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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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und Preise anbot, die die alten Familien aus dem Rennen warfen. Mikhail hatte selbst mal das Haus aufgesucht, in dem diese Papiere gehandelt wurden, und es voller Abscheu wieder verlassen, nachdem er dort miterlebt hatte, wie bloße Bauern schrien und Geschäfte abschlossen und wie sie Kleidung trugen, die sie noch vor wenigen Jahren um Kopf und Kragen gebracht hätte. Er war nach wie vor entrüstet darüber, dass ein schmutziger Bauer ihm Geld für seine Ernte anbot, noch ehe sie überhaupt eingebracht war. Er hielt den Mann ursprünglich für verrückt, bis er später feststellen musste, dass dieser Bastard und etliche hundert mehr an Abschaum, die er repräsentierte, doppelt so viel Gewinn gemacht hatten wie Mikhail, sobald alles gesagt und getan war.
    Die alten Vermögen, soweit sie außerhalb des Kreises der Bojaren angehäuft worden waren, schmolzen dahin. Es waren die Emporkömmlinge von Bauern, die jetzt in feinen Sachen weit über ihrem Stand herumliefen. Dadurch entstand Unzufriedenheit, die, wie Mikhail wusste, ihm in die Hand spielen würde, wenn die Zeit kam.
    »Sie erleben noch rechtzeitig ihre Überraschung«, sagte Mikhail und lachte kalt. »Dann sollen sie mal sehen, wie viel Macht ihnen ein Fetzen Papier verleiht.«
    »Die Leitung ist gerade ausgefallen, Sir.«
    Vincent drehte sich zum Kurier um.
    »Irgendwas durchgekommen?«
    »Wir haben das hereinbekommen, kurz bevor sie ausfiel.« Und der Junge reichte ihm einen Bogen Papier.
    Vincent faltete ihn auseinander, las den Text, blickte zu Marcus hinüber und lächelte.
    »Nur zu, lesen Sie es mir schon vor«, sagte Marcus kalt.
    »›An Marcus Licinius Graca, den ersten Konsul des Volkes von Roum‹«, trug Vincent förmlich vor, als verläse er eine Proklamation.
    »›In zwei Tagen wird eine Armee aus fünfundzwanzigtausend Mann mit hundert Geschützen von Rus aufbrechen, um Ihnen in der Stunde Ihrer Not beizustehen. In acht Tagen stehen unsere Streitkräfte vor Ihren Toren, um Ihnen bei der Vernichtung unseres gemeinsamen Feindes zu helfen. Sobald der Sieg errungen wurde, leisten wir jede erforderliche Hilfe, um entstandene Schäden zu beheben.
    Wir sind darüber aufgebracht, dass Sie, unser Gefährte in dieser Krise, die Hauptlast eines solch brutalen und bösartigen Angriffs tragen müssen, und wir stehen Ihnen in der Not zur Seite. Seien Sie gewiss, dass das Volk von Rus einen Vertrag, den es einmal geschlossen hat, bis zum Tode halten wird.
    Gezeichnet, Präsident Kalencka‹.«
    »Acht Tage«, sagte Petronius und schnaubte verächtlich. »Was nützen sie uns in acht Tagen noch?« Er deutete über das Schlachtfeld hinweg auf eine Reihe von Erdwällen, die in achthundert Metern Entfernung entstanden.
    Vincent blickte wieder hinaus zu den im Aufbau befindlichen Belagerungslinien. Es wimmelte dort von Tausenden Carthas, die Schützengräben und Geschützstellungen aushoben. Sie gingen vorsichtig zu Werk. Sie hatten einige ihrer leichten Feldgeschütze herangefahren und feuerten ab und zu auf die Südmauer. Die beiden schweren Fünfzigpfünder wurden jedoch bislang zurückgehalten; sie standen mehr als anderthalb Kilometer entfernt auf einer niedrigen Erhebung, weit außer Schlagdistanz von Vincents verbliebenen neun Vierpfündern. Tobias riskierte nicht, die Fünfzigpfünder auf eine effektive Distanz heranzufahren, solange sie nicht gut geschützt werden konnten.
    Die ganze Vorgehensweise erschien ihm viel zu vorsichtig. Vor weniger als sieben Stunden war seine ganze Armee in völliger Panik gewesen, während die Carthas vordrangen. Und ohne jeden logischen Grund stoppten diese ihren Angriff in über drei Kilometern Entfernung zur Stadtmauer. Zu dem Zeitpunkt hatte Vincent Gott für die Atempause gedankt, denn das Chaos an den Toren war der reinste Albtraum gewesen.
    Inzwischen fand er jedoch, dass da etwas nicht passte. Tobias hätte nachsetzen und alle niedermetzeln sollen, wie ich es getan hätte, dachte Vincent kalt. Hier war keine militärische Logik am Werk.
    »Mir gefallt diese letzte Zeile«, sagte Marcus leise und unterbrach damit seinen Gedankengang.
    »Sir?«
    »Die Zeile, die davon spricht, einen Vertrag notfalls bis in den Tod zu halten.«
    »Ich kenne den Präsidenten ganz gut, Sir«, sagte Vincent leise. »Er ist ein Mann von großer Ehre, soweit es ein gegebenes Wort anbetrifft.«
    »Möchte er uns damit womöglich noch etwas sagen?«, fragte Petronius kalt.
    Damit überraschte er Vincent, der sich bemühte, Petronius’

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