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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht der von Chlor … er war viel erdiger, ursprünglicher.
    Wo sind wir? Sie konnten nicht weiter als ein paar Blocks vom Kapitol entfernt sein. Wieder blieben sie stehen. Bellamy hörte das elektronische Ping einer Sicherheitstür, die zischend zur Seite glitt. Er wurde weitergeschoben. Diesmal war der Geruch, der ihn erwartete, unverwechselbar.
    Mein Gott! Schlagartig wurde ihm klar, wohin man ihn gebracht hatte. Er kam oft hierher, wenngleich nie durch den Seiteneingang. Das prachtvolle Glasgebäude war bloß dreihundert Meter vom Kapitol entfernt und gehörte rein technisch sogar noch zum U.S. Capitol Complex. Eines von meinen Gebäuden! Es war Bellamys eigener elektronischer Schlüsselanhänger, der ihnen überall Zutritt verschaffte.
    Er wurde von kräftigen Armen durch die Tür gestoßen und eine vertraute, gewundene Passage hinuntergeführt. Die schwüle Wärme dieses Ortes fühlte sich normalerweise beruhigend an – in dieser Nacht jedoch schwitzte Bellamy heftig.
    Was tun wir hier?
    Unvermittelt blieben sie stehen. Bellamy wurde auf eine Bank gestoßen. Der muskulöse Wärter löste seine Handschellen gerade lang genug, um sie hinter ihm an der Bank erneut festzumachen.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte Bellamy mit wild pochendem Herzen.
    Die einzige Antwort war das Geräusch sich entfernender Schritte und der ins Schloss gleitenden Glastür.
    Dann herrschte Stille.
    Totenstille.
    Wollen sie mich etwa hier zurücklassen? Bellamy schwitzte noch stärker, als er versuchte, sich von seinen Fesseln zu befreien. Ich kann mir nicht mal die Augenbinde herunternehmen!
    »Hilfe!«, brüllte er, so laut er konnte. »Ist jemand da? Hilfe!«
    Noch während er rief, wurde ihm bewusst, dass niemand ihn hören konnte. Der gläserne Raum, der sogenannte Dschungel, war vollkommen luftdicht, sobald die Türen geschlossen waren.
    Sie haben mich tatsächlich hier zurückgelassen, dachte Bellamy entsetzt. Vor morgen Früh wird mich niemand finden.
    Dann hörte er das Geräusch.
    Es war so leise, dass er es kaum wahrgenommen hatte, doch es ängstigte ihn beinahe zu Tode.
    Jemand atmet. Ganz dicht neben mir.
    Er war nicht allein auf der Bank.
    Plötzlich das Fauchen eines Schwefelhölzchens so dicht vor seinem Gesicht, dass er die Hitze spürte. Bellamy zuckte instinktiv zurück und zerrte wild an seinen Ketten.
    Eine Hand griff ihm ins Gesicht und riss ihm die Augenbinde herunter.
    Die Flamme des Streichholzes spiegelte sich in den schwarzen Augen von Inoue Sato, als diese sich nur wenige Zentimeter vor Bellamys Gesicht eine Zigarette ansteckte.
    Sie musterte ihn im Mondlicht, das durch die Glasdecke in den Raum fiel. Unübersehbar weidete sie sich an seiner Angst.
    »Da wären wir also, Mr. Bellamy«, sagte Sato und wedelte das Streichholz aus. »Wo fangen wir an?«

KAPITEL 70
    Ein magisches Quadrat.
    Katherine nickte, als sie die Zahlenfelder auf Dürers Kupferstich sah. Die meisten Menschen hätten Langdon wahrscheinlich für verrückt erklärt, doch Katherine war rasch klar geworden, dass er recht hatte.
    Der Ausdruck ›magisches Quadrat‹ bezog sich weniger auf Magie als vielmehr auf ein mathematisches Gebilde – eine Anordnung von Zahlen, bei der sämtliche Reihen und Spalten sowie die Diagonalen beim Addieren das gleiche Ergebnis aufwiesen.
    Ersonnen worden war dieses Schema vor mehr als viertausend Jahren von ägyptischen und indischen Mathematikern. Noch heute glaubten manche Menschen, dass diese Quadrate über magische Kräfte verfügten.
    Katherine hatte gelesen, dass fromme Inder bis zum heutigen Tag spezielle 3x3-Matrizes, sogenannte ›Kubera Kolam‹, auf ihre Puja-Altäre malten. Die meisten modernen Menschen jedoch hatten die magischen Quadrate der Kategorie ›Entspannungsspielereien‹ zugeordnet, und viele vertrieben sich die Zeit damit, immer neue ›magische‹ Anordnungen zu finden. Sudoku für Gelangweilte.
    Katherine untersuchte Dürers magisches Quadrat, indem sie probehalber die Zahlen in mehreren Spalten und Reihen addierte.
    16       3       2       13
    5       10       11       8
    9       6       7       12
    4       15       14       1
    »Vierunddreißig«, stellte sie fest. »Jede Richtung ergibt vierunddreißig.«
    »Genau«, bestätigte Langdon. »Aber das ist noch nicht alles. Wusstest du, dass dieses magische Quadrat deshalb so berühmt ist, weil Dürer das anscheinend Unmögliche zustande gebracht hat?«

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