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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Augen von Tränen zu befreien; er zeigte einen Ausdruck erzwungener Fassung.
    Langsam setzte er wieder den Hut auf.
    »Kommt, meine Familie, fahren wir nach Hause«, sagte er ruhig.
    Andrew befreite sich aus den Händen seiner Großmutter und rannte an Kals Seite. Lächelnd hielt er die Hand hoch, und Kal ergriff sie; so spazierten beide Seite an Seite den Bahnsteig entlang, ein solch berührender Anblick, dass Kathleen um Selbstbeherrschung rang.
    »Kommen Sie doch zum Abendessen herüber, meine Liebe«, sagte Ludmilla, die hinzutrat und ihr den Arm um die Schultern legte.
    »Sehr gern«, flüsterte Kathleen.
    »Nun, sie sind alle fort!«, rief jemand.
    Kathleen blickte auf und sah einen stämmigen, beleibten Mann durch das Stadttor kommen, gefolgt von einem halben Dutzend weiteren.
    »Klar, dass er jetzt auftaucht«, zischte Tanja und kam an Kathleens Seite.
    »Ja, Senatoren, sie sind fort«, bestätigte Kal gelassen und setzte dabei den Weg fort, sodass ihm Mikhail ausweichen musste.
    »Ich bin sicher, dass dieser Feldzug durch die großartigen Pläne, die Ihr und Keane geschmiedet habt, erfolgreich verlaufen wird«, verkündete Mikhail, laut genug, damit die Menschen, die eine respektvolle Distanz zu Kal gewahrt hatten, dem Wortwechsel folgen konnten.
    »Das weiß Kesus allein«, erwiderte Kal, und die Besorgnis war aus seinem Ton herauszuhören.
    »Leider ist Kesus nicht zur Stelle, um uns persönlich zu unterweisen, sodass wir guten Bürger stattdessen auf Euer Urteilsvermögen zählen müssen.«
    Mikhail zögerte und blickte zu Kathleen und Tanja herüber.
    »Und natürlich auf das Urteilsvermögen Keanes und Eures jungen Schwiegersohns, den Ihr zum Botschafter ernannt habt.«
    »Ich setze unumschränktes Vertrauen in unsere Armee, die sich unseren Respekt erworben hat, als sie kämpfte, um uns zu befreien«, entgegnete Kal.
    Kathleen konnte sich ein Lächeln über den Stachel in Kals Antwort nicht verkneifen.
    Mikhail zögerte eine Sekunde lang, betroffen von der verschleierten Beleidigung.
    »Oh, ich unterstütze die Armee vorbehaltlos und bete für ihren ruhmreichen Sieg, aber ich kann nicht umhin zu denken, dass wir es hier mit einem anderen Krieg zu tun haben, Kal«, entgegnete er schließlich, als Kal an ihm vorbeiging. »Ohne die Torheit dieser Eisenbahn und des übertriebenen Ehrgeizes mancher wäre er nie über uns gekommen.«
    »Falls Ihr darüber debattieren möchtet, ist der Senat der richtige Platz dafür«, wies ihn Kal zurecht, ohne sich umzudrehen. »Einen guten Tag wünsche ich Euch, Senator Mikhail Iworowitsch.«
    Mikhail reagierte wütend auf diese Abweisung, und Kathleen erkannte, dass er gehofft hatte, hier in der Öffentlichkeit einen längeren Streit vom Zaun zu brechen und so mit den Ängsten der Familien zu spielen, die gerade zugesehen hatten, wie ihre Lieben abfuhren. Er hatte jedoch sein Ziel trotzdem erreicht, wie Kathleen sehen konnte, als sich die Menschen mit ängstlichen Gesichter einander zuwandten und zu tuscheln begannen. Bei Einbruch der Nacht würde sich diese Begegnung bis in alle Kneipen der Stadt herumgesprochen haben.
    Kathleen folgte Kal mit Tanja an ihrer Seite, die den Kinderwagen schob; dabei blickte Kathleen zu Mikhail hinüber, der ihren Blick mit kalter, finsterer Miene erwiderte.
    »Ich hoffe, dass du in der Hölle schmorst, du in der Gosse geborener Mistkerl!«, flüsterte sie kaum vernehmbar, und ein nettes, freundliches Lächeln tarnte die Worte.
    Sie sah, wie er vor Wut hochfuhr.
    »Komm schon, du Feigling«, flüsterte sie. »Sähe es nicht heldenhaft aus, wenn der tapfere, tugarenküssende Mikhail eine schwangere Frau auf offener Straße angreift?«
    Sein Gesicht lief vor Zorn dunkelrot an, aber er konnte nicht mehr tun, als sie anzufunkeln, als sie an ihm vorbeiging und dabei ein fröhliches Lächeln um ihre Lippen spielte.
    »Andrew hätte ihn aufhängen sollen, und zur Hölle mit der Amnestie«, sagte sie gelassen und blickte zu Tanja hinüber, die sie mit sichtlicher Freude anlächelte.
    Ich denke, ehe alles vorbei ist, muss er das womöglich noch nachholen, dachte sie bei sich, als sie in die Stadt zurückkehrten, die jetzt so seltsam still wirkte, nachdem die Armee losgezogen war.

Kapitel 7
     
     
    Benommen vor Erschöpfung, blieb Vincent an der Brüstung stehen und blickte hinunter. Eine fast dreißig Meter lange Mauersektion lag in Trümmern. Eine weitere Bresche war von der dichten Batterie von Sechspfündern im Süden geschlagen worden, aber

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