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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Erleichterung nahm Muzta seinen Kelch entgegen und nickte nach Westen, während er ein kleines Trankopfer vergoss. Dann hob er den Schädel ohne jede weitere feierliche Geste an, leerte ihn in einem Zug und genoss den kühlenden Trunk. Ohne zu zögern, packte er den schweren Tontopf und schenkte sich erneut ein.
    »Wie ihr diese Hitze aushalten könnt, geht über meine Begriffe«, knurrte Muzta, nachdem er den zweiten Kelch beinahe so rasch geleert hatte wie den ersten.
    »Wie ihr euren verdammten eisigen Norden ertragt, ist auch für mich ein Geheimnis. Jedenfalls ist es hier besser als im Bantagreich.«
    »Ah ja, die Bantag«, überlegte Muzta und sah seinen Gastgeber an. »Ich denke, letztlich drehen sich alle diese Ereignisse hier um die Bantag.«
    »Unsere Ahnen und Urahnen haben sich über zahllose Generationen hinweg bekämpft«, sagte Jubadi, und die Spur eines Lächelns hellte seine Miene auf, als schwelgte er in kostbaren Erinnerungen.
    »Wie es nun mal immer war – denn was wäre die Quelle unseres Stolzes, der Grund für unsere Existenz, wenn nicht die Stärke unserer Waffen zu zeigen?«
    »Und diese Stärke ist nicht mehr, mein alter Feind«, erwiderte Jubadi.
    Muzta wollte sich schon entrüsten, konnte Jubadis Ton aber keinerlei Spott entnehmen.
    »Wie sonst könnten wir unseren Mut, unsere Kraft, unseren Stolz beweisen«, fuhr Jubadi fort, »als dadurch, die Schwerter zu kreuzen: Tugare gegen Merki, Merki gegen Bantag? Denn sind wir nicht vom selben Volk? War es nicht schon so in den Tagen unserer Vatergötter, die zwischen den Sternen wanderten?«
    Muzta nickte bedächtig. Während der Umkreisung seiner Jugend und wieder nach dem letzten großen Krieg – waren nicht die Abendfeuer entzündet worden und hatten gebrannt zum Singsang der Sagenkünder, wie sie diese Erzählungen von Kühnheit vortrugen? Hatte er nicht in seiner Jugend davon geträumt, dass er dereinst, wenn er nach Westen flog, um im Himmel der endlosen Steppe zu ruhen, des Nachts den Gesängen seines Volkes dort unten lauschen würde, wie sie neue Lieder von seinem eigenen Wagemut sangen, Lieder aus der Zeit, in denen er als Qar Qarth unter ihnen wandelte?
    »Wir könnten euch jetzt vernichten«, sagte Jubadi mit ferner und kalter Stimme. »Ihr tragt schwere Mühsal. Für jeden Krieger, den ihr habt, müssen zwanzig Kinder gefüttert werden. Sogar eure Frauen reiten jetzt auf die Jagd. Ich könnte meine Vushka Hush losschicken wie einen Sturmwind. Euer Volk kann sich nicht ewig verstecken – innerhalb eines Jahres würden wir euch finden und alle erschlagen, die noch übrig sind. Ich brauchte nur zwei Umen vorauszuschicken, damit sie im Norden und Osten ausfächern, und letztlich würden wir euch in unserem Netz fangen, könnten doch meine Krieger an einem Tag die Entfernungen zurücklegen, für die eure Jurten vier brauchten.
    Ich brauche nur die Hand auszustrecken, und jede Erinnerung an das Volk der Tugaren wird für immer verschwinden. Selbst die Geister eurer Ahnen würden dahingehen, wenn die Lieder ihres Volkes nicht mehr des Nachts zum Himmel stiegen und ihre Kraft erneuerten. Sodass selbst auf der endlosen Steppe des Westhimmels der Name der Tugaren vergessen wäre.«
    »Warum tust du es dann nicht?«, knurrte Muzta. »Oder setzen euch die Bantag im Süden so hart zu?«
    Jubadi sah ihn erstaunt an, und der Qar Qarth der Tugaren lächelte zum ersten Mal, denn er wusste, dass er seinen Rivalen auf dem falschen Fuß erwischt hatte.
    »Ich weiß, dass ihr zu Beginn des vergangenen Frühlings eine Schlacht gegen sie verloren habt, unweit der Enge des Salzmeeres weit westlich von hier, und dass ihr nur durch eine List ihr Elite-Urnen vernichten und so einen vorübergehenden Rückzug erzwingen konntet.«
    »Haben die Ohren und Augen Muztas Flügel?«, wollte Jubadi wissen.
    »Vergiss nie jenes Vieh, das man die Wanderer nennt«, antwortete Muzta leise. »Ich habe gelernt, dass sie mehr sind als nur ein Ärgernis, mehr als Fliegen, die um unsere Ohren summen. Nachrichten von dem, was geschieht, wandern zwischen ihren Lippen wie der Wind.
    Eine Siegesnachricht läuft schnell, aber die Kunde von einer Niederlage hat Flügel«, fuhr Muzta gelassen fort. »Wir hatten beide Schwierigkeiten, Jubadi Qar Qarth.«
    »Aber mein Problem geht auf Angehörige des Erwählten Volkes zurück, nicht auf Vieh!«, knurrte Jubadi. »Vergiss nicht, Muzta, ich kann dich auf eine Laune hin vernichten!«
    »Dann tue es doch!«, brüllte Muzta und sprang

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