze Schlaf holen. Es ist schon bald Morgen«, sagte Kal und konnte sich ein Gähnen kaum verkneifen, als er aufstand.
Als er in die frische Morgenluft hinaustrat, streckte er sich und blickte sich auf dem Gelände der Gießerei um.
Ein paar tief hängende Wolken trieben vorbei und fingen den ersten roten Schimmer der Dämmerung ein.
»Das Wetter wechselt«, stellte er fest. »Der erste Hauch von Spätsommer liegt in der Luft.«
»Wie der späte August in der Prärie, zu Hause in Amerika«, sagte Hans leise. »Mir die liebste Jahreszeit – wenn sich die Hitze des Sommers allmählich verzieht. Man wacht eines Morgens auf und entdeckt die ersten Reifspuren
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