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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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und sich zu ihm gesellte.
    »Nichts weniger«, antwortete Andrew trocken, und er hatte einen Knoten im Bauch, als der Junge an die Seite der Plattform trat und sich hinauslehnte.
    »Das geht aber wirklich tief hinab, Sir.«
    »Mehr als dreißig Meter, mein Sohn. Komm jetzt wieder herauf.«
    Der junge Russoldat kam zurück und sah Andrew an, als stünde er nur irgendeinem langweiligen Erwachsenen gegenüber, der ihm gerade den Spaß verdorben hatte.
    »Wie heißt du, Junge?«, erkundigte sich Andrew leicht verlegen. Langsam konnte er sich nicht mal mehr die Namen seiner unmittelbaren Mitarbeiter merken. Sie kamen für mehrere Monate zu ihm, erfuhren ihre Ausbildung und zogen dann wieder ihres Weges, um in anderen Regimentern als Adjutanten zu dienen.
    »Gregori Wassilowitsch, Sir.« Und mit stolzer Geste deutete er zur Seite. »Mein Vater hat geholfen, diese Brücke zu bauen.«
    »Na, da haben Sie ja etwas, worauf Sie wirklich stolz sein können, Gregori.«
    Der Zug schwankte leicht, und Andrew klammerte sich noch fester ans Geländer. Da die Bockbrücke keinerlei Seitengeländer hatte, schien es, als führe der Zug durch die Luft, und Andrew hatte das Gefühl, der Wagen könne jederzeit einfach seitlich hinunterkippen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Sir, sie ist so sicher, wie es nur geht. Die größte Brücke auf der Welt.«
    Andrew hatte den Bau staunend verfolgt. Über hunderttausend Meter Holz waren hier verbaut worden. Ferguson hatte diese gut siebenhundert Meter lange Konstruktion mit erstaunlicher Kunstfertigkeit geplant. Alle hölzernen Stützen und Balken wurden in einer Sägemühle im Wald, fünfundzwanzig Kilometer nördlich von hier, vorab auf eine Standardgröße zurechtgeschnitten, dann den Fluss hinabgeflößt und durch Holzstifte zusammengenietet. Das Erstaunlichste überhaupt war, dass der ganze Bau in weniger als einem Monat fertig gestellt wurde. Ferguson glaubte sich im Wettstreit mit dem legendären Bahningenieur Hermann Haupt, der an den Versorgungslinien der Nordstaatenarmee Wunder gewirkt und eine Brücke von ähnlichen Ausmaßen in nur drei Tagen errichtet hatte. Lincoln bezeichnete diese Brücke als das Bohnen-und-Maisstängelwunder. Der Name blieb haften, und die meisten Eisenbahner nannten auch diese Brücke jetzt die Bohnenstängelbrücke, was derzeit nur wenig zu Andrews Beruhigung beitrug. Die Linie benötigte fünf weitere große Brücken und Dutzende kleinerer, und Ferguson betrachtete diese hier als seine stolzeste Leistung.
    Der Zug fuhr im Schleichtempo über die Brücke, und als sie sich dem Ostufer näherten, sah Andrew Männer in zwei Reihen das Ufer hinaufsteigen – Eimerbrigaden, die mit rasendem Tempo schufteten. Der Zug gelangte ans Ufer, und mit durchdringendem Kreischen stoppte die Lok.
    »Fünfzehn Minuten, fünfzehn Minuten!«, fuhr der Ruf den Zug entlang.
    »Mitchell, verbinden Sie uns mit dem Kabel und besorgen Sie die neusten Meldungen!«, rief Andrew in den Wagen hinein.
    Er stieg hinunter und sprang auf die Erde, ächzte und streckte sich. Ein chaotischer Wasserfall von Männern strömte aus den Wagen vor und hinter ihm.
    Der Tankstopp war ein verrückter Strudel aus hektischer Aktivität. Ein weiterer Zug hielt vor ihnen und wurde noch mit Wasser nachgefüllt, während Mannschaften Holz auf den Tender warfen.
    »Nicht auf dieser Seite, ihr Blödmänner! Auf der anderen Seite!«, schrie ein müder Soldat, der an der Strecke entlang ging. Sein Fuß zuckte vor und erwischte einen Kameraden am entblößten Hinterteil, als dieser sich gerade keine drei Meter neben dem Zug hinhocken wollte.
    »Das ist eine gottverdammte Seuchengrube da draußen!«, schrie Emil, als er zu Andrew trat und auf die andere Seite des Zugs deutete.
    »Na ja, das ist etwas, was wir nie eingeplant hatten«, entgegnete Andrew trocken. »Wenn man fünfundzwanzigtausend Mann befördert, müssen sie ja irgendwo hingehen.«
    Wenigstens waren sein Stabswagen und die Fahrgastwaggons mit Toiletten ausgestattet, bei denen es sich allerdings um nicht mehr handelte als kleine Kämmerchen mit dem üblichen Sitz, der sich direkt zur Gleisstrecke hin öffnete. Für die Männer in den übrigen Wagen musste es jedoch ziemlich schwierig sein.
    »Gott, was für ein Gestank!«, knurrte Emil und stolzierte davon. Andrew rümpfte die Nase und stellte fest, dass er ihm in diesem Punkt uneingeschränkt beipflichtete.
    Ein junger Telegrafist kam an Andrew vorbei und kletterte den Telegrafenmast hinauf, wobei er ein

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