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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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hier war es viel schlimmer, angerichtet lediglich von den beiden schweren Geschützen, die keine sechshundert Meter entfernt eingegraben waren.
    Hinter der Bresche schufteten Hunderte von Sklaven und errichteten eine Erdschanze, um die Bresche abzudichten. Diese Abwehrlinie war primitiv, konnte sich aber als wirkungsvoll erweisen, wenn die Männer des Fünften dort Stellung bezogen; die Lücken zwischen den zerstörten Häusern hier waren durch Geröllbarrikaden abgedichtet worden. Vincents Truppe war inzwischen über die Grenze des Erträglichen ausgedünnt: hundert Mann hier, fünfzig Mann an der Südbresche, der Rest auf dem Forum in Reserve, um von dort an die Stelle zu eilen, wo die Krise schließlich überkochte.
    Ein grässliches Problem war, dass beim Bau der Stadtmauern niemand einen Gedanken an Schießpulver vergeudet hatte. Sie waren zu hoch und zu dünn, und schlimmer noch, nirgendwo auf der Mauerkrone konnte man seine Feldgeschütze mit ausreichend Sicherheitsabstand für den Rückstoß aufstellen. Er hatte versucht, eine Kanone mit kurzen Seilen so zu stabilisieren, dass das Fahrwerk nicht zurückrollte. Beim vierten Schuss jedoch riss ein Drehzapfen und setzte die Kanone somit für immer außer Gefecht.
    Die einzige Waffe mit nennenswerter Reichweite hier waren die zwanzig Doppeltorsionsballisten, die knapp vierhundert Meter weit schossen und somit gegen die feindlichen Verschanzungen wirkungslos blieben.
    Vincent blickte wieder zur feindlichen Batterie hinaus. Hätten ihm doch nur ein paar Korporalschaften Scharfschützen mit zielfernrohrbewehrten Witworth-Gewehren zur Verfügung gestanden! Damit hätten sie den Geschützmannschaften übel zusetzen können. Falls ich das hier lebend überstehe, überlegte er kalt, werde ich dafür sorgen, dass dieser Mangel behoben wird.
    »Alle runter!«, brüllte ein Ausguck.
    Die Sklaven ließen ihr Werkzeug fallen und rannten in alle Richtungen auseinander. Vincent fühlte sich exponiert, geradezu nackt, aber als richtiger Offizier musste er seine Verachtung für feindlichen Beschuss demonstrieren. Mit bedachter Lässigkeit wandte er der feindlichen Batterie den Rücken zu und blickte in die Bresche hinab.
    Ein hohes, durchdringendes Heulen fuhr heran. Benommen registrierte er den Luftzug, und einen entsetzlichen Augenblick lang glaubte er schon, sein letztes Stündlein hätte geschlagen. Ein klaffendes Loch entstand in einem Haus gegenüber der Bresche, eine Sekunde später gefolgt von Donnerschlag, Blitz und Rauch. Eine komplette Seitenwand platzte auf, ergoss ihre Trümmer auf die Straße und zerschmetterte drei Männer, die im Rinnstein Deckung gesucht hatten. Dachziegel zischten wie Sicheln durch die Luft und zerplatzten an einer Hauswand auf der anderen Straßenseite.
    Schreckensschreie ertönten. Menschen rappelten sich auf und stürmten in Panik die Straße hinunter, weg von den mörderischen Explosionen.
    Vincent verfolgte, wie ein Trupp Legionäre hervorstürmte und mit aufgerichteten Schilden den Fluchtweg versperrte. Ein Schwert zuckte vor, und ein Sklave stolperte schreiend rückwärts und hielt sich die Seite. Der Mob hielt an, gab dann mürrisch nach und kehrte fluchend an die Arbeit zurück.
    »Können Sie mit den Beschädigungen Schritt halten?«
    Vincent drehte sich zu Marcus um, der von hinten herangetreten war.
    »Wissen Sie, Sir, es ist wirklich unklug, wenn wir uns beide dermaßen dem Beschuss aussetzen.«
    »Was Sie mir damit sagen möchten: ich soll mich hinten auf dem Forum verstecken.«
    »Sir, ich denke, Sie wissen, was passiert, falls Sie umkommen.«
    »Catullus und Petronius hielten es für die optimale Lösung«, stellte Marcus lächelnd fest. »Können Sie den Feind noch abwehren?«
    »Es sind immer noch fünf Tage, bis Verstärkung eintrifft«, antwortete Vincent leise. »Falls der Feind uns weiter dermaßen zusetzt, hat er bis dahin eine hundert Meter breite Lücke in unsere Linien geschlagen. Meine Schützen könnten eine solch breite Bresche nicht halten. Ich habe ohnehin schon fast die Hälfte meiner Männer verloren.«
    »Das soll Petronius gestern Abend auch gesagt haben.«
    »Können Sie ihn abwehren?«
    Marcus blickte über die Schulter zu Boris und der übrigen Leibwache.
    »Sie hatten Recht, was Attentate anbetrifft«, sagte Marcus leise.
    »Was?«
    »Vor einer Stunde gerade!«, berichtete Boris aufgeregt, als er neben Marcus trat.
    »Hören Sie sich die Meldung von ihm an – er hat viel mehr gesehen als ich«, erklärte

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