Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
Kabel hinter sich herzog. Andrew sah ihm einen Augenblick lang zu, als der Mann den Querbalken erreichte. Er hielt sich dort oben mit einer Hand fest, während er mit der anderen den in den Zug führenden Draht vom Rücken löste und mit der Hauptleitung verband.
»Eingeschaltet!«
Andrew hörte die Taste im Zug lebendig werden, als dort Mitchell, der Begründer des Telegrafensystems, eine Meldung sendete. Eine kurze Pause trat ein, und dann kam die Antwort.
Mehrere Minuten später hörte das Klappern auf, und Mitchell erschien am Fenster, beugte sich heraus und reichte Andrew ein Papier.
»Wie sieht die Lage aus?«, wollte Kindred wissen, der hinzutrat und aufgrund seines Asthmas pfeifend atmete.
»Hundertfünfzig Kilometer hinter uns ist ihnen das Holz ausgegangen, was die letzten vier Züge erwischt hat. Sie verbrennen alles, was sie haben, einschließlich der geschlossenen Güterwagen, um den nächsten Bahnhof zu erreichen. Weiter voraus auf der Strecke hatte ein Wagen einen Achsbruch und dadurch ist der Zug entgleist. Acht Verletzte, ein Toter. Die Linie war eine Zeit lang blockiert, als man die Wagen mit Muskelkraft wieder auf die Schienen setzte. Hier im Zentrum der Kolonne sind wir ein paar Stunden im Zeitplan zurück. Das Wasser wird auf ganzer Strecke knapp, aber wir haben bislang nur einen Zug verloren.«
Dabei deutete er auf das Nebengleis, wo eine alte Lokomotive der ersten Baureihe mit gebrochener Antriebswelle vor ihren acht Wagen auf der Seite lag. Sie war etliche Kilometer weiter auf der Strecke kaputtgegangen. Die nächste Lok wurde daraufhin vom Zug abgekoppelt und schleppte sie zurück. Dabei hatte man noch Glück gehabt. Wäre der Schaden auf halber Strecke zwischen zwei Tankstopp-Rangiergleisen eingetreten, hätte das den ganzen Zeitplan ruiniert.
»So weit, so gut«, sagte Andrew gelassen und blickte zu Mitchell hinauf. »Senden Sie meine Zustimmung und trennen Sie die Verbindung.«
Die Pfeife des Zugs vor ihnen stieß ihren durchdringenden Ruf aus, und der Lokführer spielte die Eröffnungstakte eines beliebten und sehr obszönen Kneipenliedes. Viele Lokführer hatten das Spiel mit der Dampfpfeife gelernt, und jeder wählte sich eine spezielle Melodie als persönliches Kennzeichen. Sie taten es niemals, wenn Mina zugegen war, denn er verdammte diese Praxis vehement als Vergeudung von gutem Dampf.
Der Telegrafist auf dem Mast riss das Verbindungskabel ab und warf es hinunter, während Mitchell es bereits einholte; dann kletterte der Telegrafist am Mast herab.
Die Letzten der Männer sprangen wieder an Bord, als der Zug schon Fahrt aufnahm. Andrews Zug ruckte derweil vor, bis die Lok unter dem Wassertank zum Stehen kam, um dort die Lok des abgefahrenen Zuges zu ersetzen. Der Schlauch purzelte herab, und Andrew sah zu, während langsam das Wasser herausrieselte.
Er sah, wie sich die Eimerbrigaden an die groben Leitern klammerten, die zum Wassertank hinaufführten, und dort die Eimer hinaufreichten, aus denen das kostbare Nass in den Tank floss, Nachschub in dem niemals endenden Versuch, den Bedarf zu decken. Was ihnen hier fehlte, das war ordentlich Wind für den Betrieb der Pumpe – gerade jetzt, wo es am nötigsten gewesen wäre.
Soldaten drängten sich an Andrew vorbei, traten an den Tender heran und warfen Holzscheite hinauf. Der Lokführer sprang aus der Kabine, die Ölkanne in der Hand, und machte sich an die Arbeit, während der Heizer und die beiden Bremser am Zug entlangliefen und die Rader mit Hämmern prüften, um am Ton mögliche Risse zu erkennen.
Aus der Menge sah Andrew eine blau uniformierte Gestalt vortreten. Der korpulente Offizier mit Schnurrbart salutierte.
»Stover, Sir, Kommandeur des 2. Wasima. Es war unser Zug, der kaputtgegangen ist.«
Andrew musterte ihn einen Augenblick lang und suchte hektisch sein Gedächtnis ab.
»Cliff, nicht wahr?«
»Danke, Sir, ja«, antwortete Stover lächelnd. »Ich habe die Jungs den Wassertrupps zugeteilt, damit sie so der hiesigen Garnison helfen können. Die Übrigen schneiden einen Stapel Holzreste als Brennholz zurecht.«
»Schön. Tut mir Leid, sagen zu müssen, dass Sie für die Schlacht nicht mehr in Frage kommen. Ihre Jungs können die hiesige Garnison verstärken.«
Die Enttäuschung in Stovers Gesicht war unübersehbar.
»Es ist eine wichtige Aufgabe. Sollten Sie diese Brücke verlieren, stecken wir alle in Schwierigkeiten. Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, was Cromwell im Schilde führt.«
»In Ordnung,
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