Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
des Carthaviehs klangen übers Wasser, während das Schiff die Innenmolen durchquerte. In dem riesigen Innenkreis schwammen weitere hundert Schiffe, und selbst jemand wie Muzta, der im Seemannswesen ungeschult war, erkannte, dass sie gerade erst hergestellt worden waren, während weiter oben am Ufer Mannschaften an noch mehr Rammschiffen arbeiteten.
Er sah sich neugierig um, war aber nicht bereit, sich weiter zu erniedrigen, indem er noch eine Frage stellte. Der Zweck der Schiffe war leicht zu erkennen, aber gegen wen sollten sie eingesetzt werden?
Die Tore der Stadt wurden geöffnet, und als das Schiff in den Dockskanal glitt, ertönten Trommeln wie Donner und kam eine Kolonne Reiter heran.
Muzta betrachtete sie schweigsam und mit geübtem Blick, schätzte ihre Stärke ein, ihre Macht und Arroganz.
Als das Schiff festgemacht worden war, sprang er aufs Dock und sah wortlos zu, wie ein Pferd zu ihm geführt wurde. Im Sattel stellte er gleich fest, dass er sich besser fühlte, als gäbe ihm das Pferd zwischen seinen Schenkeln Kraft zurück. Geistesabwesend beugte er sich vor und tätschelte das Tier, während er zusah, wie immer mehr Krieger aus dem Tor strömten und das Dock mit ihrer herrischen Präsenz säumten.
»Die Vushka Hush, die Jagdadler meines Fürsten Jubadi«, verkündete der Merkioffizier mit zufriedenem Knurren und lenkte sein Pferd neben das Muztas.
»Ich weiß!«, bellte Muzta. »Schließlich habe ich gesehen, wie ihr Standartenträger in der Schlacht von Orki von dem großen Qubata niedergestreckt wurde.«
»Und wo sind jetzt dein Qubata, deine Orkier, deine zwanzig Urnen?«, fauchte der Merki zur Antwort. »Was haben die Yankees mit ihren Leichen angestellt?« Er lachte, das Gesicht zu einer Miene der Verachtung verzogen.
Muzta spürte, wie sein Herz vor Zorn bebte. Falls man ihn hergerufen hatte, um ihn zu demütigen, konnte er diese Farce auch gleich an Ort und Stelle beenden.
»Ich bin immer noch der Qar Qarth meines Volkes!«, brüllte er, drehte sich im Sattel um und riss das Schwert aus der Scheide.
Der Merkikrieger starrte ihn mit unverhohlenem Hass an.
»Du warst respektvoll genug, als du mein Zelt betreten und diese Verhandlungen angeboten hast!«, schrie Muzta. »Und jetzt, wo ich dich begleitet habe, meine Sicherheit garantiert unter dem Bluteid deines Qar Qarth, versteckst du dich hinter den Schwertern deiner Krieger und verhöhnst mich.«
Der Offizier spornte mit grausamen Fersenstößen sein Pferd an und zog ebenfalls das Schwert.
»Tugare, das Vieh frisst das Fleisch deiner Krieger. Du bist nicht mal meiner Verachtung würdig. Ich beschmutze meine Klinge, wenn ich dein Blut nehme!«
»Nartan, lass dein Schwert fallen!«
Benommen wandte sich der Merkikrieger von Muzta ab, der sich schon in den Steigbügeln aufgerichtet hatte, bereit zuzuschlagen. Muzta zögerte und folgte dem Blick des Merkis.
Vor dem Tor saß ein einzelner Krieger von kleiner Statur auf seinem Pferd und reichte seinen zwei Meter siebzig großen Gardisten kaum an die Schultern. Die langen Arme strotzten jedoch von Kraft, und das zottige schwarze Haar glänzte unter einer frischen Schicht gekochten Viehfetts. Muzta brauchte nicht erst zu fragen, ob dort Jubadi Qar Qarth vor ihm stand, Herrscher der Merkihorden.
Als hätte ihn jemand geschlagen, ließ Nartan das Schwert fallen, das klappernd aufs gemauerte Dock fiel; das hohe metallische Klappern durchbrach als einziges Geräusch die gespannte Stille, die sich angesichts dieser Konfrontation ausbreitete.
»Hebe dein Schwert wieder auf und tritt vor mich!«, brüllte Jubadi.
Der Krieger sprang aus dem Sattel, hob das Schwert auf und schritt das Dock entlang, den Kopf trotzig erhoben.
Kalt erklärte Jubadi: »Mein Befehl lautete: bringe Muzta, Qar Qarth der Tugarenhorde, zu mir, ohne ihm Verletzungen oder Kränkungen zuzufügen. Ich hatte erwartet, dass dies innerhalb eines Dritteljahres geschieht. Du hast viermal so lange gebraucht. Und im Schatten meines Zeltes, das ich Muzta als einen Ort der Sicherheit zugesagt habe, hieltest du es für richtig, ihn und mich zu beleidigen.«
Nartan stand schweigend da.
»Töte dich!«, befahl Jubadi kalt.
Nartan wandte sich ab und blickte zu Muzta zurück, und kalter Hass blitzte in seinen Augen auf.
Er kniete sich hin, stützte den Schwertknauf am Boden ab, setzte sich die Spitze direkt unter die Rippen.
»Tugare, sieh her, wie Merki gehorchen und sterben!«, zischte Nartan, und ohne einen Sekundenbruchteil zu
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