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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Sir«, sagte Stover traurig.
    Der Lokführer kam wieder hinter dem Zug zum Vorschein und sprang zurück in den Führerstand. »In Ordnung, wir sind fast voll!«
    Andrew blickte entlang der Strecke zurück und sah einen weiteren Zug näherkommen und hinter ihnen auf der Brücke halten.
    Der Lokführer betätigte die Pfeife. Diesmal war es ein religiöses Lied, und Andrew musste über den Kontrast zur vorigen Melodie lächeln.
    »Alles einsteigen!«
    Andrew erwiderte Stovers militärischen Gruß und ging den Zug entlang zurück, wobei er den Arbeitern auswich, die in rasendem Tempo Brennholz nachluden. Männer hasteten an ihm vorbei und salutierten vor ihm, sodass er mit ständig erhobener Hand gehen musste. Er stieg auf die Wagenplattform und gesellte sich dort wieder zu Emil, der kalt auf die Südseite der Strecke hinabblickte. Andrew spürte, wie sich ihm bei dem Anblick und dem Geruch der Magen umdrehte. Männer liefen vorbei, manche noch im Kampf mit ihren Hosen begriffen, worüber ihre Kameraden begeistert brüllten.
    Die Pfeife ertönte aufs Neue, und ganz langsam nahm der Zug Fahrt auf. Ein armer Soldat rutschte aus und landete mit dem Gesicht im Dreck, und heiseres Jubelgebrüll erschallte. Der Soldat rappelte sich auf und zeigte eine Miene entsetzten Abscheus über den Schmutz, der ihn von Kopf bis Fuß bedeckte. Andrew platzte los.
    »Komm schon, Annatow, du wertloses Stück Scheiße!«, dröhnte eine Stimme, die offenkundig einem aufgebrachten Sergeant gehörte.
    »Annatow in Scheiße, Annatow in Scheiße!«, stieg der Gesang auf, begleitet von hysterischem Lachen.
    »Komm schon, Junge!«, rief Andrew. »Lauf zu!«
    Der Soldat blickte zu ihm hinauf, salutierte im Laufen, holte seinen Wagen ein und wurde dort mit lautem Stöhnen des Ekels empfangen.
    »Dieser arme Junge wird seinen Spitznamen bis ans Lebensende tragen«, gluckste Emil.
    Andrew wurde bei diesen Worten gleich wieder ernst.
    »Ich hoffe nur, dass er dann ein alter Mann sein wird, der letztlich noch über all das lachen konnte«, sagte er, wandte sich ab und kehrte in den Wagen zurück.
    »Der Kommandeur empfangt Sie jetzt.«
    Vincent kochte. Er und Lucullus, erster Tribun der Legion, hatten die Linien durchquert und anschließend über eine Stunde lang in der Sonne vor einem großen Zelt mit Vordach warten müssen. Erst als sich Lucullus mit einem wütenden Fluch umwandte und zurück zur Stadt gehen wollte, beeilte sich ihre Eskorte, ihm nachzulaufen und zu bitten, er möge bleiben, boten ihnen beiden Wein und einen kühlen Platz an, um sich dort zu setzen, begleitet von dem Versprechen, bald vorgelassen zu werden.
    Die Zeltklappe wurde aufgeschlagen, und Vincent konnte nicht umhin zu bemerken, dass die ganze Konstruktion an eine Tugarenjurte erinnerte, wobei er sich entschieden unbehaglich fühlte.
    Als er die Düsternis betrat, sah er eine kleine, rundliche Gestalt zur Begrüßung hinter einem Tisch aufstehen.
    »Ich bin Tobias Cromwell, Kommandeur von Flotte und Heer«, sagte sie auf Cartha, und ein daneben stehender Dolmetscher übertrug die Worte in brauchbares Latein.
    »Lucullus, Tribun der Legion, Gesandter des ersten Konsuls!«, bellte der alte Krieger und nahm Haltung an.
    Vincent betrachtete Cromwell mit kalter Wut.
    »Wir brauchen uns einander nicht vorzustellen, Tobias«, sagte er scharf.
    »Wissen Sie, Sie wurden gar nicht zu dieser Begegnung eingeladen«, entgegnete Tobias. »Deshalb auch die Verzögerung. Mein Stab und ich hatten eine angeregte Diskussion über Sie.«
    »Und dann sind Ihre Merkiherren hinten hinausgeschlichen, als Sie fertig waren, nicht wahr?«, gab Vincent zurück.
    »Merki?«, fragte Tobias und breitete die Hände zu einer Geste der Unschuld aus.
    Ohne auf eine Einladung zu warten, ging Vincent hinüber und setzte sich auf einen Stuhl an Cromwells Tisch.
    Lucullus warf ihm einen tadelnden Blick zu und setzte sich dann neben ihn.
    »Welchem Zweck dient diese Unterhandlung?«, fragte der Tribun.
    »Weiteres Blutvergießen zu vermeiden«, antwortete Tobias.
    »Unter welchen Bedingungen?«
    »Dass Sie Ihr Abkommen mit den Rus widerrufen und ihnen verbieten, mit der Eisenbahn auf Ihr Territorium vorzudringen – mehr nicht. Als Gegenleistung erhalten Sie die gleiche Rüstungshilfe, die die Rus angeblich bereitstellen wollten. Tatsächlich bin ich sogar in der Position, Ihnen sofort eintausend unserer Musketen zu übergeben und Ihnen auch die Ausbilder zur Verfügung zu stellen, die Ihre Männer darin schulen

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